Gloryful & Liege Lord

Liege Lord

Zunächst schien es so, als wollte sich das ehrwürdige Turock in Essen am 20.04.2013 nicht so recht füllen. Bei Einlass um 19 Uhr trotteten nur vereinzelte Heavy Metal Jünger in den Schuppen und auch bis zum Beginn wurde er nicht so recht voll. Zugegeben, mit 18 Euro an der Abendkasse zählte der Konzertabend mit nur zwei Bands (ein auf Flyern angekündigter Special Guest wurde nicht gefunden) sicher nicht zu den preiswertesten Freizeitgestaltungsmöglichkeiten. All diejenigen, die den Eintrittspreis nicht scheuten, bekamen dafür jedoch ein feinstes Heavy Metal Konzert nach Maß geboten!

Gloryful

GloryfulDen Auftakt des denkwüridgen Abends bildeten die aufstrebenden Gelsenkirchener von Gloryful, die an diesem Abend in einer etwas anderen Besetzung auftraten. Am Bass half Alex von Final Depravity für Oliver aus. Außerdem sprang sprang der Düsseldorfer Adrian Weiss, bekannt unter anderem durch sein Soloalbum Big Time aus dem Jahr 2012, für Stammgitarristen Jens ein. Ansonsten war aber alles wie immer:

GloryfulMit dem Opener Fists Of Steel kamen Gloryful bei allen Fans und – was noch viel wichtiger ist – bei allen, die die Band noch nicht kannten, sehr gut an. Obgleich vor der Bühne noch reichlich Platz war, weil sich viele Besucher erst einmal in Reichweite der Getränkestände postiert hatten, gaben die Gelsenkirchener – auch mit zwei Ersatzmännern – wie gewohnt Vollgas.

Doch nicht nur musikalisch konnten Gloryful überzeugen. Fronter Johnny La Bomba verstand es wie üblich bestens, die Pausen zwischen den Liedern mit lustigen Anekdoten zu füllen. So verkündete er etwa, um das Publikum nach dem ersten gespielten Song etwas auf zu tauen und näher an die Bühne heran zu locken: “Ihr seid zwar wenige, doch davon viele!” und schob noch  einige Witzeleien über sein angebliches Sprach- bzw. Spuckproblem nach, das oftmals die erste Reihe bei Konzerten zu spüren bekäme.

GloryfulWeiter ging es mit den üblichen Verdächtigen Heavy Metal – More Than Meets The Eye, Far Beyond Time und Evil Oath. Außerdem sprach Johnny immer mal wieder gezielt einige bekannte Gesichter an. So fragte er beispielsweise ob die anderen Fotografen – von denen im Verhältnis zur Menge der Besucher – reichlich anwesend waren, eifersüchtig auf Jörg Müller, den rasenden Konzertreporter im Dauereinsatz, sein würden, wenn dieser beim nächsten Song auf die Bühne käme, um Drummer Hartmut zu knippsen. Damit es gar nicht erst so weit kommen konnte, sollten doch einfach alle Fotografen auf die Bühne kommen. Natürlich wurde auch Karl Gurke, seines Zeichens Fan der ersten Stunde, erwähnt.

GloryfulAbgerundet wurde der kurzweilige Auftritt mit den starken Songs The Warrior’s Code, Death Of The First Earth und Gloryful’s Tale. Leider blieb Sänger Johnny abschließend nichts anderes übrig, als das Publikum (nur) auf das neue Merchandise aufmerksam zu machen, da das vielversprechende Album The Warrior’s Code erst im Mai veröffentlicht werden wird. Zum mehrdeutigen Running Gag könnte sich allerdings der Verweis auf die Motive der Shirts und Pullis, die das (zugegeben wirklich großartige) Coverartwork des Debütalbums zeigen, entpuppen: Denn wenn man erwähnt, dass darauf ein Eisbär und eine nackte Frau zu sehen sind, kann man sich darunter – je nach mehr oder minder ausgeprägter Perversion – doch so manche Sauerei vorstellen…

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Liege Lord

Liege LordNach einer relativ ausgedehnten Umbaupause versetzte der Headliner Liege Lord aus Stamford im US-Bundesstaat Conneticut schließlich alle Besucher im Nu zurück in die 80er, in der die 1984 gegründete Band bis zu ihrer Auflösung im Jahr 1990 auch ihre größten Erfolge feierte – wenn man bei dieser Kombo, die (wie ich an diesem Abend feststellen musste) leider nie den großen Durchbruch geschafft, denn überhaupt von großen Erfolgen sprechen kann.

Erfolgreich verlief der Abend für die Amerikaner, die sich nach ihrer kurzzeitigen Reunion für das Wacken Festival im Jahr 2000, vergangenes Jahr erneut zusammengefunden haben, allemal. Ursprünglich war die Wiedervereinigung hauptsächlich dazu gedacht, um das diesjährige Keep It True Festival in Bayern zu Headlinen, doch ein Abstecher ins Ruhrgebiet, in dem es erfahrungsgemäß eine große Metalszene gibt – sollte sich auszahlen. So ging es dann vom Keep It True Festival, auf dem Liege Lord am Tag zuvor aufgetreten waren, direkt nach Essen.

Obwohl Liege Lord in den 80ern insgesamt nur drei Scheiben veröffentlicht haben, zündeten die gespielten Songs live allesamt ohne Ausnahme! Hinzu kam auch, dass der Sound erste Sahne war, die Lieder live – verständlicherweise – erheblich frischer und druckvoller klangen als auf den uralten Alben und somit buchstäblich zum Headbangen einluden.

Nach einem Intro legte die Truppe um Sänger Joseph Comeau zunächst mit Fear Itself, dem Opener von Master Control, dem jüngsten (obgleich nun auch schon fast 25 Jahre alten) und vermutlich auch erfolgreichsten Album aus dem Jahr 1988, los. Inzwischen war es auch deutlich voller geworden im Turock und vor der Bühne wurden die Powerfäuste schon bei den ersten Takten wie wild in die Höhe gestreckt.

Liege Lord

Mit Eye Of Storm folgte direkt im Anschluss ein weiterer Song der eben erwähnten Platte, ehe mit Dark Tale ein Stück von der ersten Scheiblette Freedom’s Rise aus dem Jahr 1985 gespielt wurde. Während Gloryful sehr ausgiebig von Ansagen zwischen den Songs Gebrauch machten, verloren Liege Lord nicht allzu viele Worte. Dies tat aber auch nichts zur Sache, da die Anwesenden – egal ob jung oder alt – die Songs auch ohne Aufforderung gebührend abfeierten.

Liege LordIm Anschluss an Broken Wasteland und Cast Out coverten Liege Lord mit Kill The King einen Song von Rainbow, ehe die Stimmung bei Feel The Blade, bei dem Fans ordentlich mitsingen durften, ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte. Nach Rapture überzeugte vor allem das vielseitige Stück Speed Of Sound, das ruhig begann, nach der ersten Strophe jedoch rapide an Tempo zunahm.

Nach Rage Of Angels und einem sehen- bzw. hörenswerten Drumsolo plauderte Fronter Joseph dann doch noch etwas aus dem Nähkästchen, erklärte, dass dies erst die zweite Show in Deutschland mit dem momentanen Line-Up sei und stellte auch gleich die vier übrigen Bandmitglieder, von denen immerhin zwei (nämlich Matt Vinci am Bass und Tony Truglio an der Gitarre) noch zu den Gründungsmitgliedern zählen, vor.

Mit Fallout und Vials Of Wrath näherte der Auftritt von Liege Lord sich dann auch leider schon wieder dem Ende entgegen. Ehe die Band mit Master Control einen letzten Krachersong spielte, dankte Joseph Gloryful für den gelungenen Auftakt des Abends (die Fans unterstrichen diese Aussage durch lautes Geschrei) und schloss mit den Worten “It was a very great evening!” So schnell konnten Liege Lord allerdings nicht ans Aufhören denken, denn das Publikum forderte umgehend Zugabe(n). Liege Lord ließen sich nicht Lumpen und ließen mit Prodigy und Wielding Iron Fists – den ersten veröffentlichten Songs überhaupt – abschließend keine Wünsche offen.

Wobei, einen Wunsch hätte ich doch noch: Auch wenn die Chancen vermutlich nicht allzu hoch stehen, ein Wiedersehen mit Liege Lord im Ruhrgebiet wäre mehr als wünschenswert! Jeder Heavy / Power Metal Fan, der an diesem Abend seinen Hintern nicht ins Turock bewegt hat, hat etwas großartiges verpasst. Glücklicherweise entpuppte sich der Abend für alle Beteiligten und Anwesenden besser als erwartet, denn die anfänglichen Befürchtungen, dass das Turock weitgehend leer bleiben würde, haben sich glücklicherweise nicht bewahrheitet.

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