Im Rahmen der German Metal Attack-Tour 2013 sind noch bis Februar die vier Power Metal Bands Grave Digger, Wizard, Majesty und Gun Barrel unterwegs quer durch die Republik. Ich habe mir das im Vorfeld als “truest Metal Tour in 2013“ angekündigte Package am 16.01.2013 in der Live Music Hall in Köln angeschaut.
Gun Barrel
Schon beim Eintreffen in Köln die erste Überraschung: Keine Schlange vor der Live Music Hall? Und das nur 15 Minuten nach Beginn des Einlasses? Sonst war es bei Konzerten der Live Music Hall stets recht voll und die Schlange vor dem Eingang immer recht lang. Also schnell rein in die Halle, doch auch drinnen war es noch sehr überschaubar. Von voll konnte noch keine Rede sein, wohl aber von kalt, denn in der scheinbar überhaupt nicht geheizten Halle ließen viele Besucher ihre Jacken und Kutten gleich an. Zwar lag draußen noch ein paar Zentimeter Schnee (ein Verkehrschaos, das Besucher vom Kommen abgehalten haben könnte, gab es allerdings nicht) und das Konzert fand an einem Wochentag statt, aber das sind doch beileibe keine Argumente gegen einen solch hochkarätigen Konzertabend. Wie dem auch sei, einige der bereits anwesenden Feierwütigen machten schon lange vor Beginn der Show um 19 Uhr ordentlich Radau in Form von “Gun, Gun – Gun Barrel”-Rufen…
Pünktlich um 19 Uhr betraten dann die selbsternannten “Dirty Metal Rock’n’Roller” von Gun Barrel die Bühne und bretterten nach einem kleinen Intro mit dem Opener Brace For Impact vom aktuellen gleichnamigen Album auch gleich gehörig los.
Es verwunderte allerdings schon etwas, dass nicht ein paar mehr Anhänger angereist waren, um ihre Powerfäuste in die Luft zu recken, wo die Truppe um Fronter Patrick Sühl doch aus dem benachbarten Bonn und Köln kommt. Die Fans in den ersten Reihen ließen sich aber nicht lumpen und machten trotzdem ordentlich Stimmung. Auf der Bühne schossen Bandgründer Rolf und Tomcat – die Männer an den Saiten – sowie Drummer Toni derweil mit Front Killers vom bereits 2008 erschienenen Album Outlaw Invasion weiter äußerst scharf.
Dancing On Torpedos reihte sich schließlich nahtlos in die Riege der kraftvollen Stücke ein und unterstrich einmal mehr die (Live-)Qualitäten der Band. Auch With Might And Main sowie das ältere Stück Lonely Rider wussten zu überzeugen. Als Opener lieferten Gun Barrel, die ich zuletzt beim eher durchwachsenen Run To The Mill-Konzertabend in der Mühle in Duisburg gesehen hatte, einen durch die Bank guten Auftritt ab und ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Gig der Jungs beim German Swordbrothers Festival 2 in Lünen!
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Majesty
Als nach einer recht kurzen Umbaupause Majesty die Bühne betraten, waren etliche Besucher noch draußen rauchen. Das unverkennbare Metal Law, das die Baden-Württemberger als Opener gewählt hatten, lockte die Fans aber schleunigst wieder vor die Bühne.
Dass vermutlich niemand im Saal den Auftritt verpassen wollte, war allerdings nicht wirklich verwunderlich, denn immerhin ist es schon eine ganze Weile her, dass die von Tarek Maghary gegründete Kombo live zu sehen war. Dies liegt daran, dass Majesty zwischen 2008 und 2011 unter dem Namen Metalforce aktiv waren. Zwar wurde als Metalforce ein Album veröffentlicht, aber die Reaktionen der Fans auf den Namenswechsel waren gelinde gesagt wenig positiv, weshalb die Band 2012 beschloss, sich wieder in Majesty umzubennen. Im Namen der Majestät wurde nun Anfang Januar das neue Album Thunder Rider veröffentlicht. Dennoch muss die Band, die zu ihren Glanzzeiten schon mit Größen wie Manowar die Bühne teilte, sich nun erneut in die Herzen der Fans spielen.
Es folgte das neue Stück Make Some Noise, doch so wirklich rund ging es dann erst beim Gassenhauer Into The Stadiums, bei dem die Fans auch gleich laute “Hail To Majesty”-Sprechgesänge von sich gaben. Nicht ohne Stolz verkündet Fronter Tarek im Anschluss, dass das neue Album auf Platz 55 in die Charts eingestiegen ist. Als Dank an die Fans wurde deshalb auch gleich der Titeltrack Thunder Rider zum Besten gegeben.
Sword And Sorcery lud dann noch einmal zum Mitgröhlen ein, doch auch wenn Majesty sichtlich bemüht waren für Stimmung zu sorgen, insgesamt war es schlichtweg immer noch ein wenig zu leer, um eine opulente Konzertatmosphäre zu schaffen. Die Fans in den ersten Reihen ließen sich davon jedoch nicht abhalten, sangen mit und reckten fleißig die Fäuste in die Luft, ganz besonders beim letzten Stück Metal Union, mit dem Majesty sicherlich auch den kleinen Zwist unter den Fans der alten Stunde und den Metalforce-Anhängern begraben wollen.
Da Majesty zum Abschluss lediglich den Headliner Grave Digger ankündigten, konnte man sogleich in etliche fragende Gesichter blicken. “Was ist mit Wizard?”, fragten sich viele, doch die Befürchtungen, dass die Bocholter Hexenmeister nicht auftreten würden, waren im Nu verflogen, als ein Wizard-Banner aufgehängt wurde.
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Wizard
Kurze Zeit später starteten Wizard, die angesichts ihrer langen Liste von Metalhymnen und insgesamt neun veröffentlichten Alben bei Live-Auftritten stets die Qual der Wahl bei der Songauslese haben, mit dem Opener Midgards Guardian und seinem epischen Refrain in ihr Set.
Wenn ich mich richtig entsinne, hatten Wizard im Vorfeld der German Metal Attack Tour auf ihrer Facebook-Seite gefragt, welche selten live gespielten Stücke die Fans gerne wieder einmal hören würden. Zu den gewünschten Songs zählte sicherlich auch The First One vom Album Head Of The Deceiver aus dem Jahr 2001. Im Anschluss trumpften Wizard dann mit dem grandiosen Hall Of Odin auf.
Allerdings schien Sänger Sven D’Anna noch nicht wirklich zufrieden angesichts der wenigen Unterstützung durch die Besucher. Sein ungefährer Wortlaut in typisch sympathischer Manier dazu: “Für uns ist es auch ungewohnt an einem Mittwochabend, normal bin ich da auf der Couch – wie man sieht” (und spielte damit auf seinen kleinen Bauchansatz an). Dann ergänzte er: “Singt, auch wenn Ihr zu wenig gesoffen habt!” Beim Refrain von Messenger Of Death, das auch durch ein super Gitarrensoli Gänsehaut verbreitete, bekamen die Fans dann entsprechend die Gelegenheit noch einmal kräftig mitzusingen.
Zur sprichwörtlichen Krönung gab es gegen Ende des Auftritts dann noch die drei Klassiker Children Of The Night, Head Of The Deceiver und für die einzig wahren Verteidiger des true Heavy Metals natürlich die Metalhymne schlechtweg: Defenders Of Metal!
Um 21.15 Uhr war dann auch leider schon wieder Schluss. Ohne viele Worte zu verlieren: Wizard – wie immer ein Genuss. Lediglich der Verzicht auf Hammer, Bow, Axe and Sword war den ein oder anderen ein – zugegeben sehr kleiner – Dorn im Auge.
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Grave Digger
In Windeseile wurde die Bühne für den Headliner des Abends hergerichtet und keine 20 Minuten später erklang schon das neue Intro Charon (Fährmann des Todes), das von Michael Rhein von In Extremo mit seiner markanten Stimme gesprochen wird, aus den Lautsprechern, während Hans-Peter Katzenburg – wie immer als Reaper verkleidet – mit einer Ziehharmonika fast schwebend über die Bühne glitt. So schaurig-schön hat ein Grave Digger Konzert bisher wohl noch nie begonnen.
Genau wie auf dem aktuellen Album ging das Intro nahtlos in den fulminanten Kracher Clash Of The Gods über, bei dem die Stimmung fast augenblicklich ihren bisherigen Höhepunkt erreichte. Vor allem Fronter Chris Boltendahl trug einen Löwenanteil zur Stimmung bei, fegte er doch über die Bühne als gäbe es kein Morgen mehr, um die Fans weiter anzuheizen.
Auch Grave Digger können Dank ihres nunmehr 30jährigen Bandbestehens und 15 veröffentlichten Studioalben auf einen großen Fundus an erstklassigen Songs zurückgreifen. Statt mit einem Klassiker weiterzumachen, präsentierten die Gladbecker aber zunächst einen weiteren neuen Song vom Clash Of The Gods-Album. Und was für einen! Death Angel & The Grave Digger offenbarte sich als wummernde Live-Granate mit einem Hammer-Refrain!
Apropos Hammer – ein Song, der auf keinem Konzert von Grave Digger fehlen darf, brachte die Live Music Hall im Anschluss zum Beben: Hammer Of The Scots!
Erst nach diesen drei Songs folgte eine etwas längere Ansprache von Chris, in der er u.a. erklärte, dass Köln – sehr zur Freude der anwesenden Kölner – und nicht Düsseldorf seine Heimatstadt sei. Daher ließen sich die Fans dann auch nicht zwei Mal bitten und stimmten vor Ballad Of A Hangman einen lautstarken Gesang an.
Nach den bisherigen sehr schnellen Liedern spielten Grave Digger zur Beruhigung der Gemüter mit The House ein deutlich langsameres Stück vom The Grave Digger-Album aus dem Jahr 2001. Im Anschluss an Killing Times vom Album Tunes Of War gab es dann mit Medusa wieder neues Liedgut auf die Ohren.
Und auch in der zweiten Hälfte des Auftritts präsentierten die Gladbecker einen bunten Mix aus älteren und neuen Stücken. Mit dem Klassiker Excalibur und seinem Gänsehaut-Riff, Knights Of The Cross, The Round Table (Forever) und dem unterschätzten Stück The Dark Of The Sun deckten Grave Digger die Alben der Neunziger ab, bevor Home At Last und der Publikumsliebling Rebellion (The Clans are Marching), bei dem die Fans noch einmal ordentlich mitsangen, den Auftritt abrundeten.
Als Zugaben gab es dann noch ein emotionales Medley aus Yesterday und Metal Will Never Die sowie die Schottenhymne Highland Farewell und natürlich das obligatorische Heavy Metal Breakdown.
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Am Ende des Konzertabends stand fest: Die German Metal Attack Power-Walze ist erfolgreich über Köln hinweggerollt, auch wenn – Wochentag hin, Winterwetter her – ruhig ein paar mehr Besucher den Weg in die Live Music Hall hätten finden können. Nichtsdestoweniger belegten zumindest die vier Bands und die anwesenden Besucher, dass man auch mit einer nicht ganz so großen Menge an Besuchern eine vorbildliche Konzertstimmung erreichen kann. Wenn dann noch der Sound wie an diesem Abend gut abgemischt ist, dann geht das Gesamtkonzept auch ohne ausverkaufte Halle auf.