Objektivanschlüsse im Vergleich – Bajonett, Gewinde, Klemmring

Ganz grob gesagt: Ein Objektivanschluss ermöglicht die Befestigung eines Wechselobjektivs an einem dafür geeigneten Kameragehäuse.

Objektivanschlüsse kommen sowohl an analogen als auch digitalen Spiegelreflexkameras (SLR), spiegellosen Systemkameras (DSLM), Messsucherkameras sowie professionellen Kinokameras zum Einsatz.

Grundsätzlich kann hierbei zwischen vier verschiedenen Möglichkeiten von Objektivanschlüssen unterschieden werden:

  • Bajonett (bayonet mount)
  • Gewinde (screw-threaded mount)
  • Klemmring (breech-lock / friction-lock)
  • rechteckige Platte

Objektivbajonett

Die meisten heute auf dem Kameramarkt erhältlichen Objektive verfügen über einen Bajonettverschluss.

Hierbei wird das Objektiv zunächst in die runde Öffnung des Kameragehäuses hineingesteckt und anschließend (meist eine halbe Drehung im Uhrzeigersinn) gedreht, wodurch die sog. Nasen in entsprechende Aussparungen am sog. Flanschring einrasten. Dadurch wird das Objektiv fest und sicher mit der Kamera verbunden, was insbesondere für die reibungslose mechanische und elektronische Kommunikation zwischen Kamera und Objektiv wichtig ist (etwa zum korrekten Betrieb des Autofokusmotors beim Scharfstellen oder für die Übermittlung von Exif-Daten). Ein versehentliches Herausfallen ist so gut wie ausgeschlossen. Über einen Schalter oder eine Taste (meist neben dem Objektiv an der Kamera) kann das Objektiv gelöst und wieder aus dem Flanschring herausgedreht werden.

Bei dieser Art von Objektivanschluss kann noch einmal zwischen zwei Arten unterschieden werden, je nachdem wo die Nasen und der Flanschring angebracht sind:

  • Die Nasen sind am Ende des Objektivkorpus angebracht und greifen in den Flanschring des Kamerageäuses hinein (dies ist die gängigere Variante)
  • Oder: Die Nasen befinden sich alternativ an der Kamera und der Flanschring am Objektiv.

Den Teil mit den herausragenden Nasen bezeichnet man auch als male mount, den Flanschring als female mount.

Die allermeisten Objektivbajonette sind herstellerspezifisch und nicht miteinander kompatibel. Einige werden allerdings von mehreren Herstellern unterstützt. So gibt es z.B. für das Canon EF- und RF-Bajonett, das Nikon F- und Z-Bajonett oder Sonys A- und E-Bajonett Objektive von sog. Fremdherstellern wie Tamron, Sigma, Samyang, Leowa, Irix uva. Einige solcher Objektive besitzen keinen Autofokus oder haben andere Einschränkungen – etwa in puncto Zuverlässigkeit oder Haltbarkeit. Auch ist der Wiederverkaufswert meist nicht so hoch wie bei Originalobjektiven, dafür sind sie meist auch um ein vielfaches günstiger als vergleichbare Optiken der Originalhersteller. Viele Hersteller haben auch gleich mehrere unterschiedliche Objektivbajonette im Angebot, die ebenfalls in der Regel untereinander nicht kompatibel sind.

Man sollte sich daher idealerweise frühzeitig für ein System entscheiden, mit dem man arbeiten möchte, da man ansonsten unnötig Geld für teure Systemwechsel ausgibt, wenn man von einem Hersteller zum anderen wechseln möchte und dabei Objektive in Zahlung geben und durch Modelle des anderen Herstellers ersetzen muss. Selbst wenn Hersteller ihrer Anschlüsse nicht für andere Firmen freigeben, so gibt es trotzdem häufig auch Objektivanbieter, die mittels Reverse Engineering die einem Objektivanschluss zugrunde liegenden Techniken (z.B. Mechanik, Elektronik usw.) analysieren, nachbauen und anschließend Objektive dafür konzipieren.

Teilweise schließen sich auch Firmen zusammen, um gemeinsam eine größere Produktpalette anbieten zu können (siehe z.B. Leica L-Bajonett-Allianz). Auch der von Panasonic und Olympus entwickelte Systemstandard Micro Four Thirds (MFT) kann von anderen Herstellern aufgegriffen werden. Teilweise kommt es auch vor, dass bei Firmenübernahmen auch ein Objektivanschluss den Anbieter wechselt (so geschehen etwa beim A-Bajonett bei der Übernahme von Minolta durch Sony). Bei hochpreisigen Kameras für Kinoproduktionen kommen heute vor allem das PL-Bajonett von Arri und das PV-Bajonett von Panavision zum Einsatz.

Objektivgewinde

Die zweite immer noch weit verbreitete Art ein Objektiv an einer Kamera anzuschließen ist das Schraubgewinde. Die Technik fand bereits bei frühen analogen Kameras und Objektiven Anwendung. Wie der Name bereits andeutet, wird das Objektiv in die Kamera hineingedreht. Ein zusätzliches Einrasten wie beim Bajonettanschluss findet nicht statt. Daher kann es passieren, dass sich Objektive – insbesondere bei starken Bewegungen mit umgehängter Kamera – unbemerkt aus dem Gehäuse drehen können.

Heute noch gängige Objektivgewinde sind z.B. das von Leica entworfene M39 – daher auch Leica L-Mount bzw. Leica Screw Mount (LSM) genannt, – das M40, das M42 oder der T2-Anschluss von Tamron zu nennen. Seit sich Kyocera 2005 mit seinen Marken Contax und Yashica aus dem Massenmarkt für Kameras verabschiedet hat, werden Objektive mit M42-Gewinde auch wieder als Neuware angeboten, und zwar von Carl Zeiss. Im gewerblichen Bereich, insbesondere bei digitalen Industrie- und Überwachungskameras, finden sich meist der C-Mount- und der CS-Mount, beide ebenfalls Schraubanschlüsse.

Klemmring

Eine weitere schon etwas ältere Art des Objektivanschluss ist der Klemmring. Hierbei wird das Objektiv in die Kamera eingesetzt und mit einen außen am Objektiv angebrachten Ring festgedreht. Sämtliche Canon-Objektive der FL- und FD-Reihe besitzen beispielsweise einen solchen Klemmring. Bei allen New FD-Objektiven (FDn) kam schließlich ein Bajonettanschluss zum Einsatz.

Rechteckige Platte

Der historisch älteste Objektivanschluss ist die rechteckige Platte. Dieser sehr einfache Objektivanschluss sah vor, dass Objektive auf einer rechteckigen Platte montiert wurden, die dann in das kastenförmige Kameragehäuse eingeschoben wurden. Diese Technik findet bei modernen Kamerasystemen jedoch praktisch keine Anwendung mehr.

Kompatibilität unterschiedlicher Objektivanschlüsse

Dass Objektive der unterschiedlichen Hersteller oft nicht für den Einsatz an Kameras der Konkurrenz vorgesehen sind, kann nicht nur auf „böse Absicht“ zurückgeführt werden, sondern die unterschiedlichen Auflagemaße von Objektiven kommen auch durch die vielen verschiedenen Sensorgrößen, die in den Kameras verbaut werden, zustande. So ist es physikalisch schlicht nicht möglich, ein kompaktes Objektiv mit einem sehr kleinen Durchmesser an eine große Mittelformatkameras zu schrauben, da sonst ein großer schwarzer Fleck rings um das aufgenommene Foto entstehen würde. Mittels Adaptern lassen sich jedoch viele unterschiedliche Objektivanschlüsse miteinander komibieren. Der Nachteil daran ist allerdings, dass oftmals der Autofokus gar nicht mehr oder nur eingeschränkt bzw. langsamer funktioniert.

Objektivanschlüsse im Vergleich

In der folgenden Tabelle habe ich versucht, die wichtigsten Informationen und Unterschiede zu den diversen verschiedenen Objektivanschlüssen aufzunehmen. Die Tabelle erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wie bei den Vergleichstabellen für Kameras und Objektive kennzeichnet die farbige Markierung die Verfügbarkeit. Grün bedeutet, dass der Anschluss noch produziert wird und Anwendung in aktuellen Kameras bzw. Objektiven findet. Orange gekennzeichnete Anschlüsse sind Auslaufmodelle, für die vermutlich keine neuen Kameras oder Objektive mehr auf den Markt kommen. Rot markierte Anschlüsse sind nicht mehr in Produktion (betrifft vor allem analoge Anschlüsse und auch Bajonettanschlüsse für herkömmliche DSLR-Systeme, die momentan von spiegellosen Systemkameras abgelöst werden).

HerstellerBezeichnungAnschluss-TypAufnahme-TypKamera-TypAufnahme-/
Sensor-Format
AuflagemaßDurchmesserKamerabaureiheJahre in Verwendung
ArgusC3GewindeanalogMesssucherVollformat40,3 mm34 mmArgus C31939 bis 1966
CanonEFBajonettanalog & digital(D)SLRVollformat44 mm54 mmanaloge Canon EOS und digitale Canon EOS D
1987 bis 202x
CanonEF-SBajonettdigitalDSLRAPS-C44 mm54 mmCanon EOS D2003 bis 202x
CanonEF-MBajonettdigitalDSLMAPS-C18 mm47 mmCanon EOS M2012 bis 2021
CanonEXBajonettanalogSLR1/2″M39Canon EX, Canon EX EE, Canon EX auto QL1969 bis 197x
CanonFDKlemmringanalogSLRVollformat42 mm48 mmCanon A & Canon T Serie1971 bis 1990
CanonFDn
(New FD)
BajonettanalogSLRVollformat42 mm48 mmCanon A & Canon T Serie1979 bis 1992
CanonFLKlemmringanalogSLRVollformat42 mm48 mmCanon FX, FP, Pellix1964 bis 1971
CanonRKlemmringanalogSLRVollformatCanon Canonflex1959 bis 1964
CanonRFBajonettdigitalDSLMVollformat20 mm54 mmCanon EOS R
2018 bis lfd.
CanonRF-SBajonettdigitalDSLMAPS-C20 mm54 mmCanon EOS R
2022 bis lfd.
CanonSVBajonettanalogSVC2/3″32 mmCanon D701 (Prototyp), Canon RC-701 & 7601984 bis 1992
ContaxGKlemmringanalogMesssucherVollformat29,00 mm44 mmContax G1, G21996 bis 2005
ContaxNBajonettanalog & digital(D)SLRVollformat48 mm55 mmContax N1, NX, N Digital2000 bis 2005
ContaxRFDoppel-BajonettanalogMesssucherVollformat34,85 mm44 mmContax I, II, III, IIa, IIIa
Kiev rangefinders
1936 bis 2005
FujicaXanaloganalogSLRVollformat43,5 mm49 mmFujica-X Serie1978 bis 1985
FujifilmGBajonettdigitalDSLMMittelformat26,7 mm65 mmFujifilm GFX2017 bis lfd.
FujifilmXBajonettdigitalDSLMAPS-C17,7 mm44 mmFujifilm X2012 bis lfd.
HasselbladHBajonettdigitalDSLRMittelformat61,63 mm67,5 mmHasselblad H2002 bis 2023
HasselbladXCDBajonettdigitalDSLMMittelformat20 mm61 mmHasselblad X2016 bis lfd.
KonicaARBajonettanalogSLRVollformat40,50 mm47 mmKonica Auto-Reflex, P, T, A, T“2, A“2″, A1000, T3, A3, T3N, TC, T4, TC-X1965 bis 1987
KonicaFBajonettanalogSLRVollformat40,50 mm40 mmKonica F1960 bis 1965
KonicaKMBajonettanalogMesssucherVollformat28 mm44 mmKonica Hexar RF1999 bis 2003
LeicaLBajonettdigitalDSLMVollformat & APS-C20 mm51,6 mmLeica CL, SL, TL2, Panasonic Lumix S, Sigma fp
2014 bis lfd.
LeicaMBajonettanalog & digitalMesssucher & DSLMVollformat27,8 mm44 mmLeica M1954 bis lfd.
LeicaM39 (LSM)Gewindeanalog & digitalMesssucherVollformat28,80 mm35 mmLeica Type 1 & Leica Type 21930 bis lfd.
LeicaRBajonettanalogSLRVollformat47,00 mm49 mmLeicaflex, Leica R Serie1964 bis 2009
LeicaSBajonettdigitalDSLRMittelformat53 mm66 mmLeica S2008 bis lfd.
Four ThirdsFT / 4/3BajonettdigitalDSLRFT38,85 mm44 mmOlympus E, Panasonic Lumix DMC-L, Leica Digilux2003 bis 2017
Micro Four ThirdsMFT / M43 / µFT BajonettdigitalDSLMMFT19,25 mm38 mmOlympus Pen, OM-D, Panasonic Lumix G2008 bis lfd.
MinoltaABajonettanalog & digital(D)SLRVollformat & APS-C44,50 mm49,7 mmMinolta DSLR AF/Alpha/Dynax/Maxxum1985 bis 2016
MinoltaSRBajonettanalogSLRVollformat43,50 mm44,97 mmMinolta SR/MC/MD1958 bis 1998
MinoltaVBajonettanalog & digitalMesssucher & DSLRVollformat & APS-H38 mm39,7 mmMinolta Vectis S-1, Minolta Vectis S-100, Minolta Dimâge RD 30001996 bis 1999
Nikon1BajonettdigitalDSLM1″17 mm40 mmNikon 12011 bis 2018
NikonF (FX/FD)Bajonettanalog & digital(D)SLRVollformat & APS-C46,5 mm44 mmNikon F
1959 bis lfd.
NikonSDoppel-BajonettanalogMesssucherVollformat34,85 mm49 mmNikon I, Nikon M, Nikon S-Reihe, Cosina Bessa-R2S1948 bis 2005
NikonZBajonettdigitalDSLMVollformat & APS-C16 mm55 mmNikon Z2018 bis lfd.
Pentax645Bajonettanalog & digital(D)SLRMittelformat70,87 mm61,2 mmPentax 6451984 bis lfd.
PentaxK (KAF)Bajonettanalog & digital(D)SLR & DSLMVollformat & APS-C45,46 mm44 mmPentax K & div. weitere Hersteller1975 bis lfd.
PentaxQBajonettdigitalDSLM1/2,3″ & 1/1,7″9,2 mm31 mmPentax Q2011 bis 2014
SamsungKenoxBajonetanalogSLRVollformat44,5 mmSamsung SR4000 (in Südkorea als Samsung Kenox GX-1 vermarktet)1997 bis 2002
SamsungNXBajonetdigitalDSLMAPS-C25,5 mm42 mmSamsung NX Serie2010 bis 2015
Samsung NX-MBajonetdigitalDSLM1″6,95 mm38 mmSamsung NX Mini2014 bis 2015
SigmaSABajonettanalog & digital(D)SLR & DSLMVollformat44 mm44 mmSigma SA1992 bis 2018
SonyABajonettanalog & digital(D)SLRVollformat & APS-C44,5 mm49,7 mmSony α1985 bis 2016
SonyEBajonettdigitalDSLMVollformat & APS-C18 mm46,1 mmSony α (ehem. NEX)2010 bis lfd.
TamronT / T2GewindeanalogSLR, Teleskope, MikroskopeVollformat55 mm42 mm1957 bis lfd.

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Die unterschiedlichen Funktionen von Kameras und Objektiven werden häufig mit diversen Abkürzungen gekennzeichnet. Da es unter den Herstellern keine einheitlichen Bezeichnungen gibt, kann man hier schnell durcheinander kommen. Für das bessere Verständnis der obigen Tabelle ist eine Legende daher vielleicht ganz hilfreich. Neben eher speziellen Abkürzungen habe ich auch einige weitere fotografische Begriffe mit in die Tabelle aufgenommen: Fotografie-Abkürzungen.

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Letzte Änderungen:

  • Artikel und Tabelle erstellt (05.07.2023)

Version 1.0 – Stand: 05.07.2023