Christuskirche Bochum

Christuskirche Bochum

Vor einigen Tagen habe ich erst einen kleinen Bericht über die Fototour zum Kölner Dom veröffentlicht, da geht es heute schon mit dem nächsten Kirchenbau weiter: Der Christuskirche in Bochum. Optisch spielt die Kirche in Bochum natürlich in einer ganz anderen Liga als der Kölner Dom, allerdings spricht sie als Mahnmal gegen Krieg und “Kirche der Kulturen” mit vielen abwechslungsreichen Angeboten auch eine ganz andere Zielgruppe an.

Doch zunächst ein wenig zur ereignisreichen Geschichte der Christuskirche. Vom neugotischen Bau, der zwischen 1877 und 1878 unter der Leitung des Baumeisters Heinrich Schwenger errichtet wurde, ist heute nur noch der Turm erhalten.

Zur Gründungszeit der Kirche überragte der Turm die benachbarten Schornsteine des Bochumer Vereins, dem damals zweitgrößten Stahlwerk des Deutschen Reichs. In der Eingangshalle wurden zur Einweihung vier Reichsadler montiert, die erst im Jahre 1929 wieder entfernt wurden.

1931 wurde vom Bochumer Architekten Heinrich Schmiedeknecht eine Heldengedenkhalle im Turm eingerichtet. In einem aufwändigen Goldmosaik sind die Namen von 1.362 im Ersten Weltkrieg (1914–1918) gefallenen Gemeindemitgliedern eingearbeitet. Im Eingangsbereich stehen außerdem die 25 Staaten, gegen die Deutschland Krieg geführt hat.

Christuskirche Bochum

Einige Jahre vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs regte sich in der Christuskirche Widerstand gegen das Naziregime. Schon 1933 – im gleichen Jahr, in dem Hitler an die Macht kam – predigte der evangelische Pfarrer Hans Ehrenberg, der seit 1925 in der Bochumer Innenstadtgemeinde als Pfarrer tätig war, gegen den Nationalsozialismus: „Wir sagen Nein“ und „… der völkische Mensch will Heldentum und Kameradschaft, wir wollen Auftrag und Bruderschaft.“

Ehrenberg selbst war konvertierter Jude, Mitbegründer der Bekennenden Kirche und zusammen mit vier anderen westfälischen Pfarrern beteiligt an den „Bochumer Bekenntnissen“. Am 9. November 1938 wurde Ehrenberg schließlich verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Mit Hilfe des Bischofs von Chichester gelangte er 1939 ins britische Exil.

Nachdem der Zweite Weltkrieg am 01.09.1939 ausgebrochen war, wurde die Kirche bei einem der ersten größeren Bombenangriffe auf die Stadt Bochum am 14. Mai 1943 völlig zerstört. In den Folgenden Monaten wurde beinahe die gesamte Innenstadt durch Bombardements vernichtet. Ausgerechnet der Turm, der die Feindstaaten Deutschlands aufzeigt, blieb jedoch unbeschädigt – vermutlich weil er den alliierten Bomberpiloten als Orientierungspunkt diente.

Acht Jahrzehnte nach der ersten Grundsteinlegung wurde die “neue” Christuskirche am 15.05.1957 gegründet. Ein neues, zeitgemäßes Hauptgebäude wurde in den folgenden zwei Jahren errichtet. Es ist ein Stück abgesetzt vom alten Turm, um den “Bruch mit der Vergangenheit” zu symbolisieren ohne jedoch die deutsche Geschichte zu leugnen.

Zur Erhaltung des Turms wurde die Initiative „Denkmal gegen Gewalt“ ins Leben gerufen, um mittels Spenden die hohen Sanierungskosten decken zu können. Die Halle des Turms wurde jedoch erst 1999 zum Tag des offenen Denkmals wieder für die Öffentlichkeit geöffnet. Der Neubau, der wie ein “Fremdkörper im Bild der Stadt” wirkt, erinnert an den Krieg und mahnt die Bürger, dass sich die Geschichte jederzeit wiederholen könnte.

Eigentlich sollte bereits im Kulturhauptstadtjahr 2010 der vom Künstler Jochen Gerz entworfene “Platz des europäischen Versprechens” in und vor dem Turm eröffnet werden. Ausgehend vom Boden im Turm sollen auf etlichen großen Basaltbodenplatten auf dem Vorplatz die Namen all jener Menschen eingelassen werden, die Europa ein persönliches Versprechen geben. Dies kann jeder Bürger – unabhängig von seiner Herkunft – hier tun. Die Namen der lebenden Personen, die Europa ein Versprechen geben, sollen im Kontrast zu den Namen der gefallenen Bochumer, die an den Wänden der Heldengedenkhalle notiert sind, stehen und das heutige Europa symbolisieren. Aufgrund von Unstimmigkeiten der Bochumer Parteien (maßgeblicher Kritikpunkt: Die Aktion könne durch rechtsradikale Personen, die ihren Namen eintragen, missbraucht werden) konnte bisher lediglich eine Platte im Boden des Turms eingelassen werden. Ob die restlichen Platten – auch aus finanziellen Gründen – noch im Umfeld des Turmes eingelassen werden, ist leider weiterhin fraglich.

Christuskirche Altar

Heute finden verschiedenste Veranstaltungen und Konzerte in der Christuskirche Bochum. Akustikkonzerte wie etwa von Subway To Sally oder ASP, die ich nur empfehlen kann, schaffen in dieser geschichtsträchtigen Kirche stets eine besondere Atmosphäre.

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