Crow7, Coronatus, Haggard

Haggard standen ganz weit vorn auf der Liste der Bands, die ich noch gerne sehen möchte und nun hätte ich einen Auftritt ganz in der Nähe beinahe verpasst, wenn ich nicht durch Zufall am Hauptbahnhof ein Plakat der Zeche Carl gesehen hätte. Dort hatten Haggard nämlich gestern, am 30.03.2011, im Rahmen der Dark Symphony-Tour einen genialen Auftritt. Als Support traten Crow7 und Coronatus auf.

Crow7

In der Schlange vor dem Eingang merkte man sofort, dass Haggard eine Ausnahmeband sind – neben Fans aus Holland konnte man auch einige Menschen Spanisch sprechen hören. Für internationales Publikum war also gesorgt – dennoch war die Halle nicht ganz voll. Im Saal hatte man ausreichend Platz um sich herum – lediglich auf der Empore ging es etwas enger zu…

Crow7

Crow7 betraten mit einiger Verspätung die Bretter und legten gleich mit zwei Liedern vom aktuellen Album – darunter Fallen Angel – los, ehe Sänger Frank alias Corbin Eved die Band vorstellte. Auffällig war, dass die Frauenstimme vom Band kam, obwohl Crow7 laut Homepage eine Sängerin haben – merkwürdig, dass darüber kein Wort verloren wurde.

Crow7In einheitlicher Montur gekleidet und geschminkt sowie zum Teil mit Kontaktlinsen versehenen Augen überzeugten Crow7 auf jeden Fall optisch. Der Sound an sich sagte mir sehr zu, lediglich die Leadvocals hätten ruhig ein Stück kräftiger sein können.

Besonders gut gefielen mir hingegen die gelegentlichen Growls von Bassist Tommy alias Gideon Vanth! In Kombination mit der eigentlichen Sängerin Janine aka Aladiah Leak wären sie bestimmt noch besser zur Geltung gekommen. (Nachtrag: Wie mir Sängerin Aladiah Leak mittlerweile per Mail mitteilte, erwartet sie ein Baby und kann deswegen nicht an der Tour teilnehmen).

Zwar gaben sich Crow7 viel Mühe, Stimmung zu machen, das Publikum lies sich jedoch nur auf reges Mitklatschen ein. Weiter ging es mit Light In My Dungeon, dem gleichnamigen Track zum aktuellen Album, zu dem auch ein Videoclip gedreht wurde.

Im Anschluss folgte ein ganz neuer Song, vom im Herbst erscheinenden Album, dessen Name noch nicht verraten wurde: Winterbreath.

Mit Heal Your Wounds und dem Anti-Kriegs-Song Name The Liar näherte sich die Spielzeit von Crow7 auch schon dem Ende entgegen. Das Lied Out markierte schließlich das Ende des rund 35minütigen Auftritts.

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Coronatus

Der Bühnenumbau mit einem knappem Soundcheck dauerte bis 21.30 Uhr, dann waren auch schon bald Coronatus an der Reihe – zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich bis zu diesem Abend noch nichts von der “Double-Female-Fronted-Metal”-Kombo aus Stuttgart gehört hatte.

Ein viel versprechendes Intro, Geisterkirche und Tantalos (beide aus dem aktuellen Album Fabula Magna) bildeten den fulminanten Auftakt eines Auftritts, den ich so schnell nicht wieder vergessen würde. Der mitreißende Refrain von Geisterkirche (“Schneller, als Euch die Füße tragen, solltet Ihr jetzt gehen…”) blieb sofort im Kopf und wollte dort partout nicht mehr heraus.

CoronatusMan merkte sofort, dass Coronatus bereits jede Menge Bühnenerfahrung sammeln konnten. Dem Publikum schien es ebenfalls zu gefallen und so sah man bereits gleich zu Anfang etliche Fäuste in der Luft, die sich im Takt bewegten. Keine Spur von Scheu oder Ablehnung gegenüber Vorbands – hier stimmte einfach alles. Lediglich der Gesang hätte noch einen Ticken besser abgemischt werden können.

Zu Coronatus muss ich zunächst ein paar mehr Worte verlieren. Die Kombo aus Süddeutschland, die zunächst lediglich als Projekt gedacht war, entwickelte sich mit der Zeit zu einer festen (Live)Band – dies erklärt die vielen Besetzungswechsel von CD zu CD. Mittlerweile hat sich die Besetzung jedoch weitestgehend gefestigt – für Liveauftritte werden dennoch gerne auch weitere Musiker ins Boot geholt. Während der jetzigen Tour mit Haggard begleitet z.B. “Psalm 88“ am Keyboard die Band als Gastmusiker.

Coronatus spielen symphonischen Metal – Vergleiche mit Within Temptation, Nightwish, Xandira, Sirenia und etlichen mehr drängen sich dem ein oder anderen vielleicht augenblicklich auf. Bei Coronatus sorgen jedoch gleich zwei Frauen – Mareike (als festes Mitglied) und Ada (als Gastsängerin während der Tour) – für einen genialen Bombast aus zwei unterschiedlichen Stimmlagen! Ada übernahm mit ihrer Sopranstimme die hohen Parts, während Mareike die rockigeren Passagen sang. Gepaart mit harten Riffs, viel Getrommel und super Untermalung durch das Keyboard zeigen Coronatus definitiv eigenes Können. Die erstaunlichste Abgrenzung zu vergleichbaren Bands besteht allerdings darin, dass einige Lieder – wie z.B die beiden erst genannten – komplett auf Deutsch gesungen werden. Eine willkommene Abwechslung im Einheits-Symphonic-Metal-Brei! Darüber hinaus gehören aber auch englische und sogar einige lateinische Lieder zum Repertoire.

CoronatusDie folgenden drei Songs, das englische Scream Of The Butterfly, das lateinische Requiem Tabernam und Beauty In Black – übrigens alle vom ersten Album Lux Noctis – konnten ebenfalls überzeugen.

Sympathien erlangte die Band auch durch das Interagieren mit dem Publikum. Mareike beschwerte sich etwa über die Meinung des Bassisten, dass sie unfreundlich zum Publikum wäre. Daher wollte sie einmal ausprobieren, wie das Publikum reagiert, wenn sie „wie ein liebes Mädchen“ auf die Bühne kommt. Die Reaktionen waren ernüchternd. Als sie mit knallharter Stimme “Ich will böse sein!” rief, erntete sie hingegen lautstarke Jubelrufe.

Generell muss man an dieser Stelle einmal die gute Show von Coronatus würdigen. Mareike wirbelte und tanzte ausgelassen über die Bühne, während Ada sich etwas ruhiger verhielt. Nicht nur gesanglich, sondern auch optisch machte die Band einiges her – Headbangen im femininen Doppelpack hatte ich zuletzt bei Sariola im Jahr 2008 erlebt.

Auch Bassist Dirk und Gitarrist Aria wechselten ständig ihre Positionen auf der Bühne und interagierten prima mit den beiden Sängerinnen sowie dem Publikum. Gastkeyboarder Psalm 88 legte ebenfalls eine gute Show ab – er holte wirklich alles aus seinem Keyboard raus.

Mit den tollen Tracks Exitus und Cast My Spell wurde schließlich noch das zweite Album, Porta Obscua, bedient. Kristallklares Wasser – wieder vom aktuellen Album – war meiner Meinung nach der beste (und zugleich leider auch schon der letzte) Song des Abends.

Laut Setlist waren sogar noch zwei weitere Songs geplant, aber zwecks fortgeschrittener Zeit, beendeten Coronatus ihren tollen Auftritt, der mich augenblicklich zum Fan gemacht hatte, nach ca. 50 Minuten. Ich hoffe, die Truppe kommt bald wieder in den Ruhrpott – Coronatus waren schlichtweg die Überraschung des Abends!

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Haggard

HaggardErst gegen 22.45 Uhr begannen schließlich Haggard mit ihrem Auftritt, nachdem die gesamte Truppe – an diesem Abend waren neben Projektgründer und Sänger Asis Nasseri noch 13 weitere Musiker anwesend – mitsamt ihrer Instrumente auf der schon fast zu kleinen Bühne Platz gefunden hatte.

Neben den für eine Metalband typischen Instrumenten (also Lead- und Rhythmus- sowie Bassgitarre, Schlagzeug und Keyboard) kommen bei Haggard auch etliche klassiche Instrumente (darunter u.a. Violine, Kontrabass, Cello, Oboe und Klarinette) zum Einsatz. Außerdem haben Haggard immer ausgebildete Sängerinnen und Sänger mit an Bord, die ihren Teil zur einmaligen Erscheinung der Band beitragen.

Haggard begannen den Abend mit The Sleeping Child etwas ruhiger, ehe es dann bei Epur Si Muove etwas lauter wurde. Das Publikum brauchte nicht animiert werden – es machte nämlich von Anfang an sehr gut mit. Fast alle Hände waren augenblicklich in der Luft und klatschten im Takt.

Zwischen den Liedern merkte man, dass Sänger Asis Nasseri sichtlich angetan war, noch einmal ein Konzert in der Zeche Carl spielen zu dürfen, schließlich war Haggard die Band gewesen, die vor der Schließung der alten Zeche, das letzte Konzert gegeben hatte – insofern schon ein historischer Moment.

HaggardNach Tales Of Ithiria begab sich der Bassist bei Herr Mannelig ins Publikum und kämpfte sich zu den oberen Plätzen durch, während eine der Sängerinnen von der Empore aus sang (siehe Foto unten).

Nicht nur, dass Haggard exzellente Musik machen, sondern auch der Live-Sound war erste Klasse. Super Abmischung, ein Klang wie auf den CDs – Hut ab, wirklich fantastisch!

Es folgten noch viele weitere tolle Stücke wie etwa The Observer, Upon Fallen Autumn Leaves, Awaking The Centuries oder zum Abschluss Per Aspera Ad Astra. Als Zugabe erklang All’inizio È La Morte. Schade fand ich, dass Hijo De La Luna nicht gespielt wurde – aber man kann eben nicht alles haben. ;)

HaggardMan muss nicht viele Worte verlieren, um ein Fazit zu ziehen: Es war ein wirklich fantastischer Abend mit Haggard, einer Ausnahmeband, die ihresgleichen sucht, Coronatus, einer jungen, aufstrebenden Symphonic Metal Gruppe und Crow7, die ebenfalls großes Potential haben, aufgrund fehlender Sängerin allerdings einiges an Potential verschenkten.

Ich bin jedenfalls sowas von froh, dass ich das Plakat noch rechtzeitig entdeckt und dieses Konzert nicht verpasst habe! Haggard muss man einfach mal live gesehen haben!

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