Burgfolk 2013 – Tag 1

Burgfolk 2013 - Tag 1

Am 16. und 17. August 2013 pilgerten wieder Liebhaber des Folks in seinen unterschiedlichsten Ausprägungen in das Mülheimer Schloss Broich, wo zum dreizehnten Mal das Burgfolk Festival stattfand. Der erste Festivaltag lockte wie üblich am späten Nachmittag mit vier Bands die Besucher in die ehrwürdigen Gemäuer.

The Sandsacks

The SandsacksIn diesem Jahr wurde das Festival von den Folkrockern The Sandsacks eröffnet. Die schottische Folkband Saor Patrol trumpfte im Anschluss mit gleich drei Trommlern auf, bevor die niederländischen Folk Metaller von Heidevolk deutlich härtere Klänge anstimmten. Weitaus besinnlicher ging es abschließend beim Headliner Faun zu. Doch der Reihe nach..

Während sich der Schlosshof langsam aber sicher füllte, betrat das Berliner Sextett von The Sandsacks gegen 17:30 Uhr die Bühne, um mit dem fröhlichen Opener Botany Bay augenblicklich für gute Stimmung zu sorgen. Das Publikum taute relativ schnell auf, was jedoch angesichts der festivalfreundlichen warmen, aber nicht zu heißen, Temperaturen nicht wirklich verwunderte.

2002 gegründet, waren die Spielleute von The Sandsacks ursprünglich zu dritt bzw. zu viert unterwegs, um den Hörern “finest irish folk & celtic music” zu bieten. 2012 wurde die Band allerdings um einen Schlagzeuger und einen Gitarristen erweitert, um live und auch auf dem neusten Album Far Away deutlich rockigere Klänge anzustreben. Wie die Band auf dem Burgfolk live unter Beweis stellte, werden die folkigen Einflüsse aber zum Glück nicht vernachlässigt. So kamen dann auch nicht nur moderne Rock-Instrumente sondern auch Geige, Mandoline, Bouzouki sowie allerlei Flöten zum Einsatz.

Mit dem Besten aus den drei bisher veröffentlichten Alben versetzten The Sandsacks das Publikum im Folgenden in die richtige Stimmung, um ausgelassen zu tanzen und zu feiern. Allerdings ließ die Band dazu auch verlauten: “Euren Partner lernt ihr am besten beim Tanzen kennen”. Und so klinkten kurzerhand etliche Besucher ihre Arme ein, um zu Lachlan Tigers – so die Worte der Band – “wie beim Musikantenstadl zu Schunkeln.”

Überzeugen konnten neben dem klasse Opener vor allem auch die Stücke Bonnie Ship sowie Cooley’s und das Thin Lizzy-Cover Whiskey In The Jar, das (so jedenfalls die durchaus gewagte Theorie der Band) ursprünglich von The Sandsacks stamme. Allerdings habe die Band damals das Tape vergessen, weswegen sie sich nun beim Burgfolk zum Abschluss ihres Auftritts auf Zeitreise begab, um es zurückzuholen.

Setlist:

Intro
Botany Bay
Bonnie Ship
Come On And Dance
Farewell To Nova Scotia
Cooley’s
Lachlan Tigers
Black Velvet Band
Banks Of Sicily
Emerald
Pinch Of Snuff
Foggy Dew

Whiskey In The Jar (Zugabe)

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Saor Patrol

Da die Umbaupause für die nächste Band relativ lang ausfiel und die Instrumente doch recht ausgiebig getestet wurden (wie übrigens bei vielen Bands, die in diesem Jahr auf dem Festival auftraten), brach schon beim Einstimmen hier und da vereinzelter Jubel aus. Bevor es jedoch losging, kam Veranstalter Michael Bohnes auf die Bühne, um das Burgfolk wie üblich persönlich zu eröffnen und die Besucher willkommen zu heißen. “Das war nur der Soundcheck”, erklärte er außerdem gut gelaunt und rief die schottische Freiheitspatroullie Saor Patrol endlich mit den Worten “Pipes and drums from hell!” auf die Bühne.

Saor PatrolLive sind die Mannen von Saor Patrol stets eine Wucht und so konnten Charlie Allan und seine vier Musikerkollegen auch beim Burgfolk schon mit dem druckvollen Opener Chasin The Beer einen Großteil des Publikums im Nu begeistern. Saor Patrol verzichten zwar auf jeglichen Gesang und kommen nur mit einer Great Highland Bagpipe, Trommeln und E-Gitarre aus, doch dafür werden die Zuhörer mit einem äußerst authentischen Sound entschädigt, der einem stets das Gefühl vermittelt, mitten in den schottischen Highlands zu stehen. Vor allem das energiegeladene Bespielen der Drums vom sympathischen Marcus Dickson und den zwei weiteren Trommlern trug maßgeblich zum Stimmungsgefühl bei.

Im Anschluss an das erste Stück folgte eine etwas längere Ansage, in der Charlie Allan erklärte, dass er dankbar sei, dass viele Besucher aufgrund von traditioneller, schottischer Musik (wie sie auch Saor Patrol spielt) nach Schottland kommen. Er empfahl jedoch allen Interessenten, insbesondere dann nach Schottland zu reisen, wenn dort landestypische Feste stattfinden. Man muss an dieser Stelle anmerken, dass Charlie bzw. auch die übrigen Bandmitglieder sich sehr für den Erhalt der schottischen Kultur einsetzen. Darüber hinaus sind alle Bandmitglieder in der gemeinnützigen Organisation “Clanranald Trust For Scotland” tätig, deren Vorsitzender Charlie Allan ist. Durch Auftritte finanziert die Band u.a. auch den Nachbau eines mittelalterlichen schottischen Dorfes mit dem Namen Duncarron.

Da die Lieder die Band allesamt verhältnismäßig lang sind, spielten Saor Patrol “nur” acht Stücke. Mit The Irish, Men O Galloway und Three Wee Jigs fanden aber immerhin drei Titel vom aktuellen Album Two Headed Dog (Duncarron Electric) den Weg auf die Setlist.

Setlist:

Chasin The Beer
Weramur
DC
The Irish
Men  O Galloway
Clansman
Three Wee Jigs

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Heidevolk

Heidevolk

Heidevolk aus der Provinz Gelderland in den Niederlanden, die gegen 19:30 Uhr als vorletzte Band des ersten Festivaltages die Bühne stürmten, waren keine Unbekannten auf dem Burgfolk, schließlich konnte man sie bereits vor zwei Jahren im Schloss Broich sehen. Anders als beim letzten Auftritt fehlte dieses Mal allerdings Bassist Rowan Roodbaert. Glücklicherweise konnte aber Gitarrist Kevin Vruchtbaard am Bass aushelfen.

Die Niederländer Folk Metaller um Fronter Mark Splintervuyscht legten mit Nehalennia und Ostara ein starkes Doppelpack vor. Für einige Besucher kam die Eröffnung mit diesen zwei Songs etwas überraschend, schließlich stammten beide Stücke vom vorletzten Album Uit Oude Grond aus dem Jahr 2010. Das aktuelle Album Batavi wurde erst mit dem fünften Song bedient. Zuvor trumpften Heidevolk mit Saksenland vom 2008er Album Walhalla Wacht aber noch einen weiteren älteren Krachersong sowie mit Furor Teutonicus einen waschechten Klassiker vom Debütalbum auf. Erst mit En Nieuw Begin folgte schließlich ein Lied vom aktuelle Album.

Der Sound bei Heidevolk war sehr gut. Der klare zweistimmige Gesang – ein wesentliches Merkmal der Band -, kam beim Publikum sehr gut an. Leider hat Sänger Joris Boghtdrincker, der auf der offiziellen Homepage noch als Bandmitglied geführt wird, die Band scheinbar vor kurzem verlassen, so dass die übrigen Bandmitglieder – neben Fronter Mark Splintervuyscht – für zusätzliche Stimmgewalt sorgen mussten. Der Stimmung tat dies keinen Abbruch. Das Publikum feierte ausgelassen, auch wenn der Schlosshof nicht ganz so voll war wie zuletzt beim Castle Rock 20013. Als Stimmungsmacher entpuppten sich im Verlauf des Auftritts der Stampfer Walhalla Wacht sowie das gemächliche “Bier-Lied” Het Bier Zal Weer Vloeien. Mit dem grandiosen Song Vulgaris Magistralis verabschiedeten sich Heidevolk dann aber auch schon wieder. Für eine Zugabe war, obwohl sie lautstark von den Fans gefordert wurde, leider keine Zeit mehr.

Setlist:

Nehalennia
Ostara
Saksenland
Furor Teutonicus
Een Nieuw Begin
De Toekomst lonkt
Walhalla wacht
Het bier zal weer vloeien
Vulgaris Magistralis

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Faun

In einer letzten Umbaupause wurde in der einsetzenden Dämmerung die Bühne für den Headliner, die Pagan-Folk-Gruppe Faun aus Gräfelfing bei München, hergerichtet. Die bereits 1999 gegründete Gruppe um Frontmann Oliver „SaTyr“ Pade (übrigens das einzig verbliebene Gründungsmitglied) kann auf mittlerweile acht veröffentlichte Album zurückblicken.

FaunDie ersten sieben Alben werden von den Fans durchweg für musikalische Kunstwerke gehalten, am aktuellen Album Von den Elben, das erstmals beim Major Label Universal erschienen ist, scheiden sich jedoch die Geister zum Teil erheblich. Während auf dem neuen Album ausschließlich deutsch gesungen wird, finden sich auf den vorherigen Alben stets auch viele Werke in anderen Sprachen (wie z.B. Spanisch, Französisch, Ungarisch oder Gälisch) sowie zum Teil recht lange ausschließlich insturmentale Stücke. Hinzu kommt, dass auf dem aktuellen Album erstmals in der Bandgeschichte externe Songwriter Stücke für Faun komponiert haben.

Weiterhin halten viele Fans der ersten Stunde den neuen Sound für zu glatt gebügelt, zu poppig. Warum ich diese für Band und Fans gleichermaßen eher unschöne Entwicklung überhaupt beschreibe, wo ein Studio-Album bei einem Live-Auftritt doch eigentlich eine eher untergeordnete Rolle spielt? Weil Faun mit Diese kalte Nacht lediglich ein Lied vom Von den Elben-Album auf dem Burgfolk 2013 spielten. Alle anderen Songs stammten von den von den Fans sehr geschätzten früheren Alben. Ein Kompromiss oder ein Eingeständnis, dass die neusten Werke bei den Fans weniger gut ankommen?

Mit Andro, das zum Tanzen einlud, und Da Ques Deus starteten Faun jedenfalls sehr atmosphärisch in ihr Set. Dichter Nebel und eine stark reduzierte Beleuchtung verstärkten die mystische Stimmung, die die Musiker von Faun mit ihren verwunschenen Melodien und mittelalterlichen Instrumenten (u.a. Dudelsack, Drehleier oder Laute)  hervorriefen. Lediglich für die Fotografen war das gedimmte Licht gepaart mit dem vielen Nebel eine kleine Herausforderung. Niel Mitra, der Mann für die Sampler und Synthesizer sowie Schlagzeuger Rüdiger Maul waren beispielsweise fast gar nicht zu sehen und entsprechend schwer abzulichten. Gut sicht- und vor allem hörbar waren hingegen die Männer und Frauen in der ersten Reihe. Katja Moslehner – seit kurzem neue Sängerin bei Faun – und Frontmann Oliver Pade überzeugten mit ihren vielseitigen Stimmen. Ein besonderer Klang ergab sich, wenn auch Stephan Groth, der Mann an der Drehleier sowie Sonja Draulich, zuständig für Hackbrett und Perkussion, noch ihre Stimmen beisteuerten.

FaunVor Iduna erklärte Oliver Pade in einer etwas längeren Ansage den Anspruch der Band. Mit dem Stück Iduna, das von der Göttin der Jugend und der Unsterblichkeit handelt, die am Fuße Yggdrasils sitzt, entführte die Band das Publikum beispielsweise auf eine Reise in den hohen Norden mit seinen vielen Gottheiten. Es sollte dazu anregen, sich sinnvoll mit der Geschichte und dem Glauben fremder Kulturen und Völker auseinanderzusetzen. Die starke Verbundenheit der Band zur sagenhaften Kultur und Natur spielgelte sich im Folgenden nicht nur in den Liedern (wie z.B. dem Zwiegespräch zwischen der Natur und dem Menschen, verkörpert von Wind und Geige in gleichnamigem Song) sondern auch im Bühnenaufbau wider. So waren die Mikrofone etwa mit vielen Blättern verziert.

Während des gesamten Auftritts war die Stimmung im Publikum zwar nicht mehr ganz so ausgelassen, wie noch zuvor bei Heidevolk, allerdings luden die Stücke von Faun auch eher zum besinnlichen Verweilen und nachdenklichen Reflektieren ein. Hier und da ließen sich einige Besucher aber auch immer mal wieder zum Tanzen und Mitklatschen verleiten.

Obgleich – im Gegensatz zum oben bereits ausführlich erwähnten aktuellen Album – live der Großteil der Stücke in oft unverständlichen Sprachen vorgetragen wurde, vermittelten die Lieder doch allesamt eine eindeutige Stimmung und Atmosphäre, so dass der geneigte Zuhörer trotz der Sprachbarrieren ein Gefühl für die Inhalte und Tiefgründigkeit der Musik von Faun entwickeln konnte.

Setlist:

Andro
Da Ques Deus
Diese Kalte Nacht
Pearl
Alba
Zeitgeist
Iyansa
Iduna
Subrali
Rhiannon
Tinta
Wind & Geige

Zugaben:
Hymn To Pan
Tagelied

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Den Bericht vom zweiten Tag des Burgfolk 2013 findet ihr hier.

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