Auch der zweite Teil des Metal For Mercy Festival 2012 versprach wieder jede Menge musikalische Abwechslung. Den Auftakt bildeten um 18 Uhr I Spit Ashes aus Franken, die sich im Wettbewerb um den Openingslot gegenüber 80 Bands durchgesetzt hatten. Schon vor Beginn des Auftritts machten die Jungs mit einem recht eindrucksvollen Bühnenaufbau (vor allem die LED-Banner sowie das beleuchtete Mikrofon waren echte Hingucker) auf sich aufmerksam.
Nach einem düsteren Intro ging es dann auch musikalisch mit dem Opener Missper und dem nächsten Knaller World On Fire voll zur Sache. Obgleich es wie am Vortag noch nicht wirklich voll war und zudem auch noch das Schlagzeug kurz nach Beginn etwas auseinander fiel, überzeugten I Spit Ashes auf ganzer Linie. Metal 2.0 nennen die Franken ihre Musik, die mich stellenweise gehörig an melodischen Death Metal der Marke In Flames erinnerte. Vor allem das deftige Crossing The Borderline vom aktuellen zweiten Album der Band Inhaling Blackness – Reflecting Light haute einen buchstäblich aus den Latschen! Aber auch die übrigen gespielten Songs machten definitiv Lust auf Mehr. Bleibt zu hoffen, dass die Aschespucker alsbald erneut den Weg in den Ruhrpott finden.
Ironstate aus Dortmund machten sich derweil auf der kleinen Studiobühne bereit. Die Dortmunder Thrasher eröffneten ihren Gig kurze Zeit später gegen 18.30 Uhr mit Sieben und trotz der frühen Stunde hatte sich eine recht ansehnliche Besuchermenge im kleinen Saal eingefunden. Dass dies beileibe nicht immer so ist, konnte man einige Tage zuvor beim Auftritt von Ironstate im Cage Club sehen. In Witten war das Publikum etwas aufgeschlossener und so verkündete Fronter Thomas Engel dann auch recht früh: ”Macht echt Spaß! Ihr könnt auch näher kommen!”
Wie üblich spielten Ironstate Broken Glass Reflection, das von einem Neuanfang handelt sowie den etwas ruhigeren, nachdenklich stimmenden Song Deathparade, der die Loveparade-Katastrophe in Duisburg thematisiert. Zum Abschluss bekam das eher verhaltene Publikum dann noch die Gelegenheit zu Resistance ein wenig mitzusingen.
Wer behauptet eigentlich, dass Nu Metal tot ist? Auch wenn stilprägende Bands wie Linkin Park, Limp Bizkit, Disturbed, P.O.D. oder Korn (die ich zugegeben früher alle gerne gehört habe) sich mehr oder minder vom Nu Metal entfernt haben, so gibt es doch immer noch einige kleinere, unbekanntere Bands, die sich bewusst dem Nu Metal verschrieben haben.
So z.B. auch Nancy Breathing aus Gladbeck, die mit energischer Performance – allen voran von Sänger Christian Gotsche – sowie einem abwechslungsreichen Gemisch nach bester Art des Nu Metals zu überzeugen wussten.
Natürlich durfte auch ein DJ mit einigen Scratching-Einlagen nicht fehlen. Am Ende blieben vor allem die starken Stücke Crawl With Open Eyes und Free Fall auch nach dem Auftritt noch im Ohr. Fronter Christian forderte am Ende noch zum Kauf der Benefiz-Teddys auf, ehe der kurzweilige Gig mit 20 Past One (und einem Einspieler des Klassikers Can’t Touch This) endete.
Bleeding Heaven boten auf der kleinen Studiobühne währenddessen brutalen Death Core; und das gleich mit doppeltem Geschrei in Form von zwei Sängern, die – so gut es die kleine Bühne ermöglichte – performten, was das Zeug hielt.
Dass unter einer harten (musikalischen) Schale oftmals ein weicher Kern steckt, sieht man bei Bleeding Heaven z.B. daran, dass sie einen Song der Debut-EP Dead Men Walking für den Benefiz Samplers “Noise gegen Armut” zur Verfügung gestellt haben, mit dessen Verkaufserlösen die Armenspeisung “Rappelkiste” in Gelsenkirchen finanziell unterstützt wird. Daher verwunderte es auch nicht, dass einer der beiden Sänger in einem Metal For Mercy-Shirt den Benefiz-Charakter des Festivals unterstrich.
Hopelezz aus Wuppertal (Bilder siehe einige Absätze weiter unten) waren bereits im letzten Jahr beim Metal For Mercy Festival dabei gewesen und auch bei der diesjährigen Auflage sorgten Sse mit ihrem aggressiven Melodic Death Metal mit gelegentlichen Core-Elementen wieder für ordentlich Rumms. Schon der Opener Made Of Stainless Steel und Monster Inside – beide vom Debut-Album Black Souls Arrive – wussten zu gefallen. Vor allem der Stampfer Devil’s Ride kam einfach geil rüber!
Im kleinen Saal, der sich kontinuierlich füllte, bauten derweil Dawn Of Destiny aus Bochum ihre sieben Sachen auf. Schon beim Aufbau bzw. während des Soundchecks alberte die Band mit dem Publikum, das augenscheinlich in bester Feierlaune war, herum. Dass sich doch recht viele Besucher im kleinen Saal blicken ließen, kam aber auch sicher nicht von ungefähr, schließlich haben Dawn Of Destiny mit Praying To The World jüngst ein starkes Album abgeliefert, waren u.a. mit Axxis auf großer Tour und auch am Metal For Mercy Festival haben sie vor zwei Jahren schon teilgenommen. Los ging es dann mit Place Of Mercy und Ending Dream und Besucher und Band hatten gleichermaßen viel Spaß.
Leider erlitt meine Kamera gleich zu Beginn des Auftritts einen Totalschaden aufgrund von “Altersschwäche”. Todesursache: Verschlusslamellen gerissen. Da ich noch versuchte, meine Kamera irgendwie wieder zum Laufen zu kriegen, verpasste ich leider einige Songs. Zum Glück war ich rechtzeitig wieder im kleinen Saal zurück, um This Aching Heart, das zuletzt leider eher selten live gespielt wurde, mitzubekommen. Mit den üblichen Verdächtigen Healing Touch und Miracles endete der Auftritt von Dawn Of Destiny dann unter reichlich Applaus auch schon wieder.
Etwas missmutig schaute ich mir noch den tollen Auftritt der Groove Metaller Caliber.X aus Hennef an, die im großen Saal gehörig abrockten. Im letzten Jahr war Fronter Torsten Schramm mit Sober Truth aufgetreten und hatte trotz fehlendem Gitarristen eine super Sause abgeliefert und auch Caliber.X überzeugten bei der diesjährigen Auflage des Metal For Mercy Festivals durch ihre einmalige Musik (geprägt vor allem durch Torstens unverwechselbar geniale Stimme!), die man schwer vergleichen, aber am ehesten irgendwo zwischen Disturbed, Machine Head und stellenweise P.O.D. verorten kann. Neben den beiden ersten gespielten Stücken World Loves Me und F.A.K.E., die schon auf der ersten EP Bloodspilled zu finden sind, überzeugten vor allem Suiciety mit seinem absolut mitreißenden Refrain und der Klopper Suburbia – beide vom aktuellen Debut-Album Suburbia.
Zwar standen im Anschluss noch weitere sehenswerte Auftritte u.a. von Deadlock oder Crematory auf dem Programm, die ich auch alle gerne dokumentiert hätte. Ohne funktionierende Kamera zog es mich dann allerdings eher zur fünfjährigen Geburtstagsfeier des Helvete Clubs in Oberhausen, wo die Pagan Metaller Black Messiah eine gebührende Abrissparty ablieferten. Abschließend bleibt nur festzuhalten, dass das Metal For Mercy Benefizfestival auch in diesem Jahr wieder eine hohe musikalische Vielfalt zu einem guten Zweck bot, so dass man sich schon jetzt auf eine hochkarätige Neuauflage im Winter nächsten Jahres freuen kann.
Den ausführlichen Bericht vom ersten Tag des Festivals findet Ihr hier.