Börsencrash Festival 2012

Börsencrash Festival 2012

Der Einlass für das siebte Börsencrash Festival am 27.10.2012 verzögerte sich um einige Minuten und so hörte man so manchen ach so harten Metaller, der vor der Wuppertaler Börse darauf wartete, dass sich die Türen öffneten, über die Kälte schimpfen. Nachdem die Tore zur Börse schließlich geöffnet wurden, war die Kälte aber schnell vergessen.

Iron Fate

Iron FateDer Andrang war bereits verhältnismäßig groß und es deutete sich an, dass eine nicht unbeträchtliche Zahl an Besuchern den Auftritt von Iron Fate aus Goslar auf keinen Fall verpassen wollte. Kein Wunder, schließlich waren die Sachsen schon das ein oder andere Mal im Ruhrgebiet unterwegs und konnten stets einen guten Eindruck hinterlassen.

Das Börsencrash Festival eröffneten die Jungs von Iron Fate, die am Vortag noch als Besucher beim Metal City Festival XVII vorbeigeschaut hatten, pünktlich um 17 Uhr – wie bei ihren Auftritten üblich – nach einem stimmigen Intro mit dem neuen Song Hellish Queen. Die im Anschluss gespielten Stücke Lightning Bolt und Iron Fate stammten von Cast In Iron, dem aktuellen und bisher auch einzigen Longplayer der Band aus dem Jahr 2010.

Leider war der Ton nicht besonders gut abgemischt, aber Iron Fate spielten munter weiter, ließen sich nicht beirren und legten als Opener trotzdem einen wirklich guten Auftakt hin. Die Besucher, die bereits zu früher Stund anwesend waren, sahen das genauso und applaudierten hörbar. Im Vergleich zu den Openern der letzten Jahre konnten Iron Fate – subjektiv empfunden – deutlich mehr Besucher in die Börse locken.

Nach Heaven And Hell und War In The Streets von der ersten Demo konnten Iron Fate mit den beiden schnellen Stücken Rage In A Cage und Ressurection schließlich wohl auch den letzten Skeptiker überzeugen. Zum Abschluss gab es dann noch wie üblich das Judas Priest-Cover Breaking The Law obendrauf.

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The Mystery

The Mystery

The Mystery gehören quasi seit jeher zum Börsencrash Festival dazu. Kein Wunder, schließlich handelt es sich beim Gitarristen Alex Martin um einen der beiden Veranstalter des jährlichen Börsencrash Festivals.

Der letzte Auftritt von The Mystery liegt zwar nun schon einige Jahre zurück (es war 2009 als die Band zuletzt in der Börse auf der Bühne stand), insgesamt war die Melodic Metal Kombo aber – dieses Jahr mitgerechnet – schon zum fünften Mal dabei. Beim diesjährigen Festival hatte die Formation aus Heiligenhaus allerdings nicht nur ein starkes neues Album, sondern mit Iris Boanta auch gleich eine neue Sängerin, mit im Gepäck.

Nach dem Intro Doomdays Prophecy von der aktuellen Scheibe startete man mit dem genialen Opener Apokalypse 666, der mit seinem mitreißendem Refrain im Ohr blieb, ins Set, das weitestgehend aus Songs vom neuen Album bestand. Weiter ging es mit Blackened Ivory, Cashgame und Ride On, die genau wie die folgenden Stücke Death’s Lullaby, In Heaven Or Hell und Nailed To The Cross vom aktuellen Silberling stammten.

Iris Boanta überzeugte mit ihrer kraftvollen Rockstimme, die die neuen Songs deutlich härter erscheinen ließ als die alten Lieder von The Mystery. Vielleicht wurde der Fokus auch deshalb sehr auf das neue Album gelegt. Nach Outlaw wurde mit Judas Betrayed aber immerhin ein Stück vom vorletzten Album Soulcatcher aus dem Jahre 2008 gespielt, ehe die Band ihren Auftritt mit The Great Escape (natürlich auch wieder vom aktuellen Album) abrundete. Der Sound war ab der zweiten Band übrigens deutlich besser abgemischt als bei Iron Fate und so stand der perfekten Metalsause nichts mehr im Weg.

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Wizard

Wizard (die einzig wahren “Defenders of Metal” und zugegeben auch einer der Hauptgründe für mich das Festival in diesem Jahr zu besuchen) brauchten keine Aufwärmphase sondern heizten der Meute mit dem Opener Midgards Guardian direkt nach der Umbaupause schon gehörig ein.

WizardMan muss diese Truppe, die leider viel zu selten Live-Auftritte spielt, einfach lieben. Seit 1989 hat sich an der  Besetzung um Ausnahmesänger Sven D’Anna nicht viel geändert und zusammen haben die Mannen von Wizard nun schon stolze neun Alben veröffentlichen können. Und was die Band seit Jahrzehnten auszeichnet ist ihre grundsolide Art gepaart mit viel Spaß an der (Live-)Musik. Und ihre Fangemeinde – denn wo immer die Bocholter aufkreuzen, da sind ihnen epische Fangesänge und reichlich Powerfäuste gewiss. So auch in Wuppertal, wo die nächsten Songs Head Of The Deceiver und Messenger Of Death gebührend von der Meute gefeiert wurden.

Es schien förmlich so, als hätten viele Besucher nur auf Wizard gewartet. Dass Wizard erst mit dem vierten Song (nämlich Bluotvarwes) Material vom aktuellen Album …Of Wariwulfs and Bluotvarwes spielten, zeigte allerdings, dass die neue Platte nicht solch mächtige Hymnen enthält wie vorherige Scheiben. Nichtsdestoweniger war ich positiv überrascht von dem Song, da er live doch deutlich besser und mitreißender klang als auf CD.

WizardDabei beließen es Wizard dann aber auch schon an neuen Songs und konzentrierten sich lieber auf bekannte Gassenhauer wie etwa Childen Of The Night, dessen Refrain von den Fans lautstark mitgesungen wurde und mir augenblicklich Gänsehaut bereitete. Ebenfalls extrem stark waren die Stücke Betrayer und Hall Of Odin.

Mit Hammer, Bow, Axe and Sword sowie dem ultimativen Abschluss Defenders Of Metal kramten Wizard abschließend noch einmal ganz alte – aber keineswegs gealterte – Stücke aus der Trickkiste. Am Ende waren Wizard augenscheinlich selbst total überrascht von der großartigen Stimmung und es war wirklich mehr als schade, dass die Band – wohl aufgrund des strikten Zeitplans – trotz lautstarker Forderungen durch die Fans keine Zugabe spielen konnte bzw. durfte.

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Organ Ogan

Alles andere als überraschend war hingegen der Auftritt von Orden Ogan. Ursprünglich sollte die aufstrebende Power Metal Band um Sänger Seeb schon im letzten Jahr beim Börsencrash Festival spielen, allerdings musste die Band ihren Auftritt dann kurzfristig krankheitsbedingt absagen. Im diesen Jahr wurde der Auftritt deshalb nachgeholt.

Orden OganDa die Arnsberger erst einen Tag vor dem Festival ihr neues Album To The End veröffentlicht hatten, waren nicht wenige davon ausgegangen, dass man die Setlist ein wenig überarbeitet hätte. Doch weit gefehlt, im Grunde war alles wie immer. Los ging es mit dem alten Vale-Intro aus dem Jahr 2008 und dem gewohnten Opener To New Shores Of Sadness.

Wie üblich durfte auch das “Fuck You Pussy”-Spielchen als Begrüßung der Band, die nach eigener Aussage “immer die absoluten Pussys im Billing sind”, nicht fehlen. Um ihr “Pussy-Image” ad acta zu legen präsentierten Orden Ogan daher mit Land Of The Dead auch gleich einen neuen, rasanten Track, der definitiv Lust auf mehr neue Stücke machte. Zunächst stimmte die Band jedoch den Evergreen We Are Pirates an, bei dem die Fans auch fleißig mitsangen und klatschten. Das wusste auch Seeb zu kommentieren: “Singen und Klatschen funktioniert ja schon ganz gut, aber was ist mit Headbangen?” Die Chance, die Matten kreisen zu lassen, nutzten einige Besucher daraufhin auch gleich bei The Lord Of The Flies.

Nach einem kleinen Drumsolo vom neuen Knüppler Dirk Meyer-Berhorn wurden die Besucher aufgefordert, zum epischen The Things We Believe In im Wechsel mit der Band zu singen. Leider näherte sich der Auftritt damit auch schon wieder dem Ende entgegen. Zum Schluss erklärte Seeb mal wieder, dass zum letzten Song Angels War weiterhin an einem Fanvideo gearbeitet wird, so dass jeder seine Kamera zücken und das Lied aufzeichnen sollte. Am Ende gab es auch für Orden Ogan keine Zugabe.

Ein bisschen mehr Abwechslung für Fans, die die Band in der Vergangenheit schon mehrmals gesehen haben, wäre wünschenswert gewesen. Gerade vom neuen Album hätte ich schon gerne einige neue Lieder live gehört. Aber was nicht ist, das kann ja noch werden. Spätestens bei der kommenden Tour mit Rhapsody dürfte dann ruhig mal ein wenig an der Setlist geschraubt werden oder? Von der mangelnden Vielfalt aber mal abgesehen war der Auftritt von Orden Ogan wie immer durchweg positiv und das Publikum ging entsprechend gut ab.

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Kissin‘ Dynamite

Die Jungspunde von Kissin’ Dynamite aus dem Schwabenland, die sich momentan auf ausgedehnter Europatour befinden, machten als Co-Headliner im Anschluss alles richtig und zündeten ein regelrechtes Stimmungsfeuerwerk.

Kissin' DynamiteSchon der Opener Sleaze Deluxe und das folgende Sex Is War vom aktuellen Erfolgsalbum Money Sex and Power machten wieder einmal deutlich, warum die Band um Sänger Johannes Braun bereits nach drei recht unterschiedlichen Alben zur Speerspitze des Hard Rocks gehört. Aber nicht nur musikalisch überzeugten die Schwaben auf ganzer Linie, sondern auch ihr Auftreten auf der Bühne kann man nur als vorbildlich beschreiben. Bei Kissin’ Dynamite ist Langeweile einfach ein Fremdwort. Die Jungs wirbelten über die Bühne, posten fleißig für die Fotografen und interagierten prima mit den Fans. So und nicht anders kennt man das von Kissin’ Dynamite – die Band ist schlichtweg der lebende Beweis, warum Live-Konzerte erfunden wurden. Kein Wunder also, dass sich die Börse sehr gut gefüllt hatte. Einige Besucher waren sogar ausschließlich für Kissin’ Dynamite nach Wuppertal gekommen.

Dass die Band tatsächlich süchtig nach Metal ist, demonstrierte sie bei Addicted To Metal. Im Folgenden wählten die Jungs eine gute Mischung aus älteren und neuen Songs. Von den alten Songs konnten vor allem Hysteria und Love Me Hate Me restlos überzeugen.  Bei den neuen Stücken gefielen mir auch Hail To The King und natürlich das letzte Stück Money, Sex and Power sehr gut. Lediglich Welcome To The Jungle sagte mir persönlich weniger dazu. ,

Insgesamt war die Songsauswahl aber sehr gut – schließlich haben Kissin’ Dynamite trotz ihrer noch überschaubaren Zahl an Alben bereits eine Fülle an guten Live-Songs geschrieben. Lediglich auf Steel Of Swabia, das eigentlich zum Pflichtprogramm gehört, wurde verzichtet. Schwamm drüber, alles in allem ein phänomenaler Auftritt, bei dem die Menge auch entsprechend abrockte. Und so blieb Fronter Johannes abschließend auch gar nichts anderes übrig als zu kommentieren: “Der Ruhrpott rockt, aber wie! Das merken wir immer wieder!”

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Iron Savior

Eine Regel für Indoor-Konzerte besagt: Je später die Konzertabende, desto größer der Publikumsschwund. Auch in Wuppertal mussten die Headliner Iron Savior aus Hamburg einen merklichen Besucherschwund hinnehmen. Den Stimmungspegel der das Dynamit küssenden Stimmungskanonen mit ihrem energiegeladenen Auftritt konnten die Nordlichter mit ihrem klassischen Power Metal zwar nicht halten, dafür hatte der Headliner des Abends jedoch die meiste Spielzeit zur Verfügung, um die verbliebenen Besucher mit einer Vielzahl an tollen Stücken zufriedenzustellen.

Iron SaviorNach dem Intro Descending legten Iron Savior mit dem temporeichen Stück Starlight vom aktuellen Album einen super Auftakt hin. Jedem verbliebenen Besucher wurde eindrucksvoll klar gemacht, warum es sich lohnte, noch in der Börse zu verweilen. Mit einem astreinen Sound lieferte die 4-Mann-Kombo um Sänger und Gitarrist Piet Sielck einen guten Song nach dem anderen ab. Dabei spielte es keine Rolle, ob es sich um neue Stücke wie The Savior mit seinem packenden Refrain,  das epische Hall Of Heroes oder die Metalhymne Heavy Metal Never Dies vom aktuellen Album The Landing oder ältere Songs wie etwa The Omega Man (übrigens benannt nach dem gleichnamigen Film mit Charlton Haston, wie Fronter Piet erklärte) oder Condition Red handelte.

Im Verlauf der Show wurde mit Ausnahme vom Dark Assault-Album von allen sieben Scheiben, die die Band seit ihrer Gründung 1996 aufgenommen hat, mindestens ein Lied gespielt. So bekamen selbst jene Besucher, die Iron Savior noch nie zuvor live gesehen hatten (was angesichts der ziemlich raren Auftritte vermutlich gar nicht mal so wenige gewesen sein dürften), einen kleinen Einblick in die Schaffensphase der Hamburger.

Gegen Ende des Auftritts dominierten dann die ganz alten Stücke. So folgten auf das starke Coming Home vom zweiten Album ein Medley aus Iron Savior und Watcher In The Sky sowie Atlantis Falling vom selbstbetitelten ersten Album der Band aus dem Jahr 1997. Zum Ausklingen gab es zum zweiten Mal an diesem Abend den Judas Priest-Klassiker Breaking The Law auf die Ohren.

Mit dem Auftritt von Iron Savior, der neben Wizard und Kissin’ Dynamite zu meinen persönlichen Highlights des Festivals zählte, fand das siebte Börsencrash Festival, das auch in diesem Jahr wieder zu den Pflichtterminen im Herbst gehörte, um kurz nach 0 Uhr seinen würdigen Abschluss.

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