Um bei einem Umzug zu helfen verschlug es mich im Oktober 2014 nach Flensburg. Wo ich schon einmal hier war, wurden flugs noch ein paar Tagestouren zu umliegenden Städten in Angriff genommen.
Anders als bei den jüngsten Reiseberichten über die Touren durch Ostdeutschland werde ich für die Städtetour nach Flensburg und Umgebung dieses Mal nur einen einzigen kompakten Blog-Eintrag verfassen und in diesem auf alle Ausflüge eingehen.
Tag 1 – Anreise, Glücksburg & Schausende
Wir haben nicht direkt in Flensburg übernachtet, sondern rund 15 Kilometer von Flensburg entfernt im zu Glücksburg gehörenden, etwas abgelegenen, sehr ruhigen Ortsteil Schausende. Dort hatten wir uns eine kleine, recht günstige Ferienwohnung in einem – zumindest von außen – optischen „Schandfleck“ gemietet. Aufgrund der Höhe der „Bausünde“ bot die liebevoll eingerichtete Ferienwohnung mit Blick auf die Ostsee – genauer gesagt: Die Flensburger Förde – jedoch eine phantastische Aussicht.
Die Lage der Ferienwohnung war darüber hinaus wirklich toll und das Meer nur ein paar Fußschritte vom Haus entfernt. Ein kleiner Uferweg in direkter Nähe zum Wasser lud zum ausgiebigen Spazieren, einige Bänke hingegen zum entspannten Verweilen und Genießen der herbstlichen Rest-Sonne ein.
Im Sommer ist in Schausende bzw. auf der gesamten Halbinsel Holnis, auf der auch Glücksburg liegt, wahrscheinlich viel mehr los, aber im Herbst waren wir fast die einzigen Gäste. Optimale Erholung vom Umzug also, der zugegebenermaßen sehr schnell und unkompliziert vonstatten ging. Sehr entspannt wirkten übrigens auch die stolzen Pferde auf den Weiden in Schausende, wie folgende Fotos zeigen:
Apropos Glücksburg. Der Name kommt sicher nicht von ungefähr, denn schon am ersten Abend während unserer Ankunft hatte ich das große Glück, das Glücksburger Wasserschloss zusammen mit einem herrlichen Sonnenuntergang ablichten zu können:
Tag 2 – Flensburg
Am nächsten Tag stand schließlich die Erkundung Flensburgs auf dem Programm. Um sich einen Überblick über eine Stadt, die man zum ersten Mal besucht, zu verschaffen, ziehe ich es häufig vor, zunächst einen Aussichtspunkt aufzusuchen. Einen Besuch der im Info-Flyer beworbenen Aussichtspunkte, von denen man – ich zitiere – „einen herrlichen Blick über Flensburg und Flensburger Fjord“ bzw. einen „wunderschönen Blick auf die Hafenkulisse Flensburgs“ haben soll, kann man sich allerdings sparen. Wenn man überhaupt etwas sieht, dann nur sehr wenig, da alles sehr zugewachsen ist – hier ein Foto von der nur marginal erhöhten Plattform. Zum Fotografieren sind die insgesamt drei Aussichtspunkte meines Erachtens überhaupt nicht oder nur sehr wenig geeignet.
Der Aufstieg zum ersten von mir besuchten Aussichtspunkt führte entlang der Johannisstraße, in der viele hübsche Kapitänshäuser an die Flensburger Schifffahrtsgeschichte erinnern, über die – wahlweise kleine oder große – imposante St.-Jürgen-Treppe, die etwas für die weniger gute Aussicht entschädigte.
Der zweite Aussichtspunkt am Museumsberg offenbarte ebenfalls keine allzu gute Sicht, da empfahl sich schon eher ein Besuch der Parkanlage auf dem Alten Friedhof. Und auch der dritte und letzte Aussichtspunkts auf dem Schlosswall bot keine besonders hübsche Sicht auf die Stadt. Da empfand ich es – auch aus fotografischer Sicht – als deutlich ertragreicher, einfach nur durch die verwinkelte Altstadt und den alten Hafen zu bummeln – dort findet man mehr als genug schöne Motive. Zu empfehlen sind vor allem die Rote Straße, die älteste Gasse Flensburgs mit malerischen Kunsthandwerk- und Antiquitätenläden, Galerien, Restaurants und Cafés, das Nordertor, die vielen Kirchen, der alte Schiffskran sowie der Salon- und Museumsdampfer Alexandra.
In der einsetzenden Dämmerung fertigte ich von der Hafenpromenade am Werftkontor noch einige Panorama-Fotos an – eins zeige ich Euch hier:
Tag 3 – Solitüde & Halbinsel Holnis
Aufgrund anhaltendem schlechten Wetters fiel der dritte Tag etwas ins sprichwörtliche Wasser. Dennoch war ich nicht vollkommen untätig. Am Vormittag besuchte ich den Badestrand von Solitüde, an dem bei gutem Wetter bzw. in der Hochsaison im Sommer sicher die Hölle los ist. Dank des Regenwetters und der winterlichen Temperaturen waren jedoch keine Badegäste, dafür aber einige alles andere als wasserscheue Vierbeiner im Meer schwimmen. An jenem Strand in Solitüde machte ich auch dieses schön triste Foto eines Holzstegs:
Da das Wetter im Verlauf des Tages etwas aufklarte bzw. zumindest trocken blieb, wurde noch schnell die Regenpause genutzt, um die nördlichste Spitze der Halbinsel Holnis, die ich oben ja bereits erwähnt hatte, zu erkunden. Die Spitze der Halbinsel Holnis stellt den nördlichsten Festlandspunkt Deutschlands an der Ostsee dar. Mit ihrer Steilküste und der Salzwiese ist die Halbinsel darüber hinaus eine bedeutende Brutkolonie für Seevögel. Von der Küste der Halbinsel hat man auch einen guten Blick auf das nur wenige Kilometer entfernte Dänemark bzw. die dänische Halbinsel Braeger.
Hier ein paar Fotos, die ich während unserer Wanderung über die Halbinsel Holnis geschossen habe:
Tag 4 – Damp, Kiel & Laboe
Am nächsten Tag war das Wetter zwar immer noch etwas bescheiden, aber immerhin weitgehend trocken. Also wurde ein längerer Tagesausflug unternommen. Erster Halt war der Kurort Damp, wo mich hauptsächlich die riesigen Häuserfassaden mit den vielen bunten Balkonen faszinierten, aber auch der ein oder andere Strandkorb musste als Motiv herhalten.
Von Damp aus ging es Richtung Kiel. Bevor wir allerdings ins Zentrum von Kiel fuhren, machten wir Halt im Kieler Stadtteil Friedrichsort, dem der Leuchtturm Friedrichsort seinen Namen verdankt. Der rund 32 Meter hohe runde Stahlbeton-Leuchtturm steht auf einer kleinen Insel direkt am Strand, auf der nordwestlichen Seite an der engsten Stelle der Kieler Förde. Bei niedrigem Wasserstand konnte ich ziemlich nah an den Leuchtturm herangehen und auch einige Langzeitaufnahmen mit einem Graufilter anfertigen, um so das Meerwasser schön fließend abzubilden, wie auf dieser Aufnahme:
Aber auch die vielen ein- und ausfahrenden Schiffe stellten – wie ich finde – sehr interessante Motive dar:
Nach diesem eher modernen Leuchtturm fuhren wir noch zum Leuchtturm Holtenau, der sich am Nordufer der Zufahrt zum Nord-Ostsee-Kanal in Kiel-Holtenau befindet und dort seit 1895 als Einfahrtsfeuer dient. Der alte Turm, der zu den schönsten Deutschlands zählt, ist heute zugleich Seezeichen und Gedenkstätte. Aufgrund einer Bombenentschärfung mussten wir uns jedoch beeilen und ich konnte nur schnell ein paar Fotos vom Leuchtturm machen, bevor wir von Polizei und Küstenwache aufgefordert wurden, den Stadtteil für die Bombenentschärfung zu verlassen.
Das Zentrum von Kiel, das wir uns im Anschluss anschauten, fand ich nicht besonders lohnenswert. Dass mir die Landhauptstadt Schleswig-Holsteins nicht so gut gefiel, liegt sicher zum Großteil an dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, bei dem so gut wie keine alten Gebäude restauriert, sondern rigoros viele verbliebenen alten Bausubstanzen – etwa das alte Universitätsgebäude – abgerissen und die gesamte Innenstadt nach den damaligen modernen Vorstellungen neugebaut wurde. Somit hat Kiel heute – was ich im Übrigen auch an vielen Städten im Ruhrgebiet so schade finde – keine wirkliche Altstadt mehr. Einige Bilder vom Hafengeschehen wollte ich Euch dennoch nicht vorenthalten:
Während der Himmel am Nachmittag aufklarte und die Sonne zum Vorschein kam, fuhren wir von Kiel aus zum rund 20 Kilometer entfernten Küstenort Laboe, in dem wir das imposante Marine-Ehrenmal Laboe besuchten.
Das Ehrenmal mit dem weithin sichtbaren 68 Meter hohen, begehbaren Turm wurde ursprünglich als Gedenkstätte für die im Ersten Weltkrieg zwischen 1927 und 1936 gefallenen deutschen Marinesoldaten errichtet und schließlich am 30. Mai 1936 feierlich und in Anwesenheit Adolf Hitlers eingeweiht. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es zusätzlich genutzt, um den Gefallenen der Kriegsmarine zu gedenken. Im Mai 1954 übernahm schließlich der Deutsche Marinebund das Mahnmal. Seitdem erinnert es an alle auf den Meeren umgekommenen Seeleute aller Nationen und mahnt eine friedliche Seefahrt auf freien Meeren an.
Besonders bedrückend empfand ich den engen Gang in und die Gedenkhalle selbst, aber auch ein großer quadratischer Raum im Eingangsbereich des Turms, an dessen Wänden alle in den beiden Weltkriegen versenkten Schiffe, Luftschiffe und andere Fahrzeuge reliefartig dargestellt werden, stimmte nachdenklich, vermittelte die nüchterne Darstellung doch ein Gefühl für die irrsinnige Vernichtungsgewalt in den beiden Weltkriegen. Beim Aufstieg der 341 Truppenstufen des Turmes hatten wir Zeit unsere Gedanken zu sammeln, bevor wir mit einer tollen Aussicht und einem ebenso tollen Sonnenuntergang belohnt wurden.
Als technisches Museum und Denkmal am Strand wurde 1972 direkt vor dem Ehrenmal das ebenfalls begehbare U-Boot U 995 aufgestellt. In der von Sonnenstrahlen durchfluteten wolkigen Abendstimmung erscheint das U-Boot wie ich finde beinahe apokalyptisch:
Da bereits die Dämmerung einsetzte und erneut dichte Regenwolken aufzogen, machten wir uns auf den Rückweg zu unserer Ferienwohnung.
Tag 5 – Hamburg & Heimreise
Am nächsten Tag stand leider auch schon wieder die Heimreise an, allerdings machten wir auf der Rückfahrt noch einen längeren Zwischenstopp in Hamburg. Mir war von Vornherein klar, dass man bei einem kurzen, lediglich einige Stunden langen Aufenthalt, bei Weitem nicht alles von Hamburg entdecken kann, aber ich hatte mir dennoch einen Plan gemacht, um in kurzer Zeit so viel wie möglich zu sehen. Erster Halt war die Hauptkirche St. Michaelis, die bekannteste Kirche Hamburgs und das Wahrzeichen der Hansestadt. Dort stellten wir unseren Leihwagen ab, um den Rest von Hamburg zu Fuß zu erkunden.
Schnell ein Kombi-Ticket für den Michel gelöst und rein ins Getümmel. In der Kirche wurden die Touristen-Massen für die Mittagsandacht um 12 Uhr gerade aus dem Kirchenraum getrieben. Ich zog es daher vor (ich erwähnte meine Strategie beim Besichtigten mir noch unbekannter Städte ja oben bereits), zunächst auf die Aussichtsplattform des 132 Meter hohen Turmes zu gelangen. Aufgrund des relativen Zeitmangels nahm ich nicht die stolze Zahl von 453 Stufen hinauf zur Aussichtsplattform, sondern bevorzugte ausnahmsweise den schnellen Weg mit dem futuristischen Aufzug. Von dort hatte ich einen super Überblick über die Hamburger Innenstadt und das riesige Containerhafen-Gelände.
Auch Innenraum und Krypta wurden noch zügig begutachtet, bevor es an der Kleinen Alster entlang zum belebten Jungfernstieg ging. Weiter verlief der Marsch zum Rathaus, vorbei am riesigen Mahnmal St. Nicolai und weiter zur St. Jacobi Kirche, die mich aus fotografischer Sicht aber nicht übermäßig reizten. Als nächstes stand das berühmte Chile-Haus mit seiner faszinierenden Bauweise, die einem Kreuzfahrtschiff nachempfunden sein soll, auf der fotografischen Agenda. Auf dem Weg dorthin fielen mir noch diese zwei gegensätzlichen Türme und eine Gedenktafel für den Schriftsteller Siegfried Lenz vor die Linse:
Anschließend setzte ich meinen kleinen Rundgang durch die Innenstadt Hamburgs in Richtung Speicherstadt fort, wo ich schließlich den Großteil meines Aufenthaltes verbrachte, da mich die Speicherstadt mit ihren vielen kleinen Details im Handumdrehen verzauberte.
Nachdem ich mir zum Abschluss noch die St. Katharinen Kirche angeschaut hatte, hieß es am Nachmittag auch schon langsam wieder, Abschied von Hamburg zu nehmen, da wir ja noch die rund dreistündige Heimreise ins Ruhrgebiet vor uns hatten. Aufgrund eines Verkehrsinfarkts in und um Hamburg herum verlängerte sich die Fahrt gewaltig, aber das ist doch das Schöne am Urlaub: Man weiß nie genau, wie es kommt und meist kommt es unverhofft. Und das wichtigste im Urlaub ist doch, sich bloß nicht stressen und von Nichts aus der Ruhe bringen zu lassen.
Ein letztes Foto aus Hamburg möchte ich Euch noch unbedingt zeigen. Zwar zählt die Street-Fotografie eigentlich nicht gerade zu meinen fotografischen Schwerpunkten, aber dieses Foto gefällt mir aufgrund der Gegensätzlichkeit der gesellschaftlichen Situation der beiden abgebildeten Personen und der Lichtstimmung außerordentlich gut:
Fest steht, dass ich auf jeden Fall noch einmal nach Hamburg reisen möchte, da viele Motive in der blauen Stunde – allen voran natürlich die Speicherstadt oder der Jungfernstieg – noch stimmiger wirken als am helllichten Tage. Auch den Container-Hafen und das Miniatur-Wunderland würde ich bei einem kommenden Besuch unbedingt noch besuchen wollen. Insgesamt bin ich mit meiner bisherigen „Ausbeute“ an Fotografien dennoch recht zufrieden (was bei mir, wenn ich ehrlich sein soll, relativ selten der Fall ist).
Huch, nun ist der Post doch deutlich länger und ausführlicher geworden, als ich zunächst beabsichtigt hatte, aber das macht ja nichts – seit langem hat mir das Schreiben eines Blog-Eintrags mal wieder so richtig Spaß gemacht und im Internet ist ja schließlich noch ausreichend Platz für ein paar zusätzliche Zeilen und Fotos… 😉
Ich freue mich natürlich wie immer über Rückmeldungen! Teilt mir doch bitte mit, ob Euch der Reisebericht gefallen hat, oder was man unbedingt noch besichtigten sollte, wenn man im hohen Norden Deutschlands ist. Schreibt mir Eure Anmerkungen gerne über mein Kontaktformular.