Am 12. März 2011 gaben sich Orden Ogan und die Lokalmatadore Everflow aus Recklingshausen für schlappe fünf Euronen im Trigon in Haltern am See die Instrumente in die Hand. Ein schöner Abend mit zwei sehr verschiedenen, aber erstklassigen Auftritten!
Als wir gegen 18 Uhr beim Tirgon in Haltern (nach einer zugegeben ziemlich ungewöhnlichen Zugfahrt) ankamen, waren wir (noch) die einzigen. Da die letzten Auftritte von Orden Ogan (z.B. in der Matrix in Bochum oder im Helvete in Oberhausen) sehr gut besucht gewesen waren, hatten wir uns gedacht, dass dies bestimmt auch an diesem Abend der Fall sein würde und waren daher entsprechend frühzeitig losgefahren. Einlass sollte laut einschlägigen Musik- und Communitywebsites gegen 19 Uhr sein – hereingelassen wurde dann jedoch erst gegen 20 Uhr.
Viel mehr Leute hatten sich bis dahin leider nicht vorm Trigon versammelt, aber nachdem wir uns drinnen eine bequeme Couchgarnitur unter die Nägel (bzw. Hintern) gerissen hatten, um die Wartezeit zu überbrücken, wurde es langsam aber sicher immerhin etwas voller. Ausverkauft war der Schuppen aber noch lange nicht.
Everflow
Die Progressive-Metaller Everflow, die nun auch schon etliche Jahre auf den Brettern der Republik Vertreten sind und zuletzt 2007 einen Longplayer veröffentlicht haben, eröffneten schließlich gegen 20.45 Uhr den Abend. Zur Zeit haben sie eine 2-Track-MiniCD am Start – ein interessantes Konzeptalbum mit dem Titel Fraud, dass das Leben des Dichters Moses Adam bis zu seinem Selbstmord thematisiert, ist zur Zeit in der Mache. Grund genug also, sich wieder eine Bühnenpräsenz zu erarbeiten.
Das Intro klang zunächst sehr untypisch für eine Metal-Band – fast schon in Richtung Industrial. Verwunderte Blicke im Publikum, von Leuten, die Everflow nicht kannten – deren Anzahl war jedoch gering, wie sich bald herausstellen würde.
Es folgte Miracle 1, das zunächst etwas schwerfällig anmutete, sich dann aber doch als abwechslungsreiches Stück entpuppte. Das Zusammenspiel aus Growls und Gesang von Sänger Thorsten Drees untermalt mit feinen Keyboardsounds von Romuald Tichawski hinterließ einen guten Eindruck.
Unmittelbar im Anschluss ertönte The Curse Of Id. Nicht nur die zwei Männer an den Saiteninstrumenten muss man an dieser Stelle einmal loben (insbesondere das filigrane Gitarrenspiel von Marc Bräutigam), sondern auch der Sound generell war super – der Klang und die Abmischung waren astrein – keine Selbstverständlichkeit in einem Jugendclub.
Bei den Liedern Proteus, Homing Vulture und The Escapist (ersteres und letzteres sind übrigens die zwei Songs von der Mini-CD) fiel noch einmal die Abwechslung positiv auf. Längere Instrumentalpassagen ohne Gesang wechselten sich m mit mal härteren Riff mit viel Getrommel oder aber auch mal ruhigeren, langsamere Passagen ab.
Die Songs Your Name, The Loss Of Id, dem vom Publikum besonders gut aufgenommenen Helena und The Mask & The Dreamer komplettierten den Auftritt dann auch schon. Oftmals haben Vorbands ja keinen leichten Job, weil sie von den Fans ignoriert werden, auch wenn sie sich noch so Mühe geben. Hier war es anders: Everflow hatten ganz klar einen Heimvorteil. Wie sich später noch herausstellen würde, waren viele nur für Everflow angereist, denn nach dem Auftritt wurde es schlagartig leerer. Auffallend war außerdem, dass soweit ich das gesehen bzw. gehört habe, keinerlei alte Lieder (weder von den Demos aus dem Jahre 1999 noch von der CD Different Views) gespielt wurden – Everflow wollen sich augenscheinlich nur noch auf neues Material konzentrieren. Dies scheint aber auch verständlich, da die neueren Lieder deutlich härter klingen als noch die Tracks auf den ersten Silberlingen.
Orden Ogan
Nach einem kleinen Soundcheck (umgebaut wurde nicht viel – Orden Ogan spielten sogar ohne Banner) enterten die Mannen von Orden Ogan gegen 22.15 Uhr schließlich die Planken.
Wie gewohnt folgte auf das Intro To New Shores Of Sadness. Die Menge (wenn man denn von einer sprechen kann – viele waren wie bereits oben erwähnt augenscheinlich nur für Everflow ins Trigon gepilgert oder standen noch draußen, um sich abzukühlen oder eine zu rauchen) ging augenblicklich gut ab. Allerdings war zwischen der ersten Reihe, die bereits fröhlich headbangte und den etwas schüchternen Konzertbesuchern im hinteren Teil des Konzertsaals noch viel Platz. Man kam (leider )während des ganzen Konzerts ohne quetschen zu müssen zur Theke, zur Toilette und zur Bühne zurück. Gut zum Fotografieren (so konnte ich endlich mal alle Bandmitglieder ablichten – auch den Drummer ;)), schlecht für die Band, für die ein größeres Publikum natürlich wünschenswert gewesen wäre.
Dennoch ließen sich Orden Ogan nicht lumpen und lieferten wie immer eine gute Show ab. Wie schon beim letzten Gig im Helvete in Oberhausen spielten Orden Ogan auch dieses Mal wieder ein paar Songs, die sonst eher seltener in der Setlist auftauchen. Dazu zählten die beiden als nächstes gespielten Lieder Reality Lost und Something Pretending – wie schon To New Shores Of Sadness beide vom Vale-Album. Auch wenn man die Lieder live sonst nicht alle Tage hört, waren die “echten” Fans im vorderen Teil des Trigons recht textsicher.
Bevor das ruhigere Farewell aus den Boxen tönte, wurde die Band – wie üblich – mit dem “Fuck You Pussy”-Ruf begrüßt, wobei sich auch hier zeigte, dass nur einige wenige Fans da waren, die die Masche kannten – der Rest musste also kurz in die Vorgehensweise eingewiesen werden. Dass Orden Ogan nach eigener (selbstironischer) Aussage “immer die Pussys im Billing sind” kann mittlerweile natürlich nicht mehr so stehen gelassen werden, schließlich sind Orden Ogan fast ununterbrochen mit Größen wie Van Canto, Tiamat und demnächst sogar Grave Digger am touren und stehen diesen eigentlich in nichts nach – die Jungs sind einfach der aufgehende Stern am deutschen Power Metal Himmel.
Vor dem nächsten Lied, Welcome Liberty, witzelte Sänger Seeb, dass das Lied aufgrund der Katastrophen in Japan kurzer Hand umgeschrieben wurde und nun vom AKW in Haltern handeln würde. Weiter ging es mit Easton Hope und natürlich dem Klassiker We Are Pirates, bei denen die Meute vollends auftaute. Nun folgte noch das etwas ruhigere Angels War – dann war auch schon wieder Schluss. Vorerst zumindest.
Als kleine Zugaben gab es die Überbleibsel Splattered In Seconds und Splattered In A Half Minute (zwei kurze Lieder in guter Death Metal-Manier, die von zwei Fliegen handeln, die in einem Sekundenbruchteil bzw. einer halben Minute von einem Auto erwischt werden) aus der Tanzende Aingewaide-Zeit. Die “richtige” Zugabe Mystic Symphony, ein Lied, das fast nur Live gespielt wird und lediglich auf dem Demo-Tape Soli Deo Gloria aus dem Jahre 1999 zu finden ist, verlangte noch einmal lautes Mitsingen von den Fans. Wie es sich gehört, waren Orden Ogan anschließend noch am Merchstand anzutreffen, auch wenn sie nur noch zwei Exemplare ihres aktuellen Ablegers im Gepäck hatten – aber wie sagte Seeb irgendwann zwischen den Liedern: “Ihr ladet es ja sowieso alle herunter…” 😉
Fazit: Ein toller Abend mit zwei grundverschiedenen Bands in einer netten Location, die sich viel besser als erwartet herausstellte. Ich freue mich schon jetzt auf die nächsten Konzerte von Orden Ogan. Wie bereits eben erwähnt, spielen die Jungs nun als Support für Grave Digger (da Grand Magus und Sister Sin beide abgesprungen sind). Außerdem sind Orden Ogan auch noch beim nächsten Börsencrash-Festival in Wuppertal und beim Metal For Mercy Festival in Witten anzutreffen. Man, das wird geil!
Links zu Orden Ogan: Offizielle Homepage | Facebook