Iron Kobra, Erazor, Gloryful, Powerwolf

Powerwolf

Im Rahmen der Nachtfrequenz 11, der langen Nacht der Jugendkultur, fanden gleich in 31 NRW-Städten in der Nacht vom 15. zum 16.10.2011 abwechslungsreiche Aktionen statt. Im Turock in Essen bekamen die drei lokalen Bands Iron Kobra, Erazor und Gloryful die Gelegenheit vor der erfolgreichen Power Metal Band Powerwolf zu spielen.

Obwohl am Abend des 15. Oktobers reichlich Konzerte im gesamten Ruhrgebiet stattfanden (etwa die Out Of The Dark Tour mit Van Canto, Tristania u.a. im FZW in Dortmund, Feuerengel, die einzige offizielle Rammstein-Coverband machte in der Matrix in Bochum Halt und das Ex-Böhse Onkelz-Bandmitglied Matt Gonzo Roehr trat in der Turbinenhalle in Oberhausen auf, während in Düsseldorf der jährliche Japantag zelebriert wurde), war der Andrang beim Einlass ins Turock gegen 19 Uhr ziemlich hoch.

Iron Kobra

Die 2008 gegründete Heavy Metal Band Iron Kobra aus Gelsenkirchen konnte ihren Auftritt erst mit einer 30minütigen Verspätung beginnen, weil Drummer Ringo “The Animal” Snake es nicht rechtzeitig ins Turock geschafft hatte.

Iron KobraUnd so betraten die Jungs um 20 Uhr – just in dem Moment, als auch ihr Drummer eintrudelte – ohne Soundcheck sowie ohne Intro die Bühne und versorgten die ungeduldige Meute mit dem ersten Song Divine Wind. Ein ebenso göttlicher Wind wehte übrigens die ganze Zeit von unterhalb der Bühne dem Publikum entgegen – frieren musste jedoch vermutlich niemand, da es im Turock doch recht kuschelig eng zuging.

Mit dem Gassenhauer Valhalla Rock, Avenger, Heavy Metal Generation sowie Speedbiker legten die Gelsenkirchener einen sehr soliden Auftakt des noch jungen Abends hin – dafür, dass es keinen Soundcheck gab, war die Abmischung auch recht akzeptabel. Im Gegensatz zum letzten Auftritt von Iron Kobra, bei dem ich zugegen war, beim Heavy Metal Mania im Helvete in Oberhausen, war die Stimmung an diesem Abend jedoch noch sehr ausgewogen. Die mitgereiste Fangemeinde ging zwar von Beginn an gut ab, die überwiegende Mehrheit der Besucher verhielt sich allerdings noch eher verhalten.

Weiter ging es mit Ronin, einem Song, der von einem Samurai handelt, bei dem die Fäuste reihenweise in die Luft gestreckt wurden. Zum Abschluss des knapp 30minütigen Auftritts gab es mit Kobra Krusader noch einmal schnelle Doublebass-Attacken auf die Ohren. Zwischendurch bedankte Sänger Sir Serpent sich beim “großartigen Publikum” sowie bei Katte, einem der Gitarristen von Erazor, der als Aushilfe eingesprungen war.

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Erazor

ErazorNach einer kurzen Umbaupause fand mit der bereits 2005 ins Leben gerufenen Black Thrash Metal Band Erazor aus Dinslaken, die ihren Auftritt ebenfalls ohne ein Intro begannen, ein gehöriger Stilwechsel auf der Bühne statt.

Mit Songs wie Anguish and Agony und Agenda Of Agression machte die Band deutlich, dass es nun weitaus härter und aggressiver zugehen würde.

Erazor-Fangesänge, eine ausgelassene Meute sowie viele Hände in der Luft zeugten allerdings davon, dass es der überwiegenden Mehrheit augenscheinlich gut gefiel.

Auch Erazor selbst fühlten sich scheinbar pudelwohl im Turock – kein Wunder, schließlich war dies bereits der dritte Auftritt binnen eines Jahres im Essener Metalschuppen.

“Wir sind wieder zu Hause”, kommentierte Sänger Black Demon und fügte an: “Wir sind ja quasi Kinder des Ruhrgebiets… der nächste Song handelt davon: Coalmine Desaster!”

Die drei Songs Thrashing Legions, Demise Of The Unhallowed und Black Demon rundeten schließlich den ebenfalls rund 30 Minuten langen Auftritt ab.

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Gloryful

Bei der jüngsten Band des Abends handelte es sich um die erst im letzten Jahr gegründete Heavy Metal Kombo Gloryful aus Gelsenkirchen.

Bisher haben die Jungs von Gloryful nur die EP Sedna’s Revenge mit drei Songs veröffentlicht, live hatten sie aber noch einiges mehr zu bieten.

Als Opener hatten die Gelsenkirchener mit Fists Of Steel direkt ein neues Stück am Start, das durchweg überzeugen konnte. Mit Sednas Revenge und Death Of The First Earth folgten im Anschluss zwei Songs von der anfangs erwähnten EP.

GloryfulAuch wenn kaum einer die nächsten Titel Far Beyond Time und The Warrior Code kannte, war die Stimmung doch erste Sahne! Sänger Johnny la Bomba setzte im Anschluss ein politisches Statement, indem er erklärte, dass sich die Band ausdrücklich von jeder Form rechten Gedankenguts abgrenzt, da es sich bei Gloryful um eine “Immigranten-Band” handle. Er ergänzte, dass ihr “schwarzafrikanischer” Drummer – in Wirklichkeit hellhäutig – den Löwenanteil dazu beitragen würde.  Das zu dieser Aussage passende Cover Out In The Fields vom im Februar verstorbenen Gary Moore fand vor allem bei den älteren Besuchern großen Anklang.

Gloryful’s Tale, der Opener des bisher einzigen Silberlings, bildete den Abschluss des kurzweiligen Auftritts einer Band, auf die man auch in Zukunft ein Auge werfen sollte. Dass Gloryful etliche neue Fans dazugewonnen haben dürften, konnte man unter anderem daran erkennen, dass gar nicht genug Merchandise erhältlich war. Neue Klamotten sind – ebenso wie eine CD – jedoch bereits in Arbeit.

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Powerwolf

PowerwolfWährend ab 22:05 Uhr die Bühne für Powerwolf hergerichtet wurde, wurde es noch einmal deutlich enger im Turock. Dies war aber auch nicht weiter verwunderlich, angesichts des kontinuierlich steigenden Bekanntheitsgrades der Band, die zuletzt bei der Power Of Metal Tour als Vorband von Grave Digger und Sabaton auf sich aufmerksam machen konnte. Beim Konzert ihm Rahmen der Power Of Metal Tour in der ausverkauften Turbinenhalle in Oberhausen hatten die Wölfe übrigens schon die Headliner-Show in Essen beworben, weshalb es niemanden ernsthaft wunderte, dass das Turock aus allen Nähten platzte.

Pünktlich um 22:30 Uhr betraten Powerwolf die Bühne, die wie immer schön mit Kirchenfenster-Aufstellern verziert war. Wie üblich weihte Sänger Attila Dorn in gewohnter Manier mit Kutte bekleidet und Weihrauch in der Hand die Bühne ein, während die Band mit dem Kracher Sanctified With Dynamite vom aktuellen Erfolgsalbum Blood Of The Saints loslegte.

Powerwolf brauchten wieder einmal keine Aufwärmphase, sondern brachten das Turock mit den nächsten Songs Prayer In The Dark und Raise Your Fist Evangelist, bei dem – wie es das Stück verlangt – alle Hände in der Luft waren, unmittelbar zum Beben. Die Bühnenpräsenz von Gesangskünstler Attila, der beiden Brüder Charles und Matthew Greywolf an den Saiteninstrumenten, des routinierten neuen Drummers Roel van Helden sowie von Keyboarder Falk Maria Schlegel, der die Fans – wenn er gerade nichts zu Spielen hatte – wie immer anfeuerte, war einfach umwerfend. Powerwolf hatten ihren Spaß und zogen die Menge spielend leicht in ihren Bann.

Attila fühlte sich nach eigener Aussage wie zu Hause, nur dass im Turock weitaus mehr los war, als in den eigenen vier Wänden. Anschließend gab er einen Spruch zum Besten, den er schon immer mal bringen wollte: “Essen, was trinkt Ihr?” Herrlich sympathisch der Mann. Die Antwort war klar: Blut. Dazu passte natürlich We Drink Your Blood, bei dem sich etliche Fans, von denen ein Teil sich wie die Bandmitglieder mit weißer Schminke bemalt hatte, glücklich in den Armen lagen, wie die Faust aufs sprichwörtliche Auge.

Nach dem Song stellte Attila die – zugegeben eher rhetorische – Frage “Kennt Ihr auch Joakim von Sabaton?” Die lautstarken “Noch ein Bier”-Rufe waren Antwort genug. “Ward Ihr auch dabei, wo ich mit Bierfass auf Bühne war?”, fragte er weiter.  Dem Lautstärkepegel nach zu urteilen, hatten gefühlte 50% den spaßigen Bauch- und Trinkvergleich von Attila und Joakim beim letzten Sabaton-Konzert der Power Of Metal Tour in Oberhausen miterlebt.

PowerwolfEs folgte ein Lied, das Powerwolf  lange nicht gespielt hatten und Attila wusste dementsprechend auch gar nicht, wie er er ankündigen sollte: We Take It From The Living. Schlag auf Schlag ging es weiter mit Werewolves Of Armenia, Dead Boys Don’t Cry (mit einem Dank für den Einstieg in die Charts) sowie Resurrection By Erection.

Wieder ertönten laute “Noch ein Bier”-Rufe, allerdings gab es zunächst mit einem Drum-Solo ordentlich was auf die Mütze. Nicht wenige schauten verdutzt aus der Wäsche, als Drummer Roel van Helden seine Sticks im Anschluss einfach wie Salzstangen zerkaute und die Holzreste im Anschluss wieder ausspuckte.

Bei Kiss Of The Kobra-King forderte Attila die Menge zum Singen auf. Erstaunlicherweise wurde es bei diesem Song nicht ganz so laut, wie bei den Gassenhauern zu Beginn des Auftritts. Dies bemerkte auch Attila und meinte deshalb nach dem Lied: “Ich habe einige fragende Gesichter gesehen. War nix neues… ist ganz alt.” Die Fans, die die älteren Alben noch nicht kennen, sollten dies also schleunigst nachholen!

Die ausgelassene Feierlaune setzte sich schließlich bei Saturday Satan fort. Als Attila schließlich die “Heilige Messe” eröffnen wollte, bekam er die Menge nur mühsam dazu, ruhig zu sein, um den Segen zu empfangen, ehe die reguläre Spielzeit des Konzerts mit dem Publikumsliebling Lupus Dei zu ende ging.

Augenblicklich einsetzende Zugabe-Rufe wurden schließlich wieder von “Noch ein Bier”-Parolen abgelöst. “Ich machs wie Joakim”, meinte Attila, “aber nicht auf Ex.” Außerdem fuhr er fort, dass er noch einen Kalauer bringen wollte, was er dann auch tat: “Ex oder Werwolf? Wenn Ihr mich wirklich fordern wollt, dann müsste Ihr rufen ‘Noch ein Wein’!” Gesagt, getan, schon ertönten “Noch ein Wein”-Rufe. Es folgte noch ein waschechter Kalauer: Habt Ihr genug, Essen?” Die Antwort ließ natürlich keine Widerrede zu: Nein!

Powerwolf“Der Nächste Song ist für den Papst, die Pfeife!”, rief Attila und die erste Zugabe Catholic In The Morning, bei dem auch der erste und einzige Stagediver bzw. Crowdsurfer auftauchte, ertönte aus den Boxen. Schließlich bekam Attila seinen Wein, den er genüsslich die Kehle hinunterkippte. Es folgten die beiden Zugaben Vampires Don’t Die und Moscow After Dark, ehe um 00:10 Uhr endgültig Feierabend war.

Powerwolf stellten wieder einmal eindrucksvoll ihre wahnsinnigen Live-Qualitäten unter Beweis. Auch der Sound war wie immer erstklassig, wobei auch die anderen Bands durchweg überzeugen konnten. Kein Wunder, dass das Turock – wie ich später erfuhr – ausverkauft war. Man darf gespannt sein, ob es im nächsten Jahr wieder ein solch tolles Konzert im Rahmen der Nachtfrequenz 12 geben wird – es wäre zumindest wünschenswert.

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