Castle Rock 2013 – Tag 1

Castle Rock 2013 - Tag 1

Der erste von zwei Tagen des 14. Castle Rock Festivals am 12.06.2013 lockte u.a. mit dem namhaften Headliner Amorphis aus Finnland sowie einem Auftritt der aufstrebenden Dark Rocker von Lord Of The Lost.

Voodoma

Bei angenehm warmen (aber nicht zu heißen) Festivalwetter öffneten sich die Tore zum Innenhof vom Mülheimer Schloss Broich wie immer pünktlich um 17:00 Uhr, ehe Voodoma aus Düsseldorf das Festival 30 Minuten später auch musikalisch eröffneten.

VoodomaWährend die ersten Takte des eingängigen rockigen Stücks Seven Lies erklangen, begrüßte Fronter Michael die Besucher. Wie für das Castle Rock üblich, werden Opener bei diesem Festival so gut wie nie mit Desinteresse bestraft, sondern ganz im Gegenteil: Voodoma kamen mit ihrer Mischung aus Dark Metal gepaart mit elektronischen Klängen zur Untermalung bei den bereits Anwesenden sehr gut an. Eigentlich aber auch nicht weiter verwunderlich, schließlich existiert die Band – wie Sänger Michael vor dem nächsten etwas romantischeren Stück Valkyria – verkündete auch schon über 10 Jahre und konnte mit etlichen Veröffentlichungen eine ordentliche Fangemeinde aufbauen.

Nichtsdestoweniger bemühte sich Michael vor Rebirth die Stimmung noch weiter anzuheizen, indem er verlauten ließ, dass noch ein bisschen Platz vor der Bühne sei, um das Tanzbein zu schwingen. Dass übrigens etliche Besucher (und zum Teil auch einige Fotografen) nicht püntklich im Schloss Broich aufgetaucht waren, lag – wie auch Sänger Michael anmerkte – wohl an dem Verkehrschaos auf den umliegenden Autobahnen. Dennoch war die Stimmung schon zum frühen Zeitpunkt sehr gut und die Menge feierte auch eher unbekanntere Songs wie Evolution Zero oder Jesus Crime genauso gut ab wie Sin To Sin, bei dem Numen – seines Zeichens Sänger von Leichenwetter – zur Unterstützung auf die Bühne kam. Im Anschluss an Underworld und Sandman gab es beim letzten Song Virus noch etwas fürs Auge: Sabrina, die auch im Videoclip von Virus zu sehen war, heizte mit einer Tanzeinlage im knappen Krankenschwester-Kostüm die Stimmung zusätzlich an.

Während die Fans umgehend eine Zugabe forderten, erklärte Michael – sehr zum Erstaunen Vieler –, dass der neue Bassist Tommy alle gespielten Stücke in nur eineinhalb Tagen erlernt hatte. Hut ab, denn davon hatte wohl keiner etwas gemerkt! Mit Wasted Daylight als Abschluss endete schließlich ein durchaus sehr erfolgreicher Auftritt für die Düsseldorfer, die zum ersten Mal auf dem Castle Rock auftraten.

Setlist:

Seven Lies
Valkyria
Evoluton Zero
Jesus Crime
Rebirth
Sin To Sin
Underworld
Sandman
Virus
Wasted Daylight (Zugabe)

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Nachtblut

Wie bei so gut wie jedem Konzert gibt es immer ein paar kleinere technische Schwierigkeiten. Dieses Mal traf es die Band Nachtblut aus Osnabrück, deren Intro zunächst nicht so recht ablief wie geplant. Nach einer kurzen Verzögerung legten die Mannen um Fronter Askeroth dann aber auch direkt mit voller Wucht los.

NachtblutMusikalisch am ehesten zwischen Dark und Black Metal der Marke Cradle Of Filth (nicht zuletzt auch aufgrund der einheitlich in weiß geschminkten Bandmitglieder) einzuordnen, zählten Nachtblut sicherlich zu den härtesten Bands des diesjährigen Festivals. Neben aggressiven Growls von Askeroth sorgten Drummer Skoll sowie Greif und Trym an den Saitenintrumenten für die unbarmherzige musikalische Untermalung. Keyboarderin Lymania fehlte leider bei dem Auftritt, so dass für die elektronischen Klänge auf Einspieler zurückgegriffen wurde.

Während des religionskritischen Stücks Kreuzritter unternahm Askeroth einen kleinen Ausflug ins Publikum, wodurch es jedoch zu Verzerrungen mit dem Mikrofon kam. Dies tat der Stimmung, die vor allem in den vorderen Reihen sehr gut war, jedoch keinen Abbruch, auch wenn – oder gerade weil – vermutlich viele Besucher die extrem harsch vorgetragenen Texte von Liedern wie Blutgräfin oder Ich trinke Blut nicht oder nur teilweise heraushören konnten. So war es dann auch sicher nicht verkehrt, dass Sänger Askeroth vor dem fast gefühlvollen Stück Antik verkündete: “Wir werden langsamer und schalten einen Gang zurück.”

Der wohl denkwürdigste Moment des Auftritts war sicherlich die Zugabe – eine Coverversion von Das ist alles nur geklaut der Prinzen. Insgesamt dürften Nachtblut mit ihrem souveränen Auftritt, bei dem dann doch die schellen und aggressiven Stücke überwogen, vor allem Liebhaber der extremeren Musikrichtungen vollends zufriedengestellt haben.

Setlist:

Mein Gebieten
Blutgräfin
Ich trinke Blut
Kreuzritter
Der Weg ist das Ziel
Antik
Mein Herz in ihren Händen
Alles nur geklaut (Zugabe)

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Lord Of The Lost

Nach einer Umbaupause betrat Veranstalter Michael Bohnes die Bühne, um alle Festivalbesucher persönlich beim Castle Rock willkommen zu heißen. Außerdem ließ er sich nicht nehmen, die nächste Band anzusagen. Sein ungefährer Wortlaut dazu: “Vor zwei Jahren waren sie übermüdet aus dem Ausland nach Mülheim gekommen und haben die Hütte abgerissen. Wie soll das erst jetzt werden, wenn sie ausgeschlafen sind?” Spätestens nach dem Auftritt der Dark Rocker von Lord Of The Lost aus dem Hamburger Norden war klar, dass sie mühelos an den Auftritt von vor zwei Jahren anknüpfen konnten.

Lord Of The Lost“Live today, die tomorrow”, hauchte Sänger Chris “The Lord” Harms schaurig ins Mikro, ehe die Band mit voller Härte mit einstimmte. Derweil ist es auf dem Schlosshof deutlich voller geworden, die Menge geht augenblicklich gut ab, jubelt, reißt die Hände in die Luft und singt von Beginn an fleißig mit.

Im Grunde ist alles wie vor zwei Jahren. Die Stimmung ist wieder erstklassig. Auch beim etwas ruhigeren Do You Wanna Die Without A Scar, das schon vor zwei Jahren gespielt wurde, wird weiter fleißig mitgefeiert. Musikalisch und auch optisch überzeugen die Herren der Verlorenen wieder auf ganzer Linie. Vor allem Fronter Chris ist mit seiner mit schwarzen Federn geschmückten Kluft und dem stark geschminkten Gesicht Dreh- und Angelpunkt von Lord Of The Lost. Aber auch die übrigen Bandmitglieder – sei es Bo Six an der Gitarre, Class Grenayde am Bass oder der neue Drummer Christian „Disco“ Schellhorn an seinem mit Ziehharmonikas dekorierten Schlagzeug – posen ebenfalls was das Zeug hält, so dass der geneigte Besucher (bzw. Fotograf) gar nicht weiß, wo er überall hingucken soll.

Dass das Publikum alles gibt, wird sicherlich auch ein wenig dadurch bestärkt, dass Lord Of The Lost an diesem Tag ihren Auftritt für ein neues Musikvideo aufwendig filmen lassen. Etliche Kameras sind unübersehbar überall verteilt, um die besondere Atmosphäre im Schloss Broich einzufangen. Eine weitere an einem großen Stativ befestigte Kamera schwenkt zusätzlich ganz nah über das feiernde Publikum hinweg.

Und so spielen Lord Of The Lost, deren Bekanntheitsgrad in den letzten zwei Jahren doch gehörig gestiegen ist, mit Sex on Legs und Prison zunächst zwei weitere, etwas ältere Stücke, die besonders laut mitgesungen werden. Auch im Folgenden Mittelteil des Auftritts setzten die Hamburger eher auf bewährtes Songmaterial in Form von Undead Or Alive und Break Your Heart. Mit From Venus To Mars und Black Lolita wird das dann Augenmerk jedoch wieder auf das aktuelle Album gelegt.

Am Ende wird es bei Die Tomorrow (quasi das Gegenstück zum Opener Live Today) und dem eingängigen Dry The Rain vom ersten Album Fears aus dem Jahr 2010 noch einmal richtig laut. Sänger Chris nutzt hier noch schnell die Gelegenheit, sich kurz von der Menge tragen zu lassen, ehe der äußerst kurzweilige Auftritt dieser Ausnahmeband mit dem hymnenartigen Credo (zu dem übrigens das neue Video gedreht wurde) auch schon wieder endete.

Setlist::

Live today
Do you wanna die without a scar
Sex on Legs
Prison
Undead or Alive
Break your Heart
Prologue
From Venus to Mars
Black Lolita
Die Tomorrow
Dry the Rain
Credo (Zugabe)

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Amorphis

Mit rund 20 Minuten Abweichung vom Zeitplan enterte das finische Sextett Amorphis schließlich in der einsetzenden Dämmerung die Bühne im Schloss Broich.

Schon der erste Song Shades of Gray vom aktuellen Album Circles machte deutlich, wofür Amorphis steht: Kräftige Growls gepaart mit gefühlvollem, cleanen Gesang – vorgetragen von ein und derselben Person, nämlich Tomi Joutsen. Untermalt wurde der facettenreiche Gesang mit der sehr individuellen Mischung aus Death und Progressive Metal, die Amorphis auszeichnet.

AmorphisObgleich Amorphis die Besucher in etwas härtere Gefilde entführten, konnte sich die Stimmung immer noch sehen lassen. Band und Fans gleichermaßen machten einen rundum zufriedenen Eindruck. Bereits 1990 in Helsenki gegründet, kann die Band auf eine große Fülle an veröffentlichten CDs zurückblicken. Entsprechend schwer dürfte auch bei jedem Auftritt die Songauswahl fallen. Weiter ging es jedenfalls mit Sampo vom 2009er Album Skyforger, ehe Silver Bride und Drowned Maid erklangen.

“May I introduce: Narrow Path from the latest album”, kündigte Sänger Tomi Joutsen im Anschluss das nächste Stück an, das stellenweise regelrecht folkige Klänge aufwies, an. Hier kamen auch die Keyboards, bespielt von Santeri Kallio, sehr deutlich zur Geltung.

Je mehr es dämmerte, desto schöner und atmosphärischer wurde indes die Bühne mit reichlich Licht in Szene gesetzt. Vor allem Sänger Tomi Joutsen, der mit seinen stattlichen Dreadlocks headbangte was das Zeug hielt, und sein außergewöhnliches Mikrofon wurden in geradezu magisches Licht gehüllt. Doch auch die übrigen Mannen (Tomi Koivusaari und Esa Holopainen an den Gitarren, Niclas Etelävuori am Bass sowie Drummer Jan Snoopy Rechberger) waren nicht untätig, sondern gaben sprichwörtlich alles, um dem Publikum eine geile Show zu bieten.

Nachdem Amorphis ihren Auftritt mit dem starken The Wanderer und The Smoke abschlossen, wurde sofort lautstark nach einer Zugabe gefordert. Amorphis ließen sich nicht lumpen und spielten nach dem Einspieler Thousand Lakes den Song Castaway (beide vom 1994 erschienen Album Tales From The Thousand Lakes, das von vielen Fans als eins der besten Amorphis-Album angesehen wird) sowie House Of Sleep – ein mehr als gelungener Abschluss des ersten Festivaltags.

Setlist:

Shades of Gray
Sampo
Silver Bride
Drowned Maid
Narrow Path
Hopeless Days
Into Hiding
On Rich and Poor
Nightbird’s Song
The Wanderer
The Smoke

Thousand Lakes (Intro)
The Castaway (Zugabe)
House of Sleep (Zugabe)

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Wer im Anschluss noch nicht genug hatte, konnte noch ins Mülheimer TIC zur Aftershowparty pilgern, wo man – wie schon im letzten Jahr – mit Festivalbändchen freien Eintritt hatte. Auch einige Bandmitglieder hatten angekündigt, sich im TIC blicken zu lassen. Da es am nächsten Tag jedoch schon am frühen Mittag wieder losgehen würde, war für mich allerdings nach dem Auftritt von Amorphis Schluss.

Ob der zweite Festivaltag an den phänomenalen Auftakt anknüpfen konnte und ob Korpiklaani, die extrem kurzfristig als Ersatz für Wintersun einsprangen, einen würdigen Ersatz darstellten, das erfahrt Ihr im Bericht des zweiten Tags vom Castle Rock 2013.

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