Im Vergleich zum Opener des ersten Tages waren bei Aardvarks, der ersten Band des zweiten Festivaltages, die gegen 14 Uhr die Bühne betrat, schon ein paar mehr Besucher anwesend.
Allerdings sorgte ein relativ kurzer aber dafür umso heftiger Regenguss für ein wenig Chaos – hauptsächlich bei den bereits Anwesenden Besuchern und den Helfern an den Merchandiseständen, die Mühe hatten, ihre Waren trocken zu halten. Aber auch im Straßenverkehr ging kurzfristig wenig, so dass ich die erste Band fast verpasst hätte.
Aardvarks
Immerhin reichte die Zeit noch aus, um schnell noch ein paar Fotos von Aardvarks zu schießen, bevor die Band aus Bonn nach rund 30 Minuten auch schon wieder die Bühne verließ. Währenddessen waren die Regenwolken von der Sonne vertrieben worden und die kurze Abkühlung war vorbei. Den restlichen Tag war es dann wieder hochsommerlich heiß in Essen.
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Diablo Blvd
Der zweiten Band des Tages, nämlich Diablo Blvd aus dem Nachbarland Belgien, wurde schließlich nach einer kurzen Umbaupause deutlich mehr Aufmerksamkeit zuteil. Schon mit dem Opener Virus (The Pride) konnten Diablo Blvd erste positive Akzente setzen.
Sehr stimmige Riffs, eingängie Refrains und eine klasse Stimme von Sänger Alex Agnew konnten mich – und auch viele andere der Anwesenden – überzeugen. Hinzu kamen spaßige Ansagen wie z.B. “Ich kann nicht viel Deutsch, also das wars.” – dabei fingen Diablo Blvd ja gerade erst an. Und so beließ es Alex dann auch nicht beim Deutschen sondern trug die weiteren Ansagen dann in Englisch vor. Zunächst versuchte er, das noch etwas träge Publikum näher an die Bühne heranzulocken, ehe es mit Black Heart Bleed und Rise Like Lions von der aktuellen EK kraftvoll und dynamisch weiterging.
Vor dem starken Song Builders Of Empires, der auch im Nord Open Air Trailer verwendet wurde, dankte Fronter Alex dem Veranstalter des Festivals, wobei ihm ein kleiner Fauxpas unterlief. Statt Marco dankte er Mario, worauf ihn seine Bandkollegen aber sofort aufmerksam machten. Er korrigierte sich und ergänzte grinsend: “I really suck at names!” Keiner nahm es ihm übel, denn was zählte war schließlich die Musik und die war wirklich erstklassig. Auch die Besucher tauten nun mehr und mehr auf und das Eis schien endgültig gebrochen.
Bei den letzten gespielten Songs Between The Hammer And The Cross, das die Band den Apokalyptischen Reitern widmete sowie Outcast (“dedicated to all of you!”) wurden Diablo Blvd dann immerhin noch etwas gebührender abgefeiert. Ich wünsche mir wirklich, dass diese Band demnächst noch einmal in den Ruhrpott kommt!
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Harasai
Nach einer weiteren Umbaupause legten die Essener Lokalmatadore Harasai ohne viele Worte mit ihren Kracher-Songs Into Oblivion und Resist To Rebuild deftig los. Mit ihrem vielseitigen Melodic Death Metal konnte die Truppe, die beim Nord Open Air – mal wieder – ein neues Gesicht an der zweiten Gitarre dabei hatte, einen Großteil des Publikums im Nu begeistern.
Neben ihrem wuchtigen Sound sorgten aber auch Sänger Martin und Basser Arne für mächtig Bewegung auf der Bühne. Es wurde geheadbangt was das Zeug hielt, die Pommesgabeln wurden in die Luft gestreckt und bei The I-Conception rutschte Fronter Martin – so wie es aussah – dann sogar beim Rennen aus. Er ließ sich jedoch nichts anmerken, fing den Sturz gekonnt ab und wälzte sich anschließend wie wildgeworden auf dem Boden während er weiter ins Mikro kreischte. Außerdem kletterte er wenig später auf eine große Box links neben der Bühne, von der er nach kurzer Zeit mit einem gewagten Sprung wieder hinuntersprang. Klar, dass bei solch einer energiegeladenen Performance, auch das Publikum fix warm wurde. Sänger Martin forderte aber auch immer wieder nach Circle Pits und bald tauchten auch die ersten Crowd Surfer des Tages auf.
Vor Dying Race Domain machten Harasai schließlich noch etwas Werbung für das aktuelle Album Psychotic Kingdom, ehe die Besucher bei Constant Disbelief dann noch einmal eine letzte Chance zum Abgehen bekamen. Bevor Harasai unter lautem Applaus die Bühne verließen, bedankten sie sich noch schnell bei Veranstalter Marco und dem Nord für den Gig.
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Alpha TIger
Aus dem sächsischen Freiberg kam die nächste Band des Festivals: Alpha Tiger.
Allesamt in stilechte, gestreifte Tiger-Spandex-Hosen gekleidet, betraten die Tiger die Bühne und sorgten von Beginn an für gute Stimmung. Auch Alpha Tiger beherrschten die Kunst des Posens für Fans und Fotografen vorzüglich, jedoch ohne dabei übertrieben zu wirken.
Auf dem Viehofer Platz hatte es trotz des erneuten Genre-Wechsels keinen Publikumsschwund gegeben. Statt Melo Death gab es nun traditionellen Heavy Metal auf die Ohren. Apropos Ohren: Ich wurde das Gefühl nicht los, dass der Sound den ganzen Samstag über etwas leiser war als am Freitag. Sei’s drum: die Stimmung war weiterhin gut, das Wetter optimal und das Bier floss buchstäblich in Strömen.
Wer beim ersten Auftritt der Band im Ruhrpott dabei war (noch nicht allzu lang her: Dezember 2011 in der Matrix), weiß, dass Alpha Tiger schon auf eine ordentliche Fanbase zählen können. Und so kommentierte auch Sänger Stephan Dietrich: “Unglaublich, so viele Leute um diese Uhrzeit am Samstagvormittag zu sehen.” Gespielt wurde eine bunte Mischung an Songs aus den zwei bisher veröffentlichten Alben sowie zum Abschluss das Queensryche-Cover Queen Of The Reich.
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Seventy Seven
Seventy Seven aus Spanien zählte definitiv mit zu den großen Abräumern des zweiten Festivaltages.
Die musikalisch doch stark von ACDC und Artverwandten inspirierten Hard Rocker um Fronter Armand Valeta sorgten mit ihrer ausgelassenen Performance auf der Bühne für viele neugierige Blicke. Neben dem eben bereits erwähnten Sänger fielen auch sein Bruder LG Valeta sowie Basser Raw durch energische Bühnenpräsenz auf.
Mit Ansagen gingen Seventy Seven recht spärlich um, was auch der Song Less Talk (Let’s Rock) verdeutlichte. Dafür rannten die drei Saitenzieher trotz der Hitze schier unermüdlich über die Bühne, tauschten fleißig die Positionen und posten was das Zeug hielt. Kein Wunder, dass sich die gute Stimmung unmittelbar auf das Publikum übertrug, das fleißig mitklatschte. Und selbst Besucher, die eher wenig mit Hard Rock am Hut hatten, wurden von Seventy Seven mühelos in Feierlaune gebracht.
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Suidakra
Das bedrohlich-dramatische Intro Storming The Walls läutete nach einer weiteren Umbaupause den Auftritt der Düsseldorfer Melo-Death-Kombo Suidakra ein, die bereits vor zwei Jahren einen erfolgreichen Gig auf dem Nord Open Air 2011 verbuchen konnte.
Mit dem kräftigen Opener Inner Sanctum vom aktuellen Album Eternal Defiance eröffneten Suidakra dann auch nahtlos ihren Auftritt. Ein astreiner – wenn auch immer noch recht leiser – Sound animierten nicht wenige Besucher zum ausgelassenen Headbangen.
Im Anschluss begrüßte Sänger und Bandgründer Arkadius “Akki” Antonik die Besucher mit den Worten “Könnt ihr noch?!” und kündigte den nächsten Song, Pendragon’s Fall, an, bei dem auch wieder reihenweise die Matten – sowohl auf als auch vor der Bühne – um die Wette wirbelten.
Zwar gab es schon die ein oder anderen Ausfallerscheinungen bei einigen wenigen Besuchern (angesichts der fairen Getränkepreise und der warmen Temperaturen allerdings kein Wunder), aber die Mehrheit war nach wie vor topfit und feierte Suidakra gebührend ab.
Die Celtic bzw. Folk Metal Anleihen von Suidakra konnte man besonders gut beim folgenden (Trumph-)Song March Of Conquest heraushören, bei dem Sänger Akki Gastsängerin Tina, die auch im dazugehörigen Musikvideo zu sehen ist, auf die Bühne rief und mit ihr ein Duett anstimmte. Spätestens mit diesem atmosphärischen Stück, das viel zu schnell vorbei war, hatten Suidakra den Viehofer Platz fest in ihrem Griff.
Auch die folgenden Stücke wie Dead Man’s Reel, das mit ein wenig Dudelsackgespiel vom Band startete, Beneath The Red Eagle oder The IXth Legion konnten durchweg überzeugen. Logisch, dass Suidakra ohne Zugabe nicht davon kamen und so gab es mit Wartunes noch einen saftigen Nachschlag.
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Evocation
Nach spanischem Hard Rock und Melo-Death von Suidakra folgte wieder eine ordentliche Portion Death Metal, vorgetragen von Evocation aus Schweden.
Kompromisslose Shouts und aggressives Gitarrenspiel, unterlegt mit treibenen Drums sorgten unmittelbar nach Beginn des Auftritts für Moshpits. Stücke wie Feed The Fire (bei dem Fronter Thomas Josefsson sich mehrmals anschickte, die Fans mit Wasser abzuhühlen) oder Metus Odium stellten vor allem Liebhaber von hartem, schwedischen Metal zufrieden.
Allerdings hatte man den Eindruck, dass viele Besucher – vor allem im hinteren Teil des Platzes – ihre Kräfte für den Headliner des Abends aufsparten. Auf dem Gelände wurde es jedenfalls kontinuierlich voller, so dass schon kurz nach dem Auftritt von Evocation keine weiteren Besucher auf den Viehofer Platz gelassen wurden. Dies führte bei einigen Personen, die nur für den Auftritt der Apokalyptischen Reiter gekommen waren, verständlicherweise zu etwas Frust. Allerdings war ein Besucherandrang bei einem kostenlosen Konzert der populären Reiter zu erwarten gewesen, weshalb sich ein frühes Erscheinen auszahlte. Gerade vor der Bühne ging es auch schon ziemlich eng zu, wenngleich weiter hinten auf dem Platz schon noch Luft nach oben gewesen wäre. Aber spätestens seit der Loveparade-Panik in Duisburg gilt bei Besuchermassen die Devise “Vorsicht ist besser als Nachsicht.”
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Die Apokalyptischen Reiter
Während der Umbaupause für den Headliner verhinderte ein schwarzer Vorhang die Sicht auf die Bühne. Ein relativ langes Intro kündigte dann den Auftritt der Apokalyptischen Reiter an. Unter großem Jubel fiel schließlich der Vorhang und die Truppe um den charismatischen Sänger Daniel „Fuchs“ Täumel stürmte auf die Bühne.
Mit dem eher ungewohnten Opener Komm und seinem Refrain “Komm mit mir zum Sinnenbade in eine andere Welt” machten die Reiter klar, wohin die Reise gehen sollte. In den folgenden knapp 90 Minuten würden sie die Besucher mit auf eine kleine apokalyptische Reise quer durch die neuere Bandhistorie nehmen. Die gespielten Stücke deckten dabei einen Großteil der Publikumslieblinge ab, allerdings schafften es auch einige eher unerwartete Stücke auf die Setlist.
Direkt im Anschluss an den Opener legten die Reiter jedoch zunächst mit Erwache und Du kleiner Wicht zwei weitere temporeiche Stücke nach und es gab absolut kein Halten mehr. Der Sound war super, die Stimmung schäumte über. Die Crowdsurfer trudelten von un an quasi im Sekundentakt im Graben ein und insbesondere bei Der Adler “flogen” die Fans regelrecht über die Köpfe hinweg. Sänger Fuchs sprang auf der Bühne umher und animierte die Besucher stets zum Abgehen. Keyboarder Dr. Pest – wie üblich in Lack und Leder gekleidet – verbrachte den Großteil des Auftritts auf seiner Schuakel im hinteren Teil der Bühne (und erschwerte somit leider auch das Ablichten für die Fotografen). Erst nach einigen Songs verließ er seinen Posten und kam nach vorne, um die Stimmung wie gewohnt mit seiner Peitsche – im wahrsten Sinne des Wortes – anzupeitschen.
Im Anschluss leitete Fuchs – bewaffnet mit einer großen Fahne – zu gleichnamigem Lied die Revolution ein, bevor mit Es wird schlimmer und Adrenalin zwei weitere grandiose Stücke zum Besten gegeben wurden. Nach dem etwas ruhigeren Nach der Ebbe präsentierten die Reiter ihr Tribut an den Metal: Metal Will Never Die. Ein Drumsolo läutete schließlich den mitreißenden Titeltrack Moral & Wahnsinn vom aktuellen, gleichnamigen Album aus dem Jahr 2011, ein.
Bei Wir Hoffen und Seemann, zu dem Dr. Pest eine Melodie mit einem Akkoredon beisteuerte, stellten die Fans noch einmal eindrucksvoll ihre Gesangskraft unter Beweis. Außerdem schaukelten hierbei einige Fans in einem schwarzen Gummiboot über die wogenden Besuchermassen. Die reguläre Spielzeit endete dann mit Die Sonne Scheint, dem herrlichen Vaughn Monroe-Cover Ghostriders In The Sky und dem “grande finale” in Form von Reitermania, doch die Besucher hatten noch lange nicht genug und verlangten augenblicklich nach Zugaben.
Diese bekamen sie auch in Form von Wir reiten, dem überraschenden Stück Elfriede (einer Akkustikversion von Friede sei mit dir) und Unter der Arsche, ehe die erfolgreich zelebrierte Apokalypse unter den Klängen des Outros Heimkehr endete.
Setlist:
…vom Ende der Welt (Intro)
Komm
Erwache
Du kleiner Wicht
Der Adler
Revolution
Es wird Schlimmer
Adrenalin
Nach der Ebbe
Metal Will Never Die
Moral & Wahnsinn
Wir hoffen
Seemann
Die Sonne scheint
Ghost Riders In The Sky (Vaughn Monroe Cover)
ReitermaniaZugaben:
Wir reiten
Elfriede (akkustik)
Unter der Asche
Heimkehr (outro)
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Wahrlich ein würdiger Abschluss des erfolgreichen Nord Open Air Festivals 2013. Allen Unkenrufen von Kritikern, die die musikalische Entwicklung der Reiter als zu poppig empfinden, zum Trotz (beispielhaft muss hier wohl der Akkustiksong Elfriede angeführt werden, der im Original erheblich authentischer klingt), markierte der Auftritt der Apokalyptischen Reiter doch den Höhepunkt des Festivals – zumindest im Hinblick auf die Euphorie und Zahl der Besucher.
Angesichts des hochkarätigen teils international besetzten Billings von 2013, bei dem vor allem Fans von Heavy und Death Metal sowie deftigem Punk und Hardcore auf ihre Kosten kamen, darf man schon jetzt auf die fünfte Auflage im kommenden Jahr am 25. und 26.07.2014 gespannt sein. Es wird sicher keine leichte Aufgabe für die Veranstalter, das diesjährige Festival noch einmal zu toppen.
Den Bericht vom ersten Tag des Nord Open Air 2013 findet ihr hier.