Metal City Festival XX – Jubiläum mit US Metal Legende!
Zunächst sah es so aus, als würde sich das Lükaz beim 20. Metal City Festival am Samstag, 10.05.2014, nicht so recht füllen wollen. Minuten vor Beginn herrschte im Saal noch gähnende Leere und auch an den Merch- und Verkaufsständen war kaum etwas los. Dabei stand für die Jubiliäumsausgabe als Headliner die US Power Metal Legende Helstar aus Texas auf dem Programm!
Torian eröffnen das Metal City Festival XX
Als Torian schließlich das Metal City Festival XX pünktlich um 19.30 Uhr eröffneten, wurde es aber schlagartig etwas voller. Vielleicht lag es am regnerischen Wetter, dass viele Besucher erst just-in-time im Lükaz eintrudelten. Wie auch immer: Torian taten alles, um den bereits Anwesenden eine gute Show abzuliefern.
Die Paderborner Power Metal Band um Fronter Marc Hohlweck, die nun auch schon seit 2002 existiert und – leider muss man sagen – trotz immens vieler Konzerte immer noch im Underground beheimatet und nicht zu größerer Bekanntheit gelangt ist, begann ihren Auftritt nach einem überraschenden Intro mit dem klasse Opener Headless Redeemers.
Der Auftritt von Torian führte mir mal wieder vor Augen, wie schnell die Zeit vergeht (zuletzt hatte ich Torian, eine der Bands meiner Jugend, nämlich im April 2011 live gesehen, als Vorband von Metalucifer im Turock), und dennoch war im Grunde alles wie immer: Kräftige Power-Metal-Hymnen mit Riffs, die sich in den Gehörgängen festsetzen, dazu ein super Sänger und erstklassige Lyrics – was will man mehr?
Dennoch hatte die sympathische Truppe, die übrigens seit ihrer Gründung kaum Besetzungswechsel durchstehen musste, es an diesem Abend mal wieder nicht ganz so leicht, die Meute in Stimmung zu versetzen. „Kommt mal näher!“, forderte Marc daher nach dem Stampfer Dragonsfire (die Tanz- und Partyeinlage in diesem Song ist übrigens einfach nur genial!) und schob hinterher: „Wir waren vor dreieinhalb Jahren schon mal hier, Ihr habt was nachzuholen.“ 2011 hatte Torian – ebenfalls im Lükaz – beim Metal City Festival XII schon einmal als Vorband für Helstar auf der Bühne gestanden. Nach einer kleinen Pause ergänzte er jedoch umgehend: „Ok, damals war es auch nicht voller.“
Wenn mich meine Erinnerungen nicht ganz im Stich lassen, traf Marc mit dieser Aussage den Nagel auf den Kopf. Damals wie heute ließ es sich eine kleine Gruppe nicht nehmen, an vorderster Front für Stimmung zu sorgen (leider war dies der erste Torian-Gig ohne meinen ehemals besten Kumpel, mit dem ich früher auf jedem Konzert war…). Blöd nur, dass zwischenzeitlich das Schlagzeug Probleme machte und dadurch eine etwas längere Pause zwischen den Songs entstand, die drohte, das gerade etwas auftauende Publikum wieder abzukühlen.
Nachdem das Problem behoben war, hatte Torian die Meute mit Stormbringer allerdings schnell wieder im Griff. Im Anschluss an Lost Command, das die Band nutzte, um ihr aktuelles Album Dawn aus dem Jahr 2012 zu promoten, erkundigte sich Mark, ob das Publikum die Glücksdefinition von Harald Juhnke kenne. Als er in fragende Gesichter blickte, klärte er die Meute auf: „Leicht einen sitzen, keine Termine.“ Herrlich, diese Band! Mit Fall Of The Golden Towers wurde es zum Abschluss etwas langsamer, bevor das Publikum beim Gassenhauer Torian endlich vollends auftaute, fleißig mitsang und die Band mit etlichen Powerfäusten in der Luft verabschiedete.
Setlist Torian:
Headless Redeemers
Lords Of Babylon
Dragonfire
Stormbringer
Lost Command
Fall Of The Golden Towers
Torian
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Delirious reißen alles ab!
Deftigen Thrash Metal bekam das Publikum nach einer relativ kurzen Umbaupause von Delirious um die Ohren gehauen. Die bereits 1990 gegründete Kombo aus Hamm legte mit Drowning und Freezer auch gleich einen beachtlichen Auftakt hin. Mit einem Sound in feinster Bay Area Manier gepaart mit teutonischen Einflüssen und vor allem durch die geniale, vielseitige Stimme von Fronter Markus „Betty“ Bednarek konnte Delirious punkten. Kein Wunder also, dass es im Lükaz nun noch einmal merklich voller wurde und das Publikum die Band ordentlich abfeierte.
Mit Lost Identity folgte Schlag auf Schlag der nächste Kracher, bevor Betty zu einer etwas längeren Ansage ansetzte. Und zwar erklärte er: „Totgesagte leben länger“ und versprach, dass das nunmehr vierte Album, an dem die Band schon eine ganze Weile werkelt, wie Betty durchblicken ließ, nun definitiv noch in diesem Jahr erscheinen soll – vielleicht ja sogar auch beim kürzlich vom Fotografen-Kumpanen Jörg Müller gegründeten Vinyl-Label FTWCTP Records?
Nach dem Kracher The Masses forderte Betty das Publikum zu dem etwas melodischeren No One zum Mitsingen auf. Die Meute ließ sich nicht zwei Mal bitten, sang eifrig den Refrain mit und unterstrich mit reichlich Powerfäusten ihr Gefallen an der Band.
Mit Triple Six und Ragers Elite spielte die Band als krönender Abschluss dann noch zwei weitere absolut erstklassige Thrash-Nummern! Man darf gespannt sein, auf das kommende Album, sofern es denn endlich mal erscheint – der Gig im Lükaz hat sicher viele Fans verdammt heiß auf die neue Scheibe von Delirious gemacht!
Setlist Delirious:
Drowning
Freezer
Lost Identity
The Masses
Facing
No One
Triple Six
Ragers Elite
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Evil Invaders lassen die 80er Jahre aufleben!
Es folgte eine relativ ausgiebige Umbau- und Soundcheckpause, ehe die Jungspunde von Evil Invaders das Lükaz sprichwörtlich in Schutt und Asche legten.
Die 2007 gegründete Kombo um Frontmann und mittlerweile auch Gitarristen Jöe Anus (glücklicherweise nur ein Künstlername) hat bis dato gerade mal eine Demo mit dem wohklingenden Titel D-emokill und vergangenes Jahr eine erste EP mit dem selbstbetitelten Namen Evil Invaders rausgehauen und trotzdem nahmen die Belgier schon die Rolle des Co-Headliners ein. Und für die Mehrheit der Anwesenden stand spätestens nach dem Auftritt fest: Zu Recht!
Denn was Evil Invaders im Lükaz ablieferte, war allererste oldschool Speed-Metal-Sahne! Der eben bereits angesprochene Sänger Jöe Anus feuerte die Vocals in einer aberwitzigen Geschwindigkeit und einer typisch hohen Tonlage heraus, dass es nur so fetzte, während seine Bandkollegen Uncle Sam und Nico Beekwilder ihre Saiteninstrumente befeuerten. An den Drums knüppelte Senne „Pattat“ Jacobs was das Zeug hielt.
Dazu kam eine unbekümmerte, energiegeladene Performance und auch das Posing beherrschten Evil Invaders ohne Zweifel. Schade nur, dass die Band oder der Lichttechniker oder wer auch immer doch etwas übermäßigen Gebrauch von den Nebelmaschinen machte, so dass Bühne und das Publikum beinahe den gesamten Auftritt über von dichten Nebelschwaden buchstäblich eingelullt wurden – nicht gerade zur Freude der Fotografen. Aber was zählt ist schließlich die Musik und die war trve as hell!
Songtitel wie Alcoholic Maniac, Speed Invasion oder Driving Fast sprechen im Grunde für sich: Was die Mucke von Evil Invaders auszeichnete, war die irrwitzige Schnelligkeit und die hohe Spielfreude. Natürlich gingen die Meinungen bei einer solch extremen Spielweise, wie sie Evil Invaders praktizierte, durchaus auseinander, aber die überwiegende Mehrheit feierte die Band nach allen Arten der Kunst ab.
Setlist Evil Invaders:
Stairway To Insanity
Alcoholic Maniac
Speed Invasion
Fast, Loud
Violence & Force (Exciter Cover)
Driving Fast
Victim Of Sacrifice
Evil Invaders
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Helstar – stronger than yesterday!
Zeit für den Headliner: Helstar und ihr Frontmann James Rivera sind beileibe keine Unbekannten in Lünen. Zum einen traten die Texaner von Helstar vor rund drei Jahren beim 12. Metal City Festival im Jahr 2011 schon einmal im Lükaz auf. Zum anderen kennt man James Rivera auch von seiner anderen Band Sabbath Judas Sabbath, mit der er ebenfalls bereits in Lünen aufgetreten ist.
Die Vorfreude war jedenfalls groß, denn Helstar hatte schon beim damaligen Auftritt gezeigt, dass man auch nach all den Jahrzehnten im harten Musikgeschäft immer noch frisch und kraftvoll klingen kann! Nun hatten die Männer in diesem Jahr auch gleich noch ein neues Album mit im Gepäck, das auf den Titel This Wicked Nest hört. Ein, wie ich finde, treffender Name – auch für die ein wenig verrückte, aber stets familiäre Szene im Lükaz. Man kennt sich in Lünen und kommt immer wieder gerne dorthin!
Helstar überraschten zunächst durch ein druckvolles Intro mit rein klassischer Musik, das im Grunde doch sehr gut verdeutlichte, das Metal und Klassik sich keineswegs ausschließen. Während daraufhin die ersten noch relativ gemächlichen Takte des Kracher-Songs Fall Of Dominion, dem Opener der aktuellen CD, ertönten, konnte der gute Zuhörer noch das gesellschaftskritische Zitat von Thomas Jefferson („When the people fear the government there is tyranny, when the government fears the people there is liberty“) hören, das im großen Jubel der Fans jedoch beinahe unterging.
Schließlich stürmten Mastermind James Rivera – mit einer wuchtigen Schädel-Maske mit riesigen Hörnern auf seinem Haupt tragend – und seine Musiker-Kumpanen die Bühne, und das Lied entfaltete daraufhin erst seine volle Power! Schon jetzt ist das Lied Fall Of Dominion ein moderner Klassiker für mich: Kreischende Gitarren – bespielt von Larry Barragan und Robert Trevino, die auch schon seit den 80er Jahren Helstar die Treue halten -, treibende Drums und der markante Gesang von James, der in den Strophen und dem Refrain sehr abwechslungsreich daherkommt, zeichnen diesen Killersong aus – einer der besten Opener überhaupt!
Zeit zum Ausruhen gab es jedoch wenig, denn ein Stampfer jagte den nächsten. Bei nunmehr neun veröffentlichten Alben, können Helstar erfahrungsgemäß aus dem Vollen schöpfen, so auch dieses Mal. Die Setlist war daher sehr vielseitig gestaltet. Wie bereits erwähnt, stammte der Opener natürlich vom jüngsten Silberling. Mit den folgenden Songs näherte man sich dann immer mehr der Vergangenheit an.
So folgte auf Pandemonium vom vorletzten Album Glory Of Chaos mit Tormentor ein Song vom drittletzten Album The King Of Hell. Auch vom Album Multiples Of Black, an dem sich bekanntermaßen die Geister scheiden und nach dem sich die Band ja auch immerhin temporär auflöste, wurde ein Song (nämlich Good Day To Die) gespielt.
Mit Eternal Black und This Wicked Nest bediente die Band anschließend erst einmal wieder ihr neues Album, das sich auch keineswegs vor den viel beachteten Frühwerken von Helstar verstecken braucht. Dann war es aber auch endlich an der Zeit für einige Songs aus der 80er-Ära, die mit Fug und Recht als Blütezeit des US Power Metal bezeichnet werden darf.
Die Auswahl der Songs ließ eigentlich keinerlei Wünsche offen: Natürlich wurde ein Burning Star vom gleichnamigen Debüt-Album ebenso gespielt wie Evil Reign von der Remnants Of War Langrille oder ein The King is Dead von A Distant Thunder. Alles in Allem machte Helstar alles richtig und überzeugte durchweg mit ihrem Auftritt, was auch die Fans lautstark zu erkennen gaben.
Setlist Helstar:
Fall Of Dominion
Pandemonium
Tormentor
Good Day To Die
Eternal Black
This Wicked Nest
Evil Reign
Cursed
It Has Risen
The King Is Dead
Baptized
The King Of Hell
Burning Star
Towards The Unknown
Witch’s Eye
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Abschließend darf natürlich eines nicht fehlen: Genau, Veranstalter Christian Ernsting und seiner Metal City Crew für den bisherigen Erfolg der Metal City Festivals zu gratulieren und gleichzeitig viel Erfolg für die nächsten 20 Metal City Festivals im Lükaz zu wünschen!
Und eine weitere „Kleinigkeit“ darf an dieser Stelle auch nicht verschwiegen werden, zeigt sie doch den oben bereits angesprochene familiären Charakter im Lükaz: Da Jörg Müller schon vor einiger Zeit ein Teil seiner Kameraausrüstung im Lükaz geklaut wurde, stellten Dirk von ps-metal.de und Veranstalter Christian Ernsting einen Eimer „Pott für Pit“ auf und baten spontan um eine kleine Spende für ihn. Am Ende kamen 165 Euro zusammen. Zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, denn Foto-Ausrüstung ist teuer, aber genau solche Aktionen sind es, die die Solidarität der Metal-Szene ausmachen – dem asozialen Langfinger zum Trotz.