Der 15. Januar 2011 stand voll und ganz im Zeichen des Power Metals: Athorn, Orden Ogan und Elvenking gaben sich im Helvete in Oberhausen die Mikros in die Hand – und das quasi für umsonst; lediglich 5 Euro mussten verzehrt werden – aber die Summe gibt man im Normalfall ja eh für Erfrischungsgetränke aus… 😉
Da es beim letzten Orden Ogan-Konzert Ende Dezember in der Matrix schon extrem voll gewesen war, beschlossen wir, mehr als pünktlich los zu fahren, um auch ja einen Platz in der ersten Reihe zu ergattern. So trudelten wir gegen 18.30 Uhr vor dem Helvete ein, wo sich bereits einige Fans eingefunden hatten.
Kurz nach Sieben wurden der Club und die Theken gestürmt, ehe schließlich ca. 30 Minuten später der Konzertsaal geöffnet wurde. Die erste Reihe wurde erfolgreich eingenommen. Das Konzert konnte beginnen.
Athorn
Der Soundcheck der ersten Band bereitete mir zunächst etwas Skepsis, klang er doch sehr stark nach Death Metal (was ja eher weniger meinem Geschmack entspricht) – doch nachdem das erste Lied (Angel Of The Fall, der Opener des ersten Albums Phobia) verklungen war, war klar: Athorn liefern astreinen Metal mit einer tollen, kraftvollen Gesangsleistung von Sänger Carsten Frank (hohe cleane Vocals gepaart mit gelegentlichen tiefen, düsteren Growls), knallharten Drums und progressiven Gitarrenklängen.
Obwohl die Hannoveraner (vor Konzertbeginn) nur einen recht geringen Bekanntheitsgrad vorzuweisen hatten, war die Stimmung von Anfang an sehr gut. Spätestens nach den Songs Wink Of Death und Humanitaze The Demon hatte sich der Saal auch schon locker zur Hälfte gefüllt. Dies war aber auch mehr als gerechtfertigt angesichts der Spielfreude, die Athorn an den Tag legten: Drummer Sören Becker vermöbelte energisch seine Trommeln, Sänger Carsten Frank ließ die Bühne mit seinen langen Growls erzittern, während die beiden Gitarristen Stefan Schönebeck und Tobias Liedke sowie Bassist Thomas Maiwald wahres Können an den Saiten bewiesen! Selten konnte mich eine unbekannte Vorband von Anfang an so überzeugen!
Dass Athorn beim Publikum so gut ankommen würden, hatten sich die Bandmitglieder augenscheinlich selbst nicht gedacht. Umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass Athorn zum einen noch nicht all zu lange auf den Brettern der Nation vertreten sind und zum anderen ursprünglich nur fünf Lieder spielen sollten. Da sie vom Veranstalter jedoch mehr Zeit zur Verfügung gestellt bekamen, musste kurzerhand improvisiert werden, indem einige weitere Lieder in die Playlist aufgenommen wurden.
So erklang als nächstes From Beyond, das eigentlich nicht auf dem Plan stand, aus den Boxen gefolgt von den regulären Songs Phobia (dem Titeltrack des aktuellen Albums) sowie Emperor Of Ruins. Wer in der ersten Reihe stand, konnte bemerken, dass Sänger Carsten bei den beiden letzten Liedern (Schizophrenia, das längste und wahrscheinlich auch abwechslungsreichstes Stück des Auftritts und After The End) des Abends ab und an auf die Lyrics, die am Boden lagen, schielen musste. Dies tat der Stimmung aber keinen Abbruch und wer nicht unmittelbar vor der Bühne stand, bekam davon auch gar nichts mit.
Nach dem Ende der regulären Spielzeit, dauerte es nur wenige Sekunden bis die ersten “Zugabe!”-Rufe ertönten. Athorn kamen der Bitte in Form des Stücks Ferryman nur all zu gern nach.
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Orden Ogan
Es folgte eine etwas längere Umbaupause, bei der sich die Fans mit einigen Zeilen aus dem Orden Ogan-Repertoire gesanglich aufwärmten, um die Zeit zu überbrücken – mit eher mäßigem Erfolg. “Gut, dass wir gleich singen”, kommentierte Keyboarder Nils trocken. Vor der Bühne wurde es derweil kontinuierlich enger, so dass der Saal schon vor Beginn rappelvoll war.
Endlich ertönten die ersten Klänge des gewohnten Intros, ehe Orden Ogan in ebenso gewohnter Manier mit To New Shores Of Sadness los legten. Ich war gespannt, ob die Jungs von Orden Ogan endlich mal ein paar Stücke zum Besten geben würden, die sonst eher nicht gespielt werden, da sich die Playlists während der Touren als Vorband von Freedom Call, Tiamat und Van Canto nie geändert hatten – wir wollen diesen Zustand mal auf die knapp bemessene Zeit der Gigs als Vorband schieben. Heute Abend würden Orden Ogan jedenfalls mehr Zeit zur Verfügung haben und – zum Glück – auch den ein oder anderen seltener gespielten Track spielen.
Der zweite Track gehört definitiv zu den gerade angesprochenen selteneren Liedern: Mystic Symphony, das lediglich auf dem Demo-Tape Soli Deo Gloria aus dem Jahre 1999 zu finden ist. Hier konnten die Fans ihre volle Gesangsleistung präsentieren – und die war wirklich umwerfend (nicht unbedingt von der Qualität, dafür von der Lautstärke!).
Im Anschluss wurde die Band vom Publikum mit den warmen Worten “Fuck You Pussy” begrüßt – ein Großteil des Publikums kannte den Ritus schon – ehe dann das ruhigere Farewell gespielt wurde. Das Lied nutzten die meisten Fans, um die Kräfte für die nachfolgenden Kracher zu sammeln.
Easton Hope (vom gleichnamigen Album) und Welcome Liberty brachten das Helvete zum Kochen! Orden Ogan wurden vom Publikum, das sich als sehr textsicher erwies, frenetisch gefeiert – zu Recht, wie ich finde!
Im Anschluss wurde von einigen Fans lautstark “We Are Pirates” gerufen – hieran kann man erkennen, wie präsent die Playlist der letzten Touren ist – dort kam We Are Pirates nämlich stets nach Easton Hope und Welcome Liberty. Stattdessen wurde nun mit The Lord Of The Flies zunächst ein weiteres eher unbekanntes Lied gespielt, ehe man sich dann dem Publikumsliebling We Are Pirates widmete. Bei diesem Song durfte ein Fan, der ein Gewinnspiel bei Facebook gewonnen hatte, Seebs Gitarre zupfen und machte dabei eine ziemliche gute Figur. Das Publikum gab noch einmal Alles und die Stimmung erreichte langsam aber sicher ihren Zenit.
Sänger Seeb verkündete sinngemäß: “Wir haben erst mit Tiamat und dann mit Van Canto getourt, aber der Gig heute setzt dem ganzen die Krone auf – Ihr seid spitze!” Zum Abschluss wurde noch der Angels War ausgefochten.
Mittlerweile hatten Orden Ogan die eingeplante Zeit längst überschritten – aber sie hatten ja auch später angefangen als geplant. Dennoch war klar: “Noch kann die Band die Bühne nicht verlassen!” Also begab man sich weit zurück, nämlich in die Zeit, in der Orden Ogan noch Tanzende Aingewaide hießen und spielte die kultigen Lieder (sofern man sie so nennen kann), die von einer Fliege, die von einem Auto getötet wird, handeln: Splattered In Seconds und Splattered In A Half Minute – ein Mordsspaß im wahrsten Sinne des Wortes!
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Elvenking
Nach dem Auftritt wurde es schlagartig leerer – die Mehrheit wollte sicher erst einmal zu den Theken, um die trockenen, verausgabten Kehlen zu fluten, allerdings liegt die Vermutung, dass ein Teil sicher auch nur für Orden Ogan gekommen waren, nahe. Wer nun ging, verpasste aber einen tollen Auftritt von den Italienern Elvenking, der nach einer humanen Umbaupause und einem sehr kurzen Soundcheck gegen 22.30 Uhr begann.
Elvenking legten direkt ordentlich los: Den Auftakt bildeten Dawnmelting samt zugehörigen Intro vom aktuellen Album Red Silend Tides gefolgt vom genialen The Wanderer vom The Winter Wake Album. Als nächstes erklangt mit The Scythe ein Lied von selbigen Album – die ersten drei Lieder zeigten bereits deutlich, dass Elvenking an diesem Abend eine super Mischung aus alten und neuen Songs spielen würden!
Auch wenn es anfangs noch recht leer war, so hatte sich der Raum nach den ersten Liedern doch noch gut gefüllt. Leider gab es zu Beginn ein paar kleinere Probleme mit der Technik, die jedoch bald beseitigt werden konnten, so dass der perfekten Sause nichts mehr im Weg stand.
Nach einer kleinen Ansprache folgte This Nightmare Will Never End, das den gefühlsbetonten Gesang von Sänger Damnagoras besonders zur Geltung brachte. Wie schon die beiden Vorbands sorgten auch Elvenking für eine super Stimmung. Dass Drummer Zender ordentlich zulangte sah man spätestens daran, dass eins seiner Becken stiften ging. Aber auch die übrigen Bandmitglieder hatten sichtlich Spaß auf der Bühne: Während Sänger Damna über die Bühne wirbelte, spielten sich die Männer an den Saiten die Seelen aus dem Leib. Besonders Geiger Elyghen hinterließ einen guten Eindruck, verlieh er mit seiner Violine den Liedern doch die passenden Folk-Elemente.
Mit The Divided Heart, Your Heroes Are Dead, March Of Fools, The Last Hour und The Cabal wurden fleißig weiter Lieder von den drei anfangs genannten Alben gespielt – von den ersten drei Alben würden im Laufe des Abends leider keine Lieder gespielt werden.
Zwischen einem der Lied geriet Sänger Damnagoras kurz in Missgunst, als er von Elvenkings letztem Hollandauftritt erzählen wollte. Auf die Pfiffe fragte er “You don’t like the netherlands?”, korrigierte sich mit den Worten “Then let’s say we played somewhere in Europe” und die Meute war wieder friedlich gestimmt – sind halt doch sehr empfindlich die harten Kerle. 😉
Nach einem feinen Drum Solo folgte Runereader, ehe das erste Lied vom einzigen Akustikalbum der Band – nämlich Two Tragedy Poets (…and a Caravan of Weird Figures) – eine kleine Verschnaufpause erlaubte: From Blood To Stone.
Mit Poison Tears näherte sich der sehr abwechslungsreiche Konzertabend langsam dem Ende entgegen. The Winter Wake bildete schließlich den Abschluss des Sets. Nach dem Outro She Lives At Dawn sollte laut Playlist noch die Zugabe The Play Of The Leaves gespielt werden, doch angesichts der fortgeschrittenen Zeit wurde wahrscheinlich darauf verzichtet – die Stimmung war jedenfalls bis zum Ende wirklich phantastisch, auch wenn sich bei etlichen Fans Erschöpfung breit machte.
Um es kurz zu machen (der Bericht war ja lang genug): Wer nicht da war, ist selbst Schuld und hat drei verdammt geile Auftritte verpasst! Alle die da waren, werden sich an diesen Abend voller Power (im wahrsten Sinne des Wortes) sicher noch lange erinnern.
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