Alle Jahre wieder… Pretrash!

Dead Head Down

Ein Abend der härteren Gangart wurde am 04.11.2011 im Café Nova geboten. Wie beinahe jedes Jahr ließen sich die Borbecker Lokalmatadore Pretrash mal wieder zu einem kleinen familiären Konzert im Café Nova blicken. Als Support standen die Genrekollegen Dead Head Down und Mass Murder Machine auf der Bühne.

Dead Head Down

Der Auftritt von Dead Head Down aus dem Münsterland war bereits in vollem Gange, als ich das gemütliche Café Nova um kurz nach 20 Uhr betrat.

Gemütlich ging es allerdings auch vor der Bühne zu. Die wenigen bereits anwesenden Besucher verteilten sich nämlich auf die Stühle und Hocker im hinteren Teil des kleinen Saals, während die fünf Bandmitglieder auf der Bühne die sprichwörtliche Sau rausließen und mit wildem Stageacting versuchten, etwas Stimmung in die Bude zu bringen…

Dead Head DownDie Münsteraner waren augenscheinlich nicht gekommen, um Trübsal zu blasen – was angesichts des spärlichen Publikumsverkehrs durchaus vertretbar gewesen wäre – sondern ließen sich zumindest äußerlich nichts anmerken und nahmen die herrschende Leere mit Humor. Kommentare wie “Geil, so stelle ich mir den Ruhrpott vor” oder “Die ein oder andere Hand war oben und sogar der legendäre Fußwipper war schon zu sehen” wurden mit einigen grinsenden Gesichtern quittiert.

Von den ersten vier gespielten Liedern wurden drei in Englisch vorgetragen, weshalb es im Anschluss mit Menschenfeind und Hass wieder zwei Stücke auf Deutsch auf die Ohren gab. Den Song Deep Throat kündigte Frontman Striego wie folgt an: “Das nächste Lied ist eher was für die Frauen, auch wenn ihr eh nichts versteht.” Auch wenn nicht jeder im Saal alle Texte verstand, so konnten Dead Head Down dennoch mit ihrem aggressiven Gesang und den wuchtigen Riffs ganz im Stile der alten Schule überzeugen.

Kurz vor Ende des Auftritts verkündeten Dead Head Down, dass bald ein neues Album mit zurzeit noch unbekanntem Namen erscheinen soll. Bisher haben die Jungs nur eine Demo aus dem Jahr 2009 vorzuweisen, was allerdings nicht verwundert, da es die Band schließlich erst seit 2008 gibt. Einen Großteil der an diesem Abend gespielten Lieder – darunter auch das nächste Stück Fleischwolf – wird man dann sicher auch auf dem ersten Longplayer der Band wiederfinden.

Mit den humorvollen Worten “Viel Spaß noch mit Peter Trash” machten die Münsteraner Platz für die zweite Band des Abends. Ich kann mir gut sehr vorstellen, dass Dead Head Down unter anderen Umständen die Massen durchaus zum Beben bringen können – die Qualitäten dazu haben sie auf jeden Fall! Mit rund 20 Mann konnte an diesem Abend jedoch leider keine wirkliche Konzertstimmung entstehen…

Mass Murder Machine

Nach einer sehr kurzen Umbaupause, begannen Mass Murder Machine aus Essen um kurz nach 21 Uhr mit ihrem Auftritt.

Mass Murder MachineDie bereits 2003 gegründete Band legte mit Songs wie Feuerchen, Aggressor oder Fleisch recht wuchtig los, während das Café Nova sich langsam etwas füllte. Vor der Bühne versammelte sich eine Reihe angereister Fans, die von Beginn an direkt fleißig die Matten kreisen ließen. Mass Murder Machine genossen ganz klar einen Heimvorteil gegenüber der ersten Band aus Münster.

Zu Beginn des Auftritts zerpflückte Tieftöner Mark erst einmal gepflegt das Mikro – die “Massenmördermaschine” machte ihrem Namen alle Ehre. Auch musikalisch ging es hart weiter. Frontman Mark schrie und fauchte was das Zeug hielt, während die Männer an den Saiteninstrumenten sich die Finger wundspielten.

Ein wenig mehr Bewegung auf der Bühne hätte dem Auftritt allerdings nicht geschadet – Dead Head Down hatten in dieser Hinsicht weitaus mehr geboten, obgleich dies vom Publikum deutlich weniger honoriert wurde. Mass Murder Machine profitierten hier schlicht und ergreifend von den mitgebrachten Fans.

Den Höhepunkt des Auftritts markierte schließlich der Oldschool Thrasher Good Day To Die, bei dem die Haare noch einmal bis zum Zerbersten durch die Luft gewirbelt wurden. Aber auch der Song Deadline konnte überzeugen.

Dem aufmerksamen Beobachter wird nicht entgangen sein, dass Ventor – Gründungsmitglied und Drummer der Thrash Metal Legende Kreator, die ebenfalls aus Essen stammt – dem Konzert beiwohnte und sein Auge auf Jerome, den neuen Knüppler von Mass Murder Machine, warf.

Um kurz vor 22 Uhr verabschiedeten sich Mass Murder Machine mit den Worten “Danke Essen, hat Spaß gemacht!” Das nahm man den Jungs auch sofort ab!

Pretrash

Der nachfolgende Soundcheck fiel wieder recht kurz aus, was dem Ton jedoch keinen Abbruch tat. Im Gegenteil: Wie schon bei den zwei vorherigen Bands war auch der Klang beim “Headliner” Pretrash sehr gut.

PretrashDas letzte Pretrash-Konzert, bei dem ich zugegen war, liegt nun auch schon eine Weile zurück. Im Rahmen der Veröffentlichung ihrer zweiten CD Psychopath im Dezember 2009 traten Pretrash zuletzt im Café Nova auf. Die Konzerte im Jahr 2010 habe ich leider alle nicht besuchen können. Umso mehr habe ich mich auf diesen Abend gefreut.

Das Negative vorweg: Pretrash mussten leider einen Besucherschwund verkraften, da einige Besucher tatsächlich nur für Mass Murder Machine hergekommen waren. Allerdings ließen sich Pretrash nicht lumpen, sondern feuerten aus allen Rohren. Der Opener Marching Below Zero, mit dem die Essener ihren Auftritt um 22:10 Uhr einläuteten, hätte besser nicht gewählt sein können. Endlich stand kraftvoller Gesang anstatt Gekreische auf dem Programm, der wie gewohnt mit fetten Gitarrenriffs untermauert wurde.

Im Anschluss folgte mit Dirty Grin ein Song von U.S. Bushfire, der ersten Demo der Band aus dem Jahr 2004. Kommentar von Sänger Adnan Labedi dazu: “Lang ist es her!” Wie recht er doch hat, schließlich machen Pretrash schon seit 2002 den lokalen bzw. regionalen Untergrund unsicher.

“Wisst ihr noch, wofür Pretrash steht?”, fragte Adnan weiter. Als Antwort konnte man ein verhaltenes “Mehr Druck” vom Publikum vernehmen. “Genau, mehr Druck!” Druck wurde in Form von Zombiefied ausgeübt – ein Klasse Song mit genialen Übergängen zwischen schnellen und langsameren Passagen.

Als die Töne des auf CDs rund acht Minuten langen Stücks verklungen waren, rief ein Fan: “Jetzt noch Mission Completed und ich bin glücklich!” Gittarist Maddin antwortete: “Wenn du Nachhilfeunterricht brauchst, dahinten gibt’s CDs!” Damit spielte er auf den kleinen Verhaspler beim Namen des Songs an. Speziell für die Fans aus Münster – also primär Dead Head Down – spielten Pretrash nun also Mission Accomplished, wie der Song richtig heißt.

PretrashSowohl die Band als auch die Anwesenden hatten sichtlich Spaß. So machte Frontman Adnan u.a. noch Werbung für die Bandhomepage (die nebenbei bemerkt ruhig regelmäßiger aktualisiert werden könnte – auf den Gig im Café Nova wurde überhaupt nicht hingewiesen, so dass es nicht verwundern darf, wenn der große Ansturm ausbleibt :() sowie das Myspace-Profil. Im selben Atemzug erwähnte er auch, dass Schlagzeuger Basti nun sein Profil auf livestrip.com freigeschaltet habe. Lustige Diskussionen über das Geldverdienen und die Hässlichkeit der Bandmitglieder waren die Folge.

Obwohl das Nova nicht gerade überfüllt war, offenbarte sich das alte Leid: Hitze. Als hätten die Bandmitglieder bereits den Zenit überschritten, bat Maddin darum, das Licht zu dimmen. Auch wenn es nicht beabsichtigt war, so machte es rückblickend betrachtet durchaus Sinn, für mehr Dunkelheit zu sorgen, da man sich mit dem nächsten Song Here Comes Hell der Hölle widmete.

Mit Fight Terror, Funeral Master und Force Of Metal näherte sich der Konzertabend mit rasenden Schritten dem Ende entgegen. Für die anschließende Zugabe wurde ein Publikumsentscheid durchgeführt. Die Wahl fiel eindeutig auf US Bushfire, wobei im Anschluss an das Lied einige Besucher auch noch Bloody Red als zweite Zugabe forderten, die ihnen jedoch aus Zeitgründen verwehrt blieb.

Pretrash vergaßen nicht, den beiden Vorbands für den Support zu danken, ehe sie sich verabschiedeten. Damit endete ein schöner, fast familiärer, Abend im Café Nova und es war wieder einmal einfach nur ein Jammer, dass so wenige ihre Hintern aufraffen konnten, um einer Band zu lauschen, die definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient. Allerdings muss auch die Werbetrommel ein wenig mehr gerührt werden. Facebook – was man von der Plattform auch immer halten mag – eignet sich z.B. prima, um viele Leute zu mobilisieren. 😉

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