Das erste Konzert im Jahr 2012 begann genauso wie 2010 aufgehört hatte: Mit einem Konzert von In Legend, Orden Ogan und Van Canto.
Der Abschluss der No Silence To The End Tour fand gestern, am 07.01.2012, im Zakk in Düsseldorf statt und schon lange vor Einlass bildete sich eine lange Schlange vor der Location – kein Wunder, schließlich hieß es bereits vor einigen Tagen “Ausverkauft!”
Anders als beim bereits oben verlinkten Konzertabschluss im Jahr 2010 in der Matrix in Bochum ging es dieses Mal pünktlich um 19 Uhr ohne Gedränge und erstaunlich zügig in den Veranstaltungsort hinein. Im Eingangsbereich wurde jedoch schnell klar, dass es auch dieses Mal wieder verdammt eng vor der Bühne zugehen würde.
In Legend
Meine Klamotten an der Garderobe (die nur über eine recht enge Treppe zugänglich war) abzugeben, dauerte deutlich länger als geplant, so dass ich die Halle gerade rechtzeitig betrat, als die Männer von In Legend um kurz vor 19:30 Uhr auf die Bühne kamen.
Von 800 zugelassenen Besuchern hatten sich gefühlte 90% schon im Saal versammelt, so dass bereits zu früher Stund kaum ein Durchkommen herrschte. Sich in die ersten Reihen durchzumogeln, wo mindestens 10 Fotografen Stellung bezogen hatten, erwies sich als aussichtslos. Also fragte ich einen Mitarbeiter vom Zakk, ob die Balkone rings um den Saal betreten werden durften. Die Antwort lautete glücklicherweise “Ja” und so konnte ich bei In Legend ein paar Aufnahnmen von oben machen. Zwar auch nicht optimal, da ich kein Zoom-Objektiv dabei hatte, aber immerhin.
Die Piano Metaller von In Legend hatten ihren Auftritt derweil mit Heya und Prestinate eingeläutet. Beim nächsten Song Elekbö überzeugte vor allem Projektgründer und Sänger Bastian Emig (ebenfalls Drummer von Van Canto) durch ausgelassenes Geklimper auf seinem Keyboard im Steampunk-Design.
Vor Universe stellte Bastian Daniel, den neuen vierten Mann bei In Legend, vor. Mit seinem selbstgebauten Umhängekeyboard (Keytar) sorgt er von nun an bei den Live-Auftritten für noch mehr Piano-Metal-Madness auf der Bühne.
Bei Pandemonium, bei dem Bastian sich sein Mikro griff und sein Keyboard von Daniel gespielt wurde, taute die Meute erstmals vollends auf. Die Mehrheit hatte die Arme jetzt in der Luft und feierte In Legend gebührend ab. Im Anschluss kam Inga Scharf von Van Canto auf die Bühne, um Bastian bei Stardust stimmlich zu unterstützen. Gegen Ende des Songs spielten Bastian und Daniel schließlich zu zweit auf dem großen Keyboard. Solch kleine Show-Elemente kamen erwartungsgemäß super an, was sich vor allem am lauten Applaus zwischen den Songs zeigte.
Schließlich wurde Basti bei The Healer von seiner Berufung als Schlagzeuger eingeholt und er griff zu zwei Sticks, um eine “Beistelltrommel” neben dem Drumset zu verknüppeln. Mit Vortex, bei dem die Band doch tatsächlich einen zur Musik eher unpassenden Circle Pit forderte, endete der Auftritt von In Legend viel zu schnell.
In Legend kamen bei der überwiegenden Mehrheit des Publikums ziemlich gut an. Weniger gut kam hingegen an, dass der rechte Balkon kurz nach der Umbaupause von den Securities – aus welchem Grund auch immer – geräumt wurde. Um meine Position aus der Vogelperspektive beraubt, galt es einen anderen Weg zum Fotografieren zu finden. Viele Fans waren allerdings – verständlicherweise – nicht besonders begeistert über die vielen Fotografen, die auf der Suche nach einem guten Standpunkt zwischen ihnen herumkraxelten wie orientierungslose Ameisen, so dass man selbst im hinteren Bereich des Saals des Öfteren Kommentare wie “Schon wieder nen Fotoheini” oder “Such dir doch nen anderen Weg” zu hören bekam.
Orden Ogan
Daher beließ ich es auch dabei und genoss einfach den Auftritt von Orden Ogan, die die Bühne gegen 20:25 Uhr enterten. Dies war auch nicht weiter tragisch, da ich die Arnsberger in letzter Zeit ohnehin schon etliche Male bei Konzerten fotografiert hatte. Wenn man allerdings eine ganze Schar von Fotografen einlädt, das Konzert zu fotografieren, sollte man unter Umständen auch einen Fotograben in Betracht ziehen, da es gerade bei der Kombination aus In Legend und Van Canto – wie die Vergangenheit gezeigt hat – immer propevoll wird…
Wie üblich starteten Orden Ogan ihren Auftritt mit To New Shores. Nach dem Song erzählte Frontman Seeb etwas über die Heimat der Band, um das Publikum anzustacheln: “Da wo wir herkommen, schüttelt man die Haare zu unserer Musik!” Der Forderung kamen bei Lord Of The Flies, dem nächsten Stück, allerdings nur einige Fans in den ersten Reihen nach.
Mit This World Of Ice und Cold Dead And Gone folgten – wie schon bei den letzten Konzerten – zwei neue Stücke vom kommenden Album To The End. Den Höhepunkt des Auftritts bildete – natürlich – mal wieder der Publikumsliebling We Are Pirates.
Bevor der Auftritt nach nur sechs Liedern mit Angels War endete, forderte Sänger Seeb die Meute seit Langem mal wieder auf, das Lied mit allen verfügbaren Handys und Kameras zu filmen, damit daraus irgendwann ein Video zusammengeschnitten werden kann. Dieses Prozedere hatten Orden Ogan schon bei sämtlichen Konzerten im Jahr 2010 und im Frühling 2011 verfolgt, aber wahrscheinlich müssen aufgrund der jüngsten Besetzungswechsel nun noch einmal neue Videohappen her.
Manchmal frage ich mich jedoch, ob die Veranstalter Orden Ogan nicht mehr Zeit geben oder ob die Band nicht mehr Lieder spielen will bzw. kann (vielleicht aufgrund der zwei neuen Bandmitglieder)? Denn obwohl es schließlich mehr als genug Material gäbe, spielten die Arnsberger zuletzt immer nur etwas mehr als eine Hand voll Songs – egal ob nun als Headliner oder als Vorband…
Van Canto
In der rund 30 Minuten langen Umbaupause wurde fleißig gefachsimpelt. O-Ton, der in dieser oder ähnlicher Form immer wieder die Runde machte: “Was müssen Van Canto denn so lange vorbereiten, wo sie doch nur Mikros und ein Schlagzeug nutzen?” Andere behaupteten doch glatt, Basti von In Legend müsse sich aufgrund der Doppelbelastung noch etwas ausruhen, dabei tat er das einzig Richtige und verteilte vor dem Auftritt einige Flaschen Wasser an die Fans, die in den ersten Reihen ihre Plätze verteidigten.
Während der Umpaupause machten die üblichen lautstarken ”Rakkatakka Motherfucker”-Rufe bereits deutlich, wie heiß das Publikum auf den Auftritt von Van Canto war. Gegen 21:25 Uhr legten Van Canto schließlich mit The Seller Of Souls vom aktuellen Album los, ehe das fulminante Nightwish-Cover Wishmaster aus den Boxen dröhnte.
Zur Überleitung plauderten Van Canto etwas aus dem Nähkästchhen. So waren die Engländer bei der letzten Tour beispielsweise nicht nur überrascht, keine Gitarren vorzufinden, sondern auch, dass Van Canto mit Neuer Wind nun auch noch einen Song auf Deutsch in petto haben.
Die Fans sangen wie immer lautstark mit, besonders natürlich beim Grave Digger-Cover Rebellion, wo zuvor extra aufgefordert wurde “Macht mal Krach für unseren Schotten (Ross)!” Aber auch bei Eigenkompositionen wie etwa One To Ten bewies sich das Publikum als sehr textsicher.
Im Anschluss erlaubten sich Van Canto eine Ansage, die bei so manchem Fan wohl für einen kurzzeitigen Herzaussetzer gesorgt haben wird: “Ihr könnt das so gut. Wir kommen jetzt zum Ende… zum Ende der Könige.” Eine gelungene Überleitung zu The Last Night Of The Kings.
Nach dem Cover Black Wings Of Hate von Fading Starlight (Ingas ehemaliger Band) steigerte sich die Stimmung mit Lost Forever und dem Sabaton-Cover Primo Victoria noch einmal ein ganzes Stück.
Mit Water. Fire. Heaven. Earth. folgte zunächst wieder ein selbstkomponiertes Lied, ehe die Band verkündete, dass Düsseldorf stets ein Garant für gute Live-Shows sei und man deshalb auch den Ton habe aufnehmen lassen. Beim nächsten Song sollten die Fans daher noch einmal alles geben. So kam es, dass die Band beim Bard’s Song von Blind Guardian auch gar nichts hätte tun brauchen, da so gut wie jeder im Saal das Stück aus dem Effeff mitsingen konnte.
To Sing A Metal Song und die gewohnte Mischung aus The Mission und Master of Puppets rundeten den Auftritt von Van Canto ab. Die Mission haben Van Canto wieder einmal eindrucksvoll erfüllt. Das Konglomerat aus berühmten Cover-Songs und eigenen Stücken a capella vorgetragen brachte die Meute auch an diesem Abend wieder zur Ekstase. Logisch, dass die Fans zwei Zugaben bekamen.
Die erste Zugabe Fear Of The Dark, ein Cover von Iron Maiden, hatte auch direkt Seltenheitswert. Hier kamen noch einmal alle Bandmitglieder von In Legend und Orden Ogan mit ihren Instrumenten (die Drummer zumindest mit ihren Sticks bewaffnet) auf die Bühne, um den Song ohne eingeschaltete Verstärker – quasi nur zur rein akustischen, optischen Freude der Zuschauer – mit zu spielen. Zum Abschluss ließ sich Sänger Philip „Sly“ Schunke noch zu einem Bad in der Menge hinreißen, ehe ein denkwürdiger Konzertabend mit dem etwas ruhigeren Manowar-Cover Master Of The Wind endete.
In Düsseldorf zeigte sich wieder einmal eindrucksvoll, wie sehr es auf die Fans ankommt, damit ein fulminantes Konzert entsteht. Beim letzten Van Canto-Konzert in Köln waren in einer größeren Halle weitaus weniger Fans da, so dass der Gesamteindruck dort nicht so überragend war, wie an diesem Abend in Düsseldorf.
Die Kombination aus Orden Ogan, In Legend und Van Canto hat allerdings auch zum zweiten Mal super funktioniert, so dass man vielleicht in Zukunft auch noch die dritte Tour im selben Billing durchführen wird. Lediglich einige Fotografen werden den Abend mit einem lachenden und einem weinenden Auge in Erinnerung behalten – für die Fans und Bands gleichermaßen war es jedoch ein toller Tourabschluss. In diesem Sinne: Zakk die Bohne.