Ohne um den heißen Brei herum zu reden: Selten hat ein Festival einen solch stimmigen Auftakt erfahren, wie das dritte German Swordbrothers Festival, das am 08.03.2014 im Lükaz in Lünen über die Bühne ging. Die Leipziger Heavy-Metal-Band Prowler, die das Festival gegen 17 Uhr eröffnete, stellte am frühen Abend eindrucksvoll unter Beweis, warum sich ein frühes Erscheinen auf Konzerten lohnt.
Prowler boten astreinen Heavy Metal mit allem was dazu gehört: Fetzige Gitarren, eine geniale Stimme von Sänger Ronny Dietrich und eine ausgelassene Bühnen-Performance. Die Mischung ging ohne Frage auf. Kein Wunder also, dass sich das Lükaz zügig füllte und die Meute Prowler augenblicklich abfeierte.
Die Musik von Prowler kam sogar so gut an, dass kurz nach Ende des Auftritts schon alle Silberlinge der aktuellen EP Hard Pounding Heart vergriffen waren. Die Leipziger hatten scheinbar nicht damit gerechnet, so gut anzukommen. Von eben jener EP stammten auch die allesamt starken Stücke Motorcycle Of Love, Hard Pounding Heart und Out Of The Night, die vom Publikum bestens aufgenommen wurden. Aber auch neues Song-Material wie Stallions oder das Saxon-Cover Princess Of The Night mit dem der Auftritt dann auch leider schon sein Ende fand, konnten restlos überzeugen.
Auf Prowler muss man in Zukunft ein Auge werfen – definitiv die erste dicke Überraschung des Abends! Bleibt zu hoffen, dass die Jungs bald wieder den Weg in den Ruhrpott finden.
Setlist:
Paranoia
Motorcycle Of Love
Freedom
Stallions
Hard Pounding Heart
Mischief & Co
Out Of The Night
Prowler
Princess Of The Night (Cover)
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Die Power-Metal-Formation We Are Legend aus Balingen, auf deren Auftritt ich sehr gespannt war, hatte im Anschluss einen etwas schweren Stand. Zum einen hatte die Band schon im Vorfeld auf Facebook angekündigt, dass der Auftritt in Lünen etwas anders ausfallen würde als gewohnt, da Siggi Maier, seines Zeichens Gründungsmitglied und zweiter Gitarrist der Truppe, aufgrund einer Schulter-OP nicht auftreten konnte. Daher musste die Band etwas improvisieren. Zum anderen lichteten sich unerklärlicherweise die Reihen vor dem Auftritt etwas.
Doch die Band mit dem selbstbewusst klingenden Namen ließ sich von alledem nichts anmerken; sondern stellte mit dem Opener Enemy Within vom Debüt-Album Rise Of The Legend gleich unter Beweis, wofür We Are Legend steht: Epische Keyboardsolos, fette Gitarren und mehrstimmiger Gesang, angeführt von Fronter Selin Schönbeck.
Zwar fehlten die Backing-Vocals vom zweiten Gitarristen, doch auch Gitarrist Dirk Baur, bekannt als Bassist von Coronatus, und Aislan, ein neuer Sänger, der erst zum zweiten Mal für We Are Legend auf der Bühne stand, steuerten hier und da ihre Stimmen bei. Selins vielseitiger größtenteils hoher Gesang und Aislans tiefe Bassstimme ergänzten sich vorzüglich, auch wenn der Sound von We Are Legend vielleicht nicht ganz optimal abgemischt war.
Insgesamt klangen We Are Legend aber erfrischend spritzig und Dank ihres eigenständigen mal druckvollen, mal gefühlvollen Sounds konnte sich die Truppe vom Teilweise recht übersättigten Power-Metal-Genre deutlich abheben. Hervorheben muss man an dieser Stelle etwa das geniale Stück This Holy Dark, zu dem die Band auch ein Video gedreht hat. Bei diesem Song kamen der mehrstimmige Gesang und die Keyboardanteile, übrigens ebenfalls gespielt von Sänger Selin, besonders gut zur Geltung. Aber auch die übrigen Stücke vom Debüt-Album wie z.B. March Of The Living oder Only Time Can Tell strotzten vor Potential.
Trotz der etwas erschwerten Bedingungen haben We Are Legend sicher das beste aus ihrer Spielzeit gemacht und einen energiegeladenen Auftritt hingelegt. Lediglich das Publikum hätte die Band ein wenig mehr unterstützen können. Allerdings stachen We Are Legend mit ihrem melodischen Power Metal und den Keyboard-Einlagen auch ein wenig aus dem ansonsten eher traditionell geprägten Heavy-Metal-Billing heraus, weshalb nicht jeder Besucher warm mit der Truppe wurde.
Setlist:
Enemy Within
Pale Moonlight
Rise Of The Legend
March Of The Living
Out
Only Time Can Tell
This Holy Dark
Hungry Mirrors
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Mit deftigem Heavy Metal ging es Anschluss bei den Urgesteinen von Metal Witch aus Wedel bei Hamburg weiter. Die Nordlichter boten während ihrer rund 45minütigen Spielzeit eine Heavy-Metal-Sause nach allen Regeln der Kunst. Von Beginn an nahm Frontsau – der Name ist hier wirklich noch Programm! – Kay Rogowski, anfangs mit Lederjacke und Fliegerbrille, später dann mit Kutte bekleidet, das Publikum in seinen Beschlag, während seine Bandkollegen sprichwörtlich alles aus ihren Instrumenten herausholten.
Obgleich Metal Witch schon 1985 gegründet wurde, dauerte es über zwei Jahrzehnte bis 2008 mit Risen From The Grave ein Debüt-Album veröffentlicht werden konnte. Zwei Jahre nach Bendgründung hatte sich die Formation allerdings auch getrennt, seit 1997 ist Metal Witch aber wieder aktiv. 2014 soll nun endlich ein neues Album folgen. Die Werbetrommel hätten die Mannen sicher nicht besser rühren können als mit ihrem Auftritt der Extraklasse, bei dem sowohl altes als auch neues Material wie z.B. Still Going Strong gespielt wurde.
Vom Debüt-Album stammte etwa Believe In The Power Of Rock, eines der ersten gespielten Stücke, das nur so vor Power und Spirit strotze. Auch Valley Of The Kings und Hammer On Anvil reihten sich nahtlos in die Riege der starken Songs ein. Gänsehaut-Soli am Fließband und ein röhrender Gesang vom feinsten zeichneten die Songs von Metal Witch aus – so und nicht anders muss Heavy Metal klingen!
Sänger Kay unternahm während des Auftritts hin und wieder Ausflüge ins Publikum bzw. erkundete vielmehr die Location während er weiter seinen markanten Gesang beisteuerte. Auch für ein spontanes Foto-Shooting mit den Fans vor der Bühne war während eines Songs natürlich Zeit. Schon kurz nach Beginn des Auftritts von Metal Witch dankte Kay – wie auch schon die beiden vorherigen Bands – den Veranstaltern, dem Publikum und allen weiteren Beteiligten für dieses geile Festival.
Während des gesamten Auftritts wirkte das Publikum wie ausgetauscht. Die Powerfäuste flogen durch die Luft und die Headbangerfraktion ließ ihre Matten kreisen. Auch der erste Stagediver des Abends sprang von der Bühne in die Menge. „Vergesst uns nicht“, forderte Fronter Kay gegen Ende des Auftritts, bevor der Kracher Curse Of The Wolf dafür sorgte, dass auch dem letzten Zweifler die Latschen aus den Schuhen flogen. „Wir sind Metal Witch„, verkündete Kay schließlich weiter und mit gleichnamigem Stück, einem waschechten Rausschmeißer, endete ein für die meisten Besucher sicher unvergesslicher Auftritt dann leider auch schon wieder.
Während die Meinungen zur vorherigen Band We Are Legend weit auseinander gingen, waren sich die meisten Besucher nach dem Auftritt einig: Metal Witch zählte ohne Zweifel zu den Abräumern des Festivals, manch einer hielt die Kombo sogar für die beste Band des Abends, dabei standen ja immerhin noch drei weitere namhafte Bands auf dem Plan. Auch bei Metal Witch gingen übrigens im Laufe des Festivals die Tonträger aus.
Setlist:
Faster Than A D-Train
Believe In The Power Of Rock
The Heart Of England
Valley Of The Kings
Ladies In Black
Hammer On Anvil
Ready To Burn
Still Going Strong
The Curse Of The Wolf
Metal Witch
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King Leoric aus dem niedersächsichen Wolfenbüttel betrieben ebenfalls sehr gute Werbung für ihre Musik, was sich nach dem Gig am gut besuchten Merchandise-Stand bemerkbar machte. Schon vor Beginn ihres Auftritts machte die 1998 gegründete Power/Heavy-Metal-Band bereits mit einem ansehnlichen Backdrop-Banner auf sich aufmerksam, das König Leoric – übrigens ein Charakter aus der Videospielreihe Diablo – zeigte.
Musikalisch boten die Männer um Sänger Jens Wunder teutonischen Metal der alten Schule ohne viel Schnickschnack. Nach dem gelungenen Opener King Leoric Is Rising vom Debüt-Album Piece of Past sorgte Frontmann Jens direkt für einige Sympathiepunkte, indem er verkündete: „Das war die erste und letzte Ansage…“, nur um nach einer Pause nachzuschieben: „…vor dem nächsten Song!“
Die Masse, die King Leoric ordentlich abfeierte, forderte kurz darauf lautstark Thunderforce vom gleichnamigen Album, doch die Band spielte stattdessen den Kracher Stormclouds vom Thunderforce-Album. Allerdings erklärte die Band auch, dass sie an diesem Abend einige lange nicht gespielte Lieder präsentieren würde. Zum ebenfalls gelungenen Stück Master Of The Kings interagierte Sänger Jens mit dem Publikum und animierte es zum Mitsingen, bevor anschließend mit Time Steals Your Days eine weitere temporeiche Nummer folgte.
Die Band war augenscheinlich bestens gelaunt, was sich nicht nur an der Spielfreude erkennen ließ, sondern auch an den gelegentlichen Sprüchen. Zwischen den Songs schnappte Jens irgendwo das Wort „Brüste“ auf, worauf einer seiner Bandkollegen verkündete: „Da musst du dich nur ausziehen!“
Den letzten Song, das epische Warriors Tune, nutzen King Leoric, um auf 15 Jahre Bandgeschichte zurückzublicken. „Alles was sich komisch anhört, ist altersbedingt“, meinte Jens, doch von wegen alt: King Leoric klangen gut und routiniert, aber bei Weitem nicht altbacken! Gods Of Heavy Metal stellte schließlich den Abschluss des überaus gelungenen Auftritts dar.
Setlist:
King Leoric Is Rising
Cry In The Night
Downstairs
Stormclouds
Roll The Dice
Master Of The Kings
Time Steals Your Days
Warriors Tune
Gods Of Heavy Metal
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Alte Bekannte im Lünen waren als nächstes an der Reihe: Die Rede ist von niemand geringerem als Warrant, die zuletzt vor rund zwei Jahren zusammen mit Iron Fate, Dragonsfire und Lonewolf beim Metal City Festival XIV im Lükaz auftraten.
Nach einem Soundcheck, bei dem viele Besucher wohl dachten, dass die Band schon angefangen hätte, legte das Düsseldorfer Trio dann mit The Rack und Bang That Head los. Bei Warrant ist es quasi Tradition, dass Fans auf die Bühne kommen dürfen, um mit der Band abzurocken. So auch dieses Mal beim dritten Lied Ready To Command. Anders als beim Metal City Festival versammelten sich dieses Mal allerdings nur zwei augenscheinlich doch gut angeheiterte Spaßbacken auf den Brettern.
Im Anschluss holte Sänger und Bassist Jörg Juraschek zu einer etwas längeren Story aus. Er erzählte, dass ihm ein Obdachloser aus Amerika via Facebook geschrieben habe, dass er über Jahre nur einen Kassettenrekorder mit einem Tape besaß, auf dem sich der Song Nuns Have No Fun befand. Natürlich spielten Warrant diesen Song und widmeten ihn auch gleich dem Amerikaner.
Weiter ging es mit Satan und dem neuen Stück Keep Me In Hell. Ein neuer Song weckt natürlich immer die Hoffnung auf ein neues Album, was auch dringend nötig ist, denn seit dem Debüt-Album The Enforcer von 1985 warten die Fans auf einen zweiten Longplayer. Apropos Enforcer: Der beim Publikum überaus beliebte Enforcer, der bei jedem Auftritt im Henkerskostüm gekleidet auf die Bühne kommt, um seine Axt kreisen zu lassen, lag leider erkrankt daheim in Düsseldorf auf der Couch. Gute Besserung an dieser Stelle.
Nachdem die anfängliche Trauer verflogen war, zog es aber zu The Enforcer gleich wieder einige Fans auf die Bühne, um anstelle des Enforcers mit der Band abzufeiern.
Warrant lieferten – auch ohne den Enforcer – einen souveränen Auftritt ab und stellten damit einen würdigen Co-Headliner dar.
Setlist:
Intro
The Rack
Bang That Head
Ready To Command !!
Nuns Have No Fun
Satan !!!
Keep Me In Hell
All The Kings Horses
Scavenger’s Daughter
Cowards Or Martyrs
The Enforcer
Ordeal Of Death
Torture In The Tower
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Nach einer letzten Umbaupause traten schließlich die Männer von Atlantean Kodex aus dem bayrischen Vilseck auf die Bühne. Ohne Umschweife wurde direkt mit dem langen Opener Enthroned In Clouds And Fire vom aktuellen Album The White Goddess aus dem Jahr 2013 ins Set gestartet.
Mit ihrem Heavy Metal mit unverkennbaren Doom-Einflüssen traf Atlantean Kodex zwar auch nicht jedermanns Geschmack, dennoch blieb das Lükaz auch zu später Stund weiterhin gut gefüllt, wenngleich die Stimmung einen Hauch weniger enthusiastisch war, als noch bei den drei vorherigen Heavy-Metal-Kapellen. Vor der Bühne ging es auch weiterhin relativ eng zu, obwohl – wie bei Konzerten im Lükaz üblich – einige Besucher bereits die Heimreise angetreten hatten, um einen der letzten Züge zu erwischen. Die verbliebenen Fans machten allerdings gehörig Lärm und sangen fleißig mit. Genau dies wurde von Sänger Markus Becker, dessen Stimme an diesem Abend etwas angeschlagen war, auch immer wieder gefordert. Trotz einiger Abstriche bei höheren Stimmlagen, war es richtig, die einzige NRW-Show von Atlantean Kodex im Jahr 2014 durchzuziehen.
Wer die 2005 gegründete Band zuvor noch nicht kannte, dem wird vermutlich aufgefallen sein, dass fast alle gespielten Stücke länger als 10 Minuten gingen. Langeweile kam trotz der Überlänge vieler Songs jedoch nicht auf. Im Gegenteil: Der epische Gassenhauer Sol Invictus mit seinem majestätischen Refrain oder Temple of Katholic Magick, mit dem sich die dritte Auflage des German Swordbrothers Festival dann auch leider „schon“ dem Ende entgegenneigte, ließen überhaupt keine Ruhepausen zu, wenngleich einige Stücke hier und da auch etwas schwerfällige Parts zu bieten hatten.
Abschließend bleibt eigentlich nichts weiter übrig, als es Atlantean Kodex gleichzutun, und Veranstalter Christian Ernsting und seiner Crew für den grandiosen Konzertabend zu danken, der doch einige Überraschungen in petto hatte. Man darf gespannt sein, ob es im nächsten Jahr ein viertes German Swordbrothers Fetival geben wird und wenn ja, welche Metal-Bands man dann auffahren wird. Denn eines ist nach diesem Abend klar: Das Billing von 2014 toppt man sicher nicht so leicht!
Setlist:
Enthroned In Clouds And Fire
From Shores Forsaken
Sol Invictus
Heresiarch
A Prophet in the Forest
Twelve Stars and an Azure Gown
Pilgrim
Marching Homeward
Temple of Katholic Magick
The Atlantean Kodex
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