Am zweiten Tag des 14. Castle Rock Festivals am 13.07.2013 öffneten sich die Tore zum Mülheimer Schloss Broich bereits um 12.15 Uhr. Bis der Opener Maerzfeld um 13 Uhr loslegte, füllte sich der Schlosshof kontinuierlich, auch wenn bis zum Beginn des ersten Auftritts um 13 Uhr noch lange nicht alle Besucher im Schloss eingetrudelt waren.
Maerzfeld
Wer noch nicht da war, verpasste allerdings einen deftigen Auftakt, einer Band, von der man sicher noch einiges hören wird. Allerdings hatten einige Anreisende wohl auch wieder mit ein wenig Chaos auf den Autobahnen und dem Zugnetz zu kämpfen. Das Wetter war indes noch besser als am ersten Tag, so dass sich die meisten Besucher über Sonne und strahlend blauen Himmel freuen konnten. Lediglich für einige der zum Teil sehr aufwändig kostümierten Besucher war es wohl schon ein wenig zu warm.
Die Musiker von Maerzfeld kennt der geneigte Neue Deutsche Härte-Fan bereits von Stahlzeit, einer erfolgreichen Rammstein Cover-Band. Unter dem Namen Maerzfeld machen die Männer nun seit einigen Jahren ihr eigenes Liedgut publik. Während Marschmusik vom Band ertönte, betrat die Kombo die Bühne. Ohne Kompromisse begannen Maerzfeld dann mit ihrer treibenden Mischung aus Neuer Deutscher Härte und Industrial, die durchaus einige Vergleiche zu Rammstein zuließ, ihr Set. Etwaige Müdigkeitserscheinungen vom vorherigen Festivaltag wurden bei Maerzfeld im Nu weggeblasen.
Nicht nur musikalisch konnte man Parallelen zum Genre-Riesen Rammstein ausmachen, sondern auch optisch erinnerten vor allem Sänger Heli Reißenweber und Keyboarder Thilo Weber, die dem Publikum in (gespielter) Verrücktheit eine tolle Show boten, an Till respektive Flake von Rammstein.
Schon mit Virus (der Gast) zogen Maerzfeld das Publikum in ihren Bann. Aber auch Huebschlerin, zu dem die Band ein Musikvideo aufgenommen hat, konnte restlos überzeugen. Hierbei griff Keyboarder Thilo auch zu einem Akkordeon, um damit dem Stück seine ganz eigene musikalische Note zu verleihen.
Wie schon die ersten Songs, stammten auch (fast) alle übrigen Songs – wie z.B. Schwarzer Mann oder das rockige Vaterland – vom vielversprechenden Debüt-Album Tief aus dem Jahr 2012. Je länger der Auftritt dauerte, desto mehr taute die Band auf und auch die Stimmung im Publikum wurde immer besser und ausgelassener.
Will man das Konzert von Maerzfeld zusammenfassen, dann wohl am ehesten so: Packende, eingängie Musik, einprägsame Refrains, harter Sound – summa summarum einfach ein geiler Opener. Aber beim Castle Rock ist es ja beinahe Usus, dass man nich nur namhafte Headliner ankarrt, sondern auch ganz wunderbare weniger bekannte Bands ins Schloss holt.
Setlist:
Intro
Krieg
Virus (der Gast)
Huebschlerin
Ich Flieg
Erleuchtung
Schwarzer Mann
Vaterland
Vollkommen
Still
Tief
Muttertag
Exil
Heilige Krieger
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Darkseed
Etwas weniger elektronisch, dafür umso gitarrenlastiger, ging es nach einer kurzen Umbaupause mit den Urgesteinen von Darkseed weiter.
Bereits 1992 gegründet und zwischen 2006 und 2008 für so gut wie tot geklärt, ist die Gothic Band nun seit 2012 mit neuem Sänger (Mike Schmutzer) im Gepäck wieder aktiv.
Der Opener Disbeliever vom 2005 veröffentlichten Album Ultimate Darkness begann ruhig, legte dann aber gehörig an Härte zu. Mikes – mal rauher, mal fast cleaner – Gesang fügte sich prima in das Gesamtkonzept der Band ein, so dass es Darkseed nicht sonderlich schwer fiel, den Schlosshof gehörig rockten.
Nach Poison Awaits und Incinerate klärte Mike das Publikum über die Herkunft Band auf. Da alle Bandmitglieder in Lederhosen gekleidet auf der Bühne standen, war es allerdings nicht schwer zu erkennen, dass die Band aus Bayern stammt. Passend zu King In The Sun entledigte sich Mike dann von seinem T-Shirt (die Lederhose blieb jedoch an) und ließ sich von den Fans quasi als “König der Sonne” feiern.
Mit Phantom Of Darkness stellen Darkseed dann zunächst einen neuen Song vor, ehe sie sich mit My Burden und dem starken Sleep Sleep Sweetheart auch schon wieder verabschiedeten. Ein saloppes “Danke, Ihr wart super” rundete den gelungenen Auftritt der Bayern ab.
Setlist:
Disbeliever
Poison Awaits
Incinerate
King In The Sun
Phantom Of Darkness
My Burden
Sleep Sleep Sweetheart
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Beloved Enemy
Beloved Enemy, die nächste Band des zweiten Tags, war 2009 schon einmal beim Castle Rock dabei. Die Besucher hatten die 2006 gegründete Band offensichtlich in sehr guter Erinnerung behalten, denn als Gitarrist und Bandmitgründer Peter Kafka sowie die übrigen Männer die Bühne betraten, brach großer Jubel aus.
Der aus Amerika stammende Sänger Ski-King zog die Blicke augenblicklich auf sich und begrüßte die Meute mit einem lautstarken „Thank you Motherfucker!“, ehe es mit einem weiteren Dank – in Form des ersten Stücks – erst so richtig losging: Thank You For The Pain – ein sehr guter Opener. Ski-Kings tiefer Gesang deckte eine erstaunliche Breite ab. Stellenweise im Sprechgesang vorgetragene Passagen beherrschte er genauso eindrucksvoll wie donnerartige Growls oder cleane Parts wie etwa bei Coma Void.
Egal ob bei Friendly Fire oder Enemy Mine – das Publikum feierte Beloved Enemy als ob es kein Morgen gäbe. “Let’s get dirty”, verkündte Ski-King im Anschluss und leitete damit gekonnt zum Song Fuck Me Back To Life über. Nach dem Kracher Generation Download verkündete Ski-King dann eine Nachricht, die wohl niemand im Schloss ernsthaft erwartet hätte.
Trotz des tollen Auftritts und der guten Stimmung erklärte Ski-King, dass es irgendwann genug sei. Der Auftritt beim Castle Rock sollte das letzte Konzert von Beloved Enemy sein. Und dabei hatte Veranstalter Michael Bohnes zuvor in seiner Ansage noch betont, dass man diese Ausnahmeband leider viel zu selten live sieht.
Ski-King dankte erneut den Festivalbesuchern sowie allen Fans, ehe das letzte Lied The Other Side gespielt wurde. Mit vermutlich gemischten Gefühlen verschwand Sänger Ski-King am Ende des Lieds im dichten Nebel von der Bühne. Für die Zugabe Drowning, die bei einem Abschiedskonzert ohnehin Pflicht ist, kam die Band noch einmal auf die Bühne und wurde unter großem Applaus verabschiedet.
Setlist:
Intro
Thank You For The Pain
Coma Void
Friendly Fire
The Others
Enemy Mine
Fuck Me Back to Live
Generation Download
Psycho Girl
The Other Side
Drowing (Zugabe)
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Stahlmann
Nachdem mit Beloved Enemy eine Band auf fast schon melancholische Weise ihr musikalisches Aus verkündete hatte, versprühten Stahlmann hingegen wieder deutlich positivere Energie. Auch Stahlmann, erst 2008 in Göttingen von Sänger Martin Soer gegründet, waren nicht das erste Mal beim Castle Rock. Schon 2011 hatten die stets silbern geschminkten Männer den Schlosshof gerockt. Damals noch als famoser Opener, in 2013 bereits als etablierte Institution der Neuen Deutschen Härte.
Pünktlich enternten Fronter Mart und seine aktuellen Live-Musiker Tobi Berkefeld an der Gitarre, Niklas Kahl am Schlagzeug und AblaZ am Bass die Bühne. Mit “Willkommen in der Dunkelheit” begrüßt er das Publikum, das aus allen Kehlen zurückschreit. Passend dazu gibt es mit Willkommen den perfekten Einstieg in ein Set, das (fast) niemanden ruhig sitzen lässt.
Stahlmann können sich über den bis dato am dichtesten gefüllten Schlosshof freuen. Mit ihrem eingängigen, druckvollen Sound, gepaart mit einer energiegeladenen Performance, erobern die vier Stahlmänner die Meute spielend leicht. Mit einem wahren Stakkato aus temporeichen Stücken wie Adrenalin, Stahlmann und Hass mich, lieb mich nehmen Stahlmann das Publikum in ihren Besitz und das Schloss sprichwörtlich auseinander.
Sänger Mart forderte die Besucher aber auch immer wieder zum Mitklatschen und Mitsingen auf und erklärte allen, die es noch nicht wussten, dass Stahlmann schließlich eine “Mitmach-Band” sei. Wie schon vor zwei Jahren lässt es sich Mart auch in diesem Jahr nicht nehmen, das Festival wegen seiner genialen Atmosphäre als sein Lieblingsfestival hervorzuheben.
Vor Stahlwittchen verkündete Mart: “Es wird Ernst, es geht um Sex.” Als Reaktionen seitens des Publikums ausbleiben, ergänzte er grinsend: “Wird scheinbar nicht viel gevögelt in Mülheim.” Keine besonders notwendige Ansage, aber die Meute war nicht nachtragend und so wurde bei Süchtig schon wieder fleißig mitgesungen und geklatscht.
Zu Spring nicht forderte Mart das Publikum zum Springen auf (obwohl – wie er selbst dazu sagte – der Liedtitel das Gegenteil formuliert). Der gesamte Schlosshof gehorchte und sprang im Takt. Nach Schwarz wurde noch schnell ein “Photo of the Day” mit der Band und dem Publikum im Hintergrund geschossen, ehe sich Stahlmann mit Tanzmaschine noch einmal bei voller Hütte und super Stimmung verabschieden.
Setlist:
Willkommen
Adrenalin
Stahlmann
Hass mich, lieb mich
Herzschlag
Teufel
Stahlwittchen
Süchtig
Spring nicht
Engel der Dunkelheit
Schwarz
Tanzmaschine
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Megaherz
Bereits 1993 gegründet, gehören Megaherz seit nunmehr zwei Jahrzehnten zur Speerspitze der Neuen Deutschen Härte. 2010 und 2011 hatten “die Herzen” bereits das Castle Rock gerockt und auch in diesem Jahr konnten die Münchener um Sänger Alexander „Lex“ Wohnhaas wieder einmal auf das Mülheimer Publikum zählen und lieferten eine super Show ab.
Waren Stahlmann noch in einheitlichem Silber geschminkt, setzten Megaherz auf weiße Schminke. Fronter Lex und Christian „X-ti“ Bystron ähnelten dank ein wenig zusätzlicher roter Schminke ein wenig an den Joker aus Batman. Allen Bandmitgliedern gemein war hingegen die energiegeladene Performance. Schon beim genialen Opener Jagdzeit, der mich stets ein wenig an Rammsteins Laichzeit erinnert, vom aktuellen Album Götterdämmerung wurden Grimassen geschnitten, mit den Fans geflachst und gepost, was das Zeug hielt.
Um das Thema des Songs noch besser rüberzubringen, bekamen Megaherz feminine Unterstützung. Eine junge Dame in enger Lederhose und Korsett tanzte nicht nur aufreizend, sondern sang auch noch einige Passagen und bot sich als Jagdobjekt der Begierde für Lex und die übrigen Musiker von Megaherz an. Ohne Frage ein gehöriger Stimmungsanheizer und ein optischer Leckerbissen für Fans und Fotografen gleichermaßen.
Beim nächsten Stück Beiß mich, verschluckte Lex – wie er nach dem Song erklärte – seinen Kaugummi. Zwar hatte wohl niemand etwas davon mitbekommen, aber Lex hatte natürlich noch einen coolen Spruch auf Lager: “Dann habe ich jetzt wenigstens den ganzen Abend frischen Atem.”
Im Folgenden spielten Megaherz ein abwechslungsreiches Set aus einigen ausgewählten neuen Stücken vom Götterdämmerung-Album wie Mann im Mond oder Das Licht am Ende der Welt. Besonders laut abgefeiert wurden natürlich auch die älteren Stücke wie z.B. Heuchler oder 5. März – der Tag, den jeder Megaferz-Fan kennt.
Vor Herz aus Stein vom Erfolgsalbum Kopfschuss aus dem Jahr 1998 erklärte Lex, dass die Band das Lied wieder reanimiert habe, da es sich als Fanhymne herauskristallisiert habe. Und so forderte Lex das Publikum auf, bei dem Lied noch einmal besonders laut mitzusingen. Allerdings war er wohl nicht vollends zufrieden, da er meinte, dass es beim (allerdings viel größeren) Rock Harz Festival enthusiatischer geklungen habe. Schieben wir es einfach mal auf die relativ kleine Location – ich persönlich empfand den Publikumgsgesang schon als recht ansehnlich.
Wie dem auch sei, vor dem Publikumgsliebling Gott zu sein, schlug Lex vor, kurz innezuhalten, die Hände nach oben zu recken, in der Hoffnung, dass uns Gott vielleicht ausnahmsweise mal zuhöre. Abgerundet wurde das Konzert von Heute Nacht und dem Kracher Miststück.
Eine Zugabe gab es leider nicht. Insgesamt kamen die alten Songs doch merklich besser an als die neuen Stücken. Manch ein Fan wird allerdings Klassiker wie Kopfschuss oder Jordan vermisst haben. Ansonsten aber ein sehr unterhaltsamer Auftritt in gewohnter Megaherz-Qualität.
Setlist:
Intro
Jagdzeit
Beiss mich
Dein Herz schlägt
Mann im Mond neu)
Herz aus Stein
Gegen den Wind
Das Licht am Ende der Welt
Heuchler
5. März
Gott zu sein
Heute Nacht
Miststück
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End Of Green
Ohne viel Tamtam und nach einem kurzen Soundcheck begann der Co-Headliner End Of Green aus Stuttgart mit Highway 69 gegen 19 Uhr seinen vielversprechenden Auftritt. Die Stimmung beim Auftritt der Dark Rocker war nicht mehr ganz so ausgelassen wie noch bei den zwei Neue Deutsche Härte-Bands zuvor, angesichts der zumeist doch sehr negativen Texte, die von Einsamkeit, Depressionen, Schmerz oder Tod handeln.
Man wurde das Gefühl nicht los, dass heute der Tag der doppeldeutigen Zwischenfälle war. Erst verschluckte Lex von Megaherz sein Kaugummi bei Beiß mich und beim nächsten gespielten Stück Dead City Lights war plötzlich der Strom weg. Band und Publikum gleichermaßen staunten nicht schlecht, als nur noch ein leises Akkustik-Schlagzeug zu hören war.
Drummer Lusiffer trommelte einfach noch ein wenig weiter, während die übrigen Bandmitglieder (namentlich Sänger Michelle Darkness – wie immer mit Mütze -, die beiden Gitarristen Sad Sir und Kirk Kerker sowie Bassist Hampez) sich einfach um das Schlagzeug versammelten und eine kleine, außerplanmäßige Raucherpause einschoben. Einige Besucher verlangten scherzhaft nach Zugaben. Die Techniker im Hintergrund konnten das Problem jedoch bald beheben, so dass es schließlich mit einiger Verzögerung mit Pain Hates Me, Hurter, Killhoney und Goodnight Insomnia weitergehen konnte.
Obgleich die Kombo seit 2010 kein neues Songmaterial veröffentlicht hat, konnten viele Besucher dennoch hier und da ein Wörtchen mitsingen. Im Gegensatz zu den vorherigen Bands des Tages interagierten End Of Green nicht sonderlich viel mit dem Publikum, sondern ließen mehr ihre Lieder für sich sprechen. Lediglich Bassist Hampez, wie immer auffälig aufgrund seines rot gefärbten Barts sowie seinen Dreadlocks, die er oft durch die Gegend wirbeln ließ, sorgte für Stimmung auf der Bühne.
Tie Me A Rope und Speed My Drug zählten sicherlich mit zu den besten Songs, die End Of Green an diesem Abend spielten. Dennoch lief erneut nicht alles wie geschmiert. Bei Drink Myself To Sleep erwischte es dieses Mal das Schlagzeug, das seinen Geist aufgab. Es folgte – zum zweiten Mal während des Auftritts – eine kurze Raucherpause bis das Problem gelöst war. Anschließend wurden noch She’s Wild, Dead End Hero und Bury Me Down – zum Glück ohne weitere technische Probleme – gespielt. Für eine Zugabe war aufgrund der Pannen keine Zeit mehr, dennoch wurden die Pechvögel des Tages mit frenetischem Beifall verabschiedet.
Setlist:
Highway 69
Dead City Lights
Pain Hates Me
Hurter
Killhoney
Goodnight Insomnia
Tie Me A Rope
Speed My Drug
Drink Myself To Sleep
She’s Wild
Dead End Hero
Bury Me Down
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Korpiklaani
Zum Headliner Korpiklaani muss ich ein wenig mehr ausholen. Ursprünglich war die finnische Melodic Death Metal Band Wintersun als Headliner vorgesehen. Da Wintersun jedoch kurzfristig absagen mussten, war es natürlich schwierig, nur wenige Tage vor dem Festival einen adäquaten Ersatz zu finden. Als bekannt gegeben wurde, dass die Landsmänner von Korpiklaani einspringen würden, schieden sich bei den Besuchern im Vorfeld die Geister. “Zu folkig”, “Eher was fürs Burgfolk” (wo Korpiklaani auch bereits mehrmals auftraten) waren die negativen Stimmen, die man hier und da vernehmen konnte. Und so kam es dann, dass sich der Schlosshof gegen 20.30 Uhr auch schon merklich geleert hatte.
Zwar gab es einige Verfallserscheinungen – wie das bei einem Festival mit relativ fairen Getränkepreisen und herrlichem Sommerwetter nun mal ist (je später der Tag, desto höher der Bierpegel) -, aber einige Besucher dürften sicher auch aufgrund geschmacklicher Differenzen das Schloss Broich verlassen haben. Dass Korpiklaani trotz der nicht zu leugnenden folkigen Anleihen dennoch eine rockige, extrem partytaugliche Sause ablieferten, offenbarte sich indes jedem Besucher, der sich auf die Band einließ.
Der sechsköpfige Klan der Wildnis (so die Übersetzung des Bandnamens) betrat unter lautem Jubel nach und nach die Bühne. Mit Geige und Akkordeon bewaffnet, brachten Korpiklaani auch ganz neue Töne auf das Castle Rock. Schon beim Opener Tuonelan Tuvilla vom aktuellen achten Album Manala dominierte die Geige unüberhörbar. Fronter Jonne Järvelä stieß mit seinem unverwechselbaren rauhen Gesang (zumeist in finnischer, gelegentlich auch in englischer Sprache) dazu, während das Publikum sich in den Armen lag, um die Wette klatschte und tanzte und das Bier in Strömen floss wie bei einem nordischen Trinkgelage. Trotz der Sprachbarrieren fühlten sich die Besucher bei Titeln wie Ruumiinmultaa oder Juodaan Viinaa ganz gewiss nicht überfordert. Bei letzterem bekam selbst der betrunkendste Fan ein “Lalaley” (oder so ähnlich) auf die Reihe.
Egal welchen Song die Band im weiteren Verlauf des Abends spielte, die Stimmung war durchweg ausgelassen. Das Sextett fungierte dabei stets als Vorbild für das Publikum. Gitarrist Kalle „Cane“ Savijärvi wirbelte um die eigene Achse und ließ dabei seine lagen Haare wie ein Karussel schweifen. Geiger Tuomas Rounakari und Akkordeonbespieler Sami Perttula hakten immer mal wieder ihre Arme ein, um ausgelassen im Kreis zu tanzen, während Sänger Jonne unermüglich mit seinen stattlichen Dreadlocks headbangte. Vor der Bühne bildeten sich immer mal wieder kleinere freie Flächen, in denen das Publikum tanzte, pogte oder ebenfalls die Matten kreisen ließ.
Gegen Ende des Auftritts rasteten bei Vodka – dem Sauflied überhaupt – dann noch einmal alle förmlich aus, doch noch war nicht an ein Ende zu denken. Die Humpa-artige Zugabe Rauta sowie der absolute Klassiker Wooden Pints von Spirit Of The Forest, dem allerersten Silberling der Finnen aus dem Jahr 2005, brachten das Fass respektive die Gläser zum überlaufen. Ein wahrlich feuchtfröhliger Abschluss eines tollen zweiten Festivaltags.
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Abschließend noch ein kleines persönliches Fazit:
Wieder einmal haben es Veranstalter Michael Bohnes und seine Crew geschafft, ein abwechslungsreiches Programm mit grundverschiedenen – aber doch zueinander passenden Bands – zusammenzustellen und in die phantastische Kulisse des Mülheimer Schlosses zu integrieren. Ein fast immer erstklassiger Sound sowie Ablauf, die wie üblich familiäre, friedliche Atmosphäre bei trotzdem ausgelassener Feierlaune, super entspannte Security und Service-Kräfte sowie Bands zum “Anfassen” an der Merchandiseständen rundeten das 14. Castle Rock Festival ab. Mehr kann – und will man auch – gar nicht von einem Festival erwarten! Und so sei abschließend schon auf das nunmehr 15. Castle Rock Festival, das am 04. und 05. Juli 2014 stattfinden wird, verwiesen. Ich komme sehr gerne wieder!