Vexillum, Visions Of Atlantis & Rhapsody Of Fire

Vexillum, Visions Of Atlantis und Rhapsody Of Fire am 17.02.2011 in der Live Music Hall in Köln – ein Abend voller Glanz und Gloria, voller Triumph und Agonie…

VexillumBeim Sabaton-Konzert hatten wir es vor einiger Zeit nicht in die erste Reihe geschafft, daher waren wir dieses Mal schon sehr frühzeitig in Köln. Gegen 18 Uhr war es vor der Halle zum Glück noch recht leer. Und auch bei Einlass gegen 19 Uhr war es nicht annähernd so voll, wie bei anderen Konzerten in der Live Music Hall. Somit war uns ein Platz in der ersten Reihe sicher. Erstaunlich war, dass die Bühne sehr hoch aufgebaut war (mind. 1,60 Meter) und es keinen Fotograben gab, so dass man zwar von hinten gut sehen konnte, kleine Menschen vorne jedoch eine Nackenstarre bekamen.

Vexillum aus Italien, die ihr erstes Album The Wandering Notes vorstellten, eröffneten den Abend pünktlich um 20 Uhr und spielten auf die Sekunde genau 30 Minuten. Machte die recht junge Band auf Myspace noch einen recht guten Eindruck, enttäuschte der Live-Auftritt doch ziemlich.

Der Sound war überhaupt nicht so kraftvoll, wie auf den Liedern auf Youtube bzw. auf der aktuellen CD. Die Instrumente waren leider gar nicht gut abgemischt, so dass lediglich ein Brei von Instrumenten zu vernehmen war. Das Keyboard ging mal wieder fast gänzlich unter. Wenn man schon ein Keyboard nutzt, dann muss es auch gut zu hören sein. Und auch der Stimme fehlte es etwas an Power.

VexillumDabei machten Vexillum zumindest optisch einen positiven Eindruck. Einheitlich uniformiert in schottischer Kluft, bewegten sie sich viel auf der Bühne und versuchten, so die Stimmung anzuheizen. Jedoch ließen sich nur wenige Fans animieren.

Die fünf präsentierten Lieder Neverending Quest, The First Light, Avalon, The Brave And The Craven und The Traveller stammten alle vom aktuellen Album. Die ersten vier davon wurden übrigens in der gleichen Reihenfolge gespielt wie auf der CD – von der ersten Demo fand kein Lied den Weg auf die Bühne. Kann man nur hoffen, dass bei der Abmischung Murks gemacht wurde oder Vexillum einen schlechten Tag erwischt hatten, denn im Netz findet man viele positive Berichte über Vexillum.

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Visions Of AtlantisExakt 15 Minuten später gingen Visions Of Atlantis aus Österreich an den Start, die nach etlichen Besetzungswechseln (so ist die Griechin Maxi Nil etwa die nunmehr vierte Sängerin seit der Gründung im Jahr 2000) eine Vorschau auf das neue Album, das den Titel Delta trägt, gaben.

Ich hatte Visions Of Atlantis April 2008 als Vorband von Firewind und Kamelot in der Weststadthalle (in der leider kaum noch Konzerte stattfinden) in Essen gesehen und im Vergleich zu Damals waren sie vorgestern eine ganz andere Hausnummer!  Insbesondere die neue Sängerin sorgte für frischen Wind auf der Bühne. Ein paar Kleinigkeiten habe ich dennoch zu bemängeln.

Zwar legten Visions Of Atlantis viel Spielfreude an den Tag, boten viel drumherum und bemühten sich redlich, die Fans für die nachfolgende Band heiß zu machen – leider nur mit mäßigem Erfolg . Sänger Mario Plank wirbelte energisch über die Bretter, während seine Duett-Partnerin elegant über die Bühne wehte. Die Instrumente klangen relativ gut – Maxis Stimme ging nur leider etwas darin unter oder wurde von Mario übertönt. Schieben wir das mal auf die Abmischung, denn die neuen Lieder klangen allesamt sehr gut und machten Lust auf mehr, auch wenn noch Luft nach oben besteht.

Visions Of AtlantisZu den gespielten Liedern, kann ich nicht allzu viel schreiben, da ich die neuen Lieder nicht kannte und keine Setlist auslag oder ich zumindest keine gesehen habe. Es wurden allerdings hauptsächlich neue Songs wie z.B. Black River Delta oder New Dawn gespielt. Von älteren Scheiben wurde glaube ich nur Trinity performed.

Daher kannten viele Fans auch die neuen Lieder noch nicht und somit hielt sich das Mitsingen sowie die Stimmung in Grenzen – der sprichwörtliche Funke wollte nicht so recht überspringen.

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Es folgte eine längere Pause, ehe um 22 Uhr endlich die Lichter ausgingen, obwohl der kurze Umbau (die Bühne – Pappmascheewände-/Plattformen und ein gigantisches Logo von Rhapsody – war schon von Anfang präpariert und musste nur aufgedeckt werden) und der mehr als knappe Soundcheck (hätte doch erwartet, dass da etwas mehr abgestimmt wird, aber vielleicht hatte man auch schon vor Konzertbeginn einen kurzen Durchgang erprobt) sehr zügig von Statten gingen.

Rhapsody Of Fire betraten dann nach dem Intro Dar-Kunor, das die Götter des Symphonic Metal noch namentlich ankündigte und augenblicklich Gänsehautstimmung verbreitete, die Bühne und legten mit Triumph or Agony direkt wuchtig los – sowohl das Intro als auch das Lied stammten vom Triumph Or Agony-Album aus dem Jahre 2006. Sofort standen die Nackenhaare senkrecht und die Stimmung war bereits jetzt um Längen besser als bei den Vorbands.

Rhapsody Of Fire

Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass die Band mit den erfahrenen Musikern, allen voran Luca Turilli an der Lead-Gitarre, der die Fantasygeschichten auf den Alben maßgeblich komponiert, schon seit 1993 die Welt mit ihrem genialen Mix aus Power Metal, Klassik und Filmmusik verwöhnt! Der Bass, gezupft von Patrice Guers, dröhnte in der ersten Reihe sowas von Brutal aus den Boxen – eine Dampframme im positiven Sinne 🙂 Als Unterstützung an der Begleitgitarre fungierte Dominique Leurquin, der seit dem neuen Jahrtausend stets für die Live-Konzerte hinzugezogen wird. An den Drums saß der Deutsche Alex Holzwarth, bekannt durch Avantasia oder als Aushilfe bei Blind Guardian. Alle Instrumente waren sehr gut abgemischt, lediglich das (bei Rhapsody natürlich sehr wichtige) Keyboard, bespielt von Alex Staropoli, ging zu Beginn noch etwas im Sound unter – dies wurde aber zügig angepasst. Fabio Liones Gesang hingegen war von Anfang an erstklassig!

Beim nächsten gespielten Song (Knightrider Of Doom) ging man noch etwas weiter zurück in der Bandgeschichte – er ist auf dem Album Power Of The Dragonflame aus dem Jahr 2002 zu finden, wobei der namensgebende Song des Albums im Laufe des Abends leider nicht gespielt werden würde. Die alten Stücke sind dennoch – meiner Meinung nach – ein Ticken besser als die (meisten) aktuellen Songs – natürlich gibt es da auch Ausnahmen. Im Verlauf des Abends würden jedenfalls noch viele weitere Klassiker für Freude in Live Music Hall sorgen 🙂

Das eher langsame The Village Of Dwarves begann mit einem Einspieler vom Laptop, bevor die Band dann wieder vollends loslegte. Der nächste richtige Knaller (Unholy Warcry) litt etwas darunter, dass der Backgroundgesang bzw. die Erzählstimme nur vom Band kamen – etwas unschön. Natürlich muss man nicht Christopher Lee , der bei einigen Alben mitgewirkt hat, höchstpersönlich ankarren, aber irgendeinen Gastsänger/-Sprecher dabei zu haben, wäre schon wünschenswert, da er die Atmosphäre möglicherweise noch authentischer wirken lassen könnte…

Neben Unholy Warcry folgte vom Symphony Of Enchanted Lands II-Album nun noch Guardiani Del Destino, das wieder etwas ruhiger anmutete. Der Stimmung tat das keinen Abbruch.  Land of Immortals vom Legendary Tales-Album Anno 1997 war das bis dato älteste Lied der Truppe – wie es sich gehört kannte dennoch so ziemlich jeder im Publikum auch diesen ganz alten Song.

Mit On The Way To Ainor wurde das erste Lied vom aktuellen Album The Frozen Tears Of Angels (von der neueren EP, die mehr wie ein Hörspiel daherkommt, wurden übrigens keinerlei Lieder gespielt) zum Besten gegeben – und der Superlativ ist hier denke ich gerechtfertigt: Das Lied markierte für mich den vorläufigen Höhepunkt und auch der Fangesang beim Refrain wurde immer lauter. Allerdings fiel es der Meute nicht so leicht gegen die instrumentale Wucht sowie die schon recht hohe Lautstärke anzukommen – die Live Music Hall war leider auch bei Weitem nicht ausverkauft. Man konnte z.B. ohne Probleme bis fast ganz nach vorne Durchlaufen, da sich das Publikum doch sehr weitläufig verteilt hatte.

Damit sich die Bandmitglieder ein wenig erholen konnten, bebte die Halle nun unter einem langen, brachialen Drumsolo mit dem Titel Tharos Holy Rage, ehe Dawn of Victory schließlich auch den letzten Fan aus den Latschen haute. Der Refrain…

„For Ancelot
the ancient cross of war
for the holy town of gods
Gloria, gloria perpetua
in this dawn of victory“

will mir nicht mehr aus dem Kopf gehen… Einfach unbeschreiblich, wie stimmungsgeladen dieses Lied sowohl von der Band als auch vom Publikum vorgetragen wurde. Bei diesem Lied konnte einfach niemand ruhig bleiben. Genial!!

Bei der Ballade Lamento Eroico (vom Power Of The Dragonflame-Album), bei der Fabio seine Gesangsleistung vollends unter Beweis stellte, konnten sich die Gemüter dann erst einmal wieder etwas abkühlen – leider wurden auch hier wieder kleinere Passagen vom Laptop eingespielt. Ich kann mich damit nicht so ganz anfreunden – entweder ganz oder gar nicht…

Weiter ging es jedenfalls mit dem nächsten bombastischen Titel Holy Thunderforce (wieder vom Dawn Of Victory-Album, das meiner Meinung nach auch eins der besten, da aggressivsten Alben ist),  der den Namen auf jeden Fall verdiente, so wie die Halle unter dem donnernden Korrelat aus Band und Publikum bebte!

Ein wirklich geniales Basssolo namens Dark Prophecy, bei dem die einfachen Keyboardsounds zur Untermalung leider ebenfalls vom Band kamen, folgte im Anschluss – das Argument „Sonst ist es ja kein Solo“ zieht meiner Meinung nach nicht, da die Drums ebenfalls im Hintergrund gespielt wurden. Patrice Guers holte jedenfalls wirklich alles aus seinem übrigens nur 4-Saitigen Bass heraus!

Sea Of Fate (erst das zweite Lied aus dem aktuellen Album!) hinterließ einen sehr guten Eindruck, ebenso wie die verlängerte Version von The March Of The Swordmaster, bei der das Publikum noch einmal alles geben konnte, ehe die reguläre Spielzeit dann auch schon vorbei war und die Band die Bühne verließ.

Die sofort einsetzenden Zugaberufe sorgten dafür, das nur Augenblicke später ein Einspieler startete. Fans erkannten sofort, dass er zu Reign Of Terror vom momentanen Album gehörte. Und so kam die Band dann noch einmal auf die Bühne und spielte das Lied zu Ende. Ein bekanntes Lied fehlte nun natürlich noch: Genau, die Rede ist von Emerald Sword (ebenfalls in einer längeren Version gespielt), das bereits im Jahre 1998 auf der Symphony Of Enchanted Lands-CD erschien und für ein fulminantes Ende sorgte. Passend zum Lied hielt ein Fan sogar ein Kunstschwert in die Luft!

Rhapsody Of Fire

Das waren eineinhalb Stunden pure Unterhaltung durch eine Ausnahmeband ohne viel Drumherum – zwischen den Liedern wurde nur wenig erzählt; es gab keine Anekdoten, sondern nur Liedankündigungen oder Danksagungen an das frenetische Publikum. Es wurden sehr viele gute Lieder aus vielen verschiedenen Alben gespielt – natürlich hätte man noch ein paar andere tolle Titel spielen können, aber man kann ja nicht alles haben. Gepaart mit den virtuosen Leistungen der einzelnen Bandmitgliedern war dies eins der besten Konzerte seit Langem – nur schade, dass die Band für die orchestralen Parts immer noch auf Samples zurückgreift.

Die Live Music Hall in Köln gefällt mir jedenfalls immer besser. Der Sound war – zumindest bei Rhapsody (wie auch schon beim Sabaton-Konzert vor einiger Zeit) – wieder sehr gut und übermäßig heiß war es dieses Mal auch nicht – was daran daran gelegen haben mag, dass die Halle nur gut zur Hälfte gefüllt war und draußen Wintertemperaturen herrschten. Dass die beiden Vorbands noch etwas mehr überzeugen hätten können, wäre natürlich wünschenswert gewesen, dennoch wird dieser Abend den anwesenden Fans dank der Sause von Rhapsody Of Fire in bester Erinnerung bleiben!

Setlist:

Dar-Kunor (Intro)
Triumph or Agony
Knightrider of Doom
The Village of Dwarves
Sea of Fate
Guardiani Del Destino
Land of Immortals
On the Way to Ainor
Drum Solo (Tharos Holy Rage)
Dawn of Victory
Lamento Eroico
Holy Thunderforce
Bass Solo (Dark Prophecy)
Unholy Warcry
The March of the Swordmaster

Zugaben:
Reign of Terror
Emerald Sword

Natürlich musste ein Tourshirt abgegriffen werden, ehe wir uns auf eine „Chaos-Rückfahrt“ machten: Mit der S12 ging es zunächst von Köln Ehrenfeld bis zur Mese/Deutz, von dort an mit der S6 über den Kölner zum Düsseldorfer Hauptbahnhof, wo die S-Bahn wegen eines „Triebwerksschadens“ (O-Ton des Schaffners) abgestellt werden musste. Der Ersatzzug, der schon auf dem benachbarten Gleis bereit stand, hörte sich schließlich an, als würde er jeden Moment auseinander fallen. Bei einer Nachtbaustelle verzögerte sich die Weiterfahrt wenig später erneut. Zu guter Letzt sorgten noch Anzeigefehler bei den Signalanlagen für etliche weitere Verspätungsminuten. Jede unnötige Haltestelle fühlte sich derweil an, wie Kerzenwachs auf nackter Haut. Und so kamen wir endlich kurz nach halbdrei in Essen an – und obwohl wir in einer angeblichen Großstadt der Kulturfreundlichkeiten leben, hält es die EVAG nicht für nötig, Nachtexpresse zu dieser Uhrzeit einzusetzen. Also wurden, wie so oft nach einem anstrengenden Konzertabend, die Füße in die Hand genommen und der weitere Nachhauseweg per pedes zurückgelegt… 😉

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